Kriminalität Schleuser-Ring zerschlagen: 40 Beschuldigte - aber noch keine Anklage

Schwerpunkt einer großen Razzia gegen Schleuser im Juli 2016 war Wuppertal, 200 Beamte waren im Einsatz. Doch die Ermittlungen dauern immer noch an.

Foto: Stefan Fries

Wuppertal. „Wir haben die Schleuserstruktur zerschlagen.“ So lautete das Fazit der Polizei im Sommer 2016 nach einer bundesweiten Razzia mit Schwerpunkt Wuppertal. 200 Beamte waren damals im Einsatz. Doch die Ermittlungen dauern immer noch an. Wann es zur Anklage kommen könnte, steht nicht fest.

Wolf-Tilman Baumert, Sprecher der Wuppertaler Staatsanwaltschaft, spricht von einem „Umfangsverfahren“. 40 Beschuldigte gebe es. In Haft sitze derzeit keiner von ihnen — bis auf einen. Der war wegen Drogendelikten zu zwei Jahren und acht Monaten verurteilt worden. Seine Strafe könnte sich erhöhen, wenn die Staatsanwaltschaft ihm auch eine Beteiligung am Menschenhandel nachweisen kann.

Kopf der Bande soll ein damals 48-jähriger Deutscher mit libanesischen Wurzeln sein, der frühmorgens in seiner Wohnung in Vohwinkel festgenommen worden war. Der Vorwurf gegen ihn und die anderen Männer: Sie sollen seit Sommer 2015 illegal 250 Menschen über die Balkanroute nach Deutschland geschleust und mit gefälschten Pässen ausgestattet haben. Der Weg führte über die Türkei, Bulgarien, Serbien, Mazedonien nach Ungarn. In Budapest seien die Flüchtlinge dann regelrecht umgeladen und meist in Wohnmobilen und Kleintransportern über Österreich nach Deutschland gebracht worden, so die Ermittler damals. Bis zu 1500 Euro pro Flüchtling sollen die Schleuser verlangt und auch eingetrieben haben. Hinter der deutschen Grenze sollen die Menschen dann ausgeladen und sich selbst überlassen worden sein. Die Ermittler beschlagnahmten damals unter anderem Computer.

Für gewerbsmäßige Schleuserei liegt die Mindeststrafe laut Staatsanwaltschaft bei sechs Monaten — pro geschleustem Menschen. est