Schlaglöcher in Serie zwingen die Stadt zur Flickschusterei
Die Reparaturen werden sich bis in den Sommer ziehen — und vielerorts ein Provisorium bleiben. Geld für nachhaltige Sanierungen hat die Stadt nicht. Auch um Brücken und Treppen steht es schlecht.
Wuppertal. Wie in etlichen NRW-Städten spitzt sich die Lage auf den Wuppertaler Straßen dramatisch zu — und der Winter der Schlaglöcher ist noch lange nicht zu Ende: Während auf den Autobahnen selbst neu asphaltierte Flächen auf ganzer Länge aufbrechen — wie etwa am Katernberg oder am Sonnborner Kreuz —, sieht es auf etlichen Straßen in städtischer Regie noch übler aus.
Schon jetzt geht das Verkehrsressort davon aus, bis zum Sommer mit der Beseitigung der schlimmsten Schäden zu tun zu haben. „Von einer systematischen Straßenerhaltung kann dabei keine Rede sein“, unterstreicht Abteilungsleiter Uwe Seidel auf WZ-Nachfrage.
Das sind die nackten Zahlen: Auf mehr als 130 Millionen Euro beziffert die Stadt Wuppertal mittlerweile den Sanierungsstau allein auf ihren Straßen. Ingenieurbauwerke wie Brücken und Stützmauern sind in diese bereits einige Monate alte Schätzung noch gar nicht einbezogen. Für die Beseitigung von Winterschäden hat die Stadt nach dem vergangenen Winter alleine 500.000 Euro locker machen müssen. Davon entfielen 100.000 Euro auf Notreparaturen, um den Verkehr zu sichern.
„Das ist Geld aus dem Budget, das dann für andere Projekte fehlt“, betont Stadtsprecherin Martina Eckermann. Eine genaue Schadensliste könne man zwar erst nach dem Winter aufstellen — aber schon jetzt zeichne sich ab, dass man die 500.000 Euro-Marke auch 2011 erreicht.
Derzeit sei man noch an dem Punkt, die allerschlimmsten Löcher in den Straßen provisorisch mit Kalt-Asphalt zu schließen, bevor es — im besten Fall — nach dem Winter an eine dauerhafte Reparatur geht. „Intensivst“ begehe und befahre man dazu die öffentlichen Straßen und Wege und gehe auch Bürgerhinweisen nach, um Schlaglöcher zu entschärfen — und das auch auf Anforderung der Polizei: Sollte sich über Nacht ein besonders gravierender Schaden auftun, der den Verkehr gefährdet, rückt die Bereitschaft aus.
Nach Angaben der Verwaltung hält sich die Zahl derer, die die Stadt Wuppertal für Schlaglochschäden an ihren Wagen haftbar machen wollen, derzeit noch in Grenzen. Mit drei bis fünf Fällen habe man im Jahr zu tun — und wenn, dann müssten der Stadt grobe Versäumnisse bei der Instandhaltung ihrer Straßen nachgewiesen werden.
Sorgen bereitet da viel mehr der Umstand, dass es auch um Ingenieurbauwerke wie Brücken und Treppen schlecht steht: Wie berichtet, standen schon vor diesem Winter mehr als 50 Brücken und Treppen auf der schwarzen Liste — und die Stadt kündigte offen an, bei der Instandsetzung der Infrastruktur in Zukunft Prioritäten setzen zu müssen.
Die Liste besonders betroffener Straßen wird schon jetzt immer länger: Dazu gehören die B 7 in Höhe des Bayer-Werks, die Haeselerstraße, die Briller Straße, der Westfalenweg, die Öhder Straße, das Rauental, die Dahler Straße, die Heckinghauser Straße, die Schützenstraße oder auch die Hatzfelder Straße.
Da hat teilweise gefährliche Auswirkungen. Er beobachte immer häufiger, dass auf der Landesstraße zwischen Langerfeld und Beyenburg Autofahrer auf die Gegenfahrbahn ausweichen, berichtet ein Anwohner der WZ. „Nur damit sie nicht durch die Schlaglöcher müssen. Das ist lebensgefährlich.“