Schüler-Rockfestival: Jetzt kommt die nächste Generation
Björn Krüger, neuer Geschäftsführer des Vereins Ronsdorfer Rockprojekt, spricht über Veränderungen beim Festival und das Potenzial des Wuppertaler Bandnachwuchses.
Herr Krüger, ich bin überrascht, dass Sie hier nicht im Anzug sitzen — sie sind doch Geschäftsführer. . .
Björn Krüger (stutzt): Nee! (lacht) Auch wenn der Titel etwas Staatstragendes hat, so ist das Ronsdorfer Rockprojekt doch ein Verein. Und wenn einer 25 Jahre vorgemacht hat, wie man den auch ohne Anzug richtig führen kann, dann ist das Kalle Waldinger. In diesem Sinne möchte ich auch Kalles Arbeit beim Rockprojekt und beim Schüler-Rockfestival fortführen.
Wie sieht denn jetzt Ihre Arbeitsteilung aus — Kalle Waldinger ist ja noch Vorsitzender des Vereins?
Krüger: Und das wird er auch hoffentlich noch eine Weile bleiben, denn das Wissen, was er sich in 25 Jahren angeeignet hat, ist unverzichtbar. Aber ich bringe ja aus meiner Musikerkarriere anderes Know-how mit, das sich mit Kalles gut ergänzt — etwa Kontakte zu Veranstaltern, zu Plattenfirmen, zu anderen Musikern, die Erfahrung von Tourneen. Auf dieser Basis arbeiten wir eng, offen und angenehm zusammen — finde ich jedenfalls.
Was bedeutet das konkret?
Krüger: Im Januar 2012 steht das 26. Schüler-Rockfestival ins Haus, und ich fange als offizieller Geschäftsführer nun nach und nach an, die Kompetenzen von Kalle zu übernehmen — etwa in diesem Jahr die Programmplanung und Stück für Stück auch die Öffentlichkeitsarbeit. Natürlich soll all das auch das Zeichen aussenden: Jetzt kommt die nächste Generation, das Schüler-Rockfestival geht weiter. Doch bis Kalle irgendwann nur noch als Zuschauer kommt, werden noch ein paar Jahre ins Land gehen.
Nun ist das Festival nach 25 Jahren selbst mittlerweile ein Stück Stadtgeschichte — das zeigt ja auch der Festivalfilm, der kürzlich im Cinemaxx Premiere hatte. Ist es an der Zeit, einiges am Konzept zu ändern? Oder sagen Sie: Alles super, wir machen weiter wie bisher?
Krüger: Auf die Frage sage ich gern: sowohl als auch. An dem, was Kalle aufgebaut hat, gibt es wenig zu rütteln. Das Festival hat eine hervorragende Ausstrahlung, wir bekommen Anfragen von Bands aus ganz Deutschland. Und in Wuppertal sagt jede junge Band: Da muss ich spielen, mich vor zwei-, dreitausend Leuten zeigen. Sprich: An dem Grundkonzept muss und will ich nichts ändern.
Sondern?
Krüger: Wir sehen jedes Jahr beim Schüler-Rockfestival, was für ein riesiges Potenzial an Bands in der Stadt schlummert. Was ich auf lange Sicht gern erreichen will, ist, dass wir die guten Bands mit Potenzial etwas intensiver begleiten, über das Festival hinaus — etwa, um ihnen ein paar Kontakte herzustellen und Türen zu öffnen. Das soll zwar kein Management ersetzen, aber ich denke, ich könnte jemand sein, der solche Bands, die sich ernsthaft eine professionelle Karriere vorstellen können, ein wenig an die Hand nimmt — damit sie den Sprung über die Stadt hinaus schaffen.
. . .und über den jüngst gestorbenen Tim Buktu.
Was braucht eine Band, um diesen Sprung zu schaffen?
Krüger: Natürlich Talent und Leidenschaft sowie die nötige Professionalität. Und man muss jede, wirklich jede Möglichkeit nutzen, live zu spielen. Wir haben damals mit Uncle Ho an jeder Milchkanne ein Konzert gegeben — und hatten dann das Glück, dass uns beim Rockförderpreis mit Michael Schuster von Subway Records sowie Tim Buktu und Ulli Sondermann jemand eine Chance gegeben hat. Das ist der andere Punkt, den man nicht unterschätzen darf: Mit einem Fürsprecher, einem Förderer, der einem ein paar Hindernisse aus dem Weg räumt, geht es leichter.