Schuldezernent: „So blieb nur Cronenberg“
WZ-Interview: Stefan Kühn (SPD), zurzeit Schuldezernent, über die Umwälzungen in der Schullandschaft.
Herr Kühn, kaum sind Sie wenige Monate für Wuppertals Schulen verantwortlich, haben Sie einen Schulentwicklungsplan vorgelegt, mit dem sie sich prompt unbeliebt gemacht haben.
Stefan Kühn: Zumindest begrüßt die große Mehrzahl der Beteiligten aus den weiterführenden Schulen, dass es nun Planungssicherheit bis ins Jahr 2013 gibt.
Das sind jene, die nichts zu befürchten haben. In den Hauptschulen jedoch hält sich die Begeisterung in Grenzen.
Kühn: Weil wir zwei Einrichtungen ab 2009 auslaufen lassen. Dass die Betroffenen darüber nicht erfreut sind, ist doch völlig klar. Aber niemand kann die demografische Entwicklung leugnen. Die Prognosen sind eindeutig. Bis 2013 wird es mindestens 900 Schüler weniger an den Hauptschulen geben. Legt man die Zweizügigkeit zugrunde, bedeutet dies, dass zwei Hauptschulen mittelfristig geschlossen werden müssen.
Die Hauptschule ist aber nicht die einzige Schulform, die mit weniger Schülern auskommen muss. Warum müssen denn nur die Hauptschulen die zurückgehenden Schülerzahlen ausbaden, zumal Wuppertal eine sechste Gesamtschule plant?
Kühn: Die Empfehlung des Schulentwicklungsplanes, die Hauptschulen Barmen-Rott und Cronenberg zu schließen, ist kein Votum gegen die Hauptschulen. Wir unterstellen, dass die vielen Programme an den Hauptschulen greifen und wollen ein stadtweit möglichst flächendeckendes Angebot aufrecht erhalten.
Aber warum denn gerade diese beiden Hauptschulen?
Aber es muss Ihnen doch zu denken geben, dass sich die Wirtschaft eines ganzen Stadtteils für diese Hauptschule einsetzt und die herausragend gute Arbeit der Einrichtung lobt.
Kühn: Trifft das nicht auch auf alle anderen Hauptschulen auch zu? Entscheidend ist doch vielmehr, was geschähe, wenn wir nicht steuernd eingreifen würden. Wir würden uns einem Zufallsprozess aussetzen. Mit der Folge, dass Schulen geschlossen würden, die die Zweizügigkeit nicht mehr gewährleisten können. Das kann doch niemand wollen. So behalten wir die Planungshoheit und können nach einem entsprechenden Beschluss im Rat die Prioritäten neu setzen.
Es war ein geschickter Schachzug, der Verwaltung die Schließung der Hauptschulen zu überlassen, während im gleichen Atemzug die Mehrheitsfraktionen die Einrichtung einer sechsten Gesamtschule beschließen.
Kühn: Das war kein Schachzug, sondern entspricht den Verantwortlichkeiten. Eine neue Schule muss die Politik beschließen, die im Übrigen den Notwendigkeiten folgt. Ich begrüße eine weitere Gesamtschule, damit bei dieser Schulform nicht länger bis zu 600 Schüler abgewiesen werden müssen.
Wo soll die Gesamtschule gebaut oder eingerichtet werden?
Kühn: Das werden wir prüfen. Wir haben noch keinen Standort im Blick.
Kommt möglicherweise auch Cronenberg in Frage, wie vom Oberbürgermeister angedeutet?
Kühn: Auch das werden wir prüfen.
Warum trifft der Schulentwicklungsplan eigentlich keine Aussage über den offensichtlichen Ganztagsbedarf an den städtischen Gymnasien?
Ist das auch die Meinung des neuen Schuldezernenten Matthias Nocke?
Kühn: Herr Nocke und ich werden uns nach der Ratssitzung zusammensetzen und alle strategischen Fragen besprechen. Nach der Sitzung werden diese natürlich mit Herrn Nocke abgestimmt.
Vielen Dank für das Gespräch.