Laurentiusplatz Cragg-Schülerin gestaltet neue Graffiti-Krippe
Von Eike Rüdebusch · Nachdem Graffiti-Künstler Martin Heuwold eine Pause angekündigt hat, übernimmt jetzt Annette Marks mit Acrylfarben die Gestaltung.
Die Graffiti-Krippe auf dem Laurentiusplatz wird dieses Jahr anders aussehen als in den zehn Jahren zuvor. Denn statt mit Graffiti wird die Weihnachtsgeschichte mit Acrylfarbe dargestellt. Statt des Sprühers Martin Heuwold wird Annette Marks vor der Laurentiuskirche stehen und malen. Der Unterschied wird ebenso deutlich im Namen. Die Krippe wird dieses Jahr nicht Graffiti-Krippe heißen, sondern Künstler-Krippe. Heuwold hatte im Juli in der WZ angekündigt, sich für mindestens ein Jahr von dem Projekt zurückzuziehen, um Ideen zu sammeln. Werner Kleine, Pastoralreferent der Katholischen Citykirche, hatte sich deshalb früh mit Annette Marks in Verbindung gesetzt, mit der er vorher schon gearbeitet hatte.
Die Bilder sind skizziert, die Inhalte stehen schon fest
Für Marks ein Grund zur Freude. Die Meisterschülerin von Tony Cragg sagt, sie habe die Aktion auf dem Laurentiusplatz immer ganz toll gefunden und Werner Kleine früh gefragt, ob sie nicht auch mal so etwas machen könne. Aber bislang war das eben nicht möglich. Stattdessen hat sie 2014 die Talpassion bebildert und auch drei Banner für die kirchlichen Hochfeste gemalt.
Als Heuwold seine Pause ankündigte, habe Kleine also sofort an Marks gedacht. „Ich finde es wunderbar für die katholische Citykirche zu arbeiten“, sagt Marks erfreut. Das sei immer eine sinnvolle Beschäftigung mit den Stoffen und eine künstlerische Herausforderung, sagt sie. Die Geschichten darzustellen, die Botschaften generell zu vermitteln, aber auch einen aktuellen Bezug zu schaffen, das sei hochspannend.
In diesem Jahr soll ein vier Meter hohes Zelt auf dem Laurentiusplatz entstehen – aus mehreren Gründen. „Zu der Zeit Christi war es nicht ungewöhnlich in Zelten zu leben“, sagt Marks, auch seien die ersten christlichen Nomaden in Zelten unterwegs gewesen. Man kann das politisch interpretieren.
Dazu passt, wie Marks die Wände bemalen wird. Die erste Seite werde eine Person zeigen, die wartet, nackt im Zelt, dann einen Lichtschimmer sehe. Die zweite Seite soll den Aufbruch symbolisieren – Marks will dafür ein Lastenfahrrad auf dem Bild darstellen. Das dritte Bild soll das Thema „Fruchtbringen“ darstellen – „im wahrsten Sinne des Wortes“, sagt sie – konkret spricht sie von einer syrischen Frau, die einen Kürbis trägt.
Die Bilder sind skizziert, die Inhalte in etwa klar. Aber Marks arbeite nicht mit genauen Vorlagen. „Ich entwickele die Bilder beim Malen“, sagt sie. Da kann sich also noch etwas tun.
Für Werner Kleine ist das einer der Reize an der Krippe. Schon mit Martin Heuwold seien die Bilder und Konzepte während der Arbeit noch verändert worden. Ansonsten seien die Gemeinsamkeiten der Künstler aber eher überschaubar: Es gebe Farbe, einen Untergrund, es entstünden Bilder.
„Die beiden sind ganz andere Persönlichkeiten aus völlig verschiedenen Hintergründen“, sagt Kleine. Heuwold komme aus der Graffiti-Szene, Marks als Schülerin von Tony Cragg aus einer anderen Künstlerszene, die Machart ihrer Bilder sei ganz anders, die intellektuellen Zugänge zum Thema seien andere. Für Kleine keine schlechte Sache. Für die Menschen auf dem Platz sei das doch interessant, sagt er.
Wichtig sei es ihnen auch. „Ich werde ab September gefragt, was da entsteht“, sagt er. Auch der Kirche sei wichtig, dass auf dem Laurentiusplatz etwas entsteht. „Der erste Weihnachtsgottesdienst dort um 12 Uhr an Heiligabend ist etwas besonderes“, sagt Kleine.
Für Marks wird es besonders, so in der Öffentlichkeit zu stehen. Zwar habe sie bereits einmal eine Wand für Proviel bemalt, aber eigentlich arbeite sie im Atelier. „Ich bin total gespannt“, sagt sie. Gespannt sein dürfen auch die Wuppertaler. Denn wenn an Heiligabend das Baby in der Krippe platziert wird, dann mit einem „performativen Akt“, so Kleine. Wie der aussieht, will Marks noch nicht verraten.