Schuldnerberatung alarmiert: Klienten werden immer jünger

Finanzen: Der falsche Umgang mit Geld führt vor allem 18 bis 29-Jährige in die Schuldenfalle. Gisela Deller von der Schuldnerberatung wünscht sich vor allem eine bessere Präventionsarbeit an den Schulen.

<strong>Wuppertal. Jeder fünfte Wuppertaler, der die Schuldnerberatung aufsucht, ist zwischen 18 und 29 Jahre alt - im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl um sieben auf 19 Prozent angestiegen. Eine alarmierende Entwicklung - nicht nur aus Sicht der Schuldnerberatung: "Es ist erschreckend, wie viele junge Menschen sich ihre Zukunft so schwer machen", sagt Gisela Deller, Leiterin der Einrichtung mit Blick auf den Jahresbericht 2006, der jetzt vorgelegt wurde.

Mit Dispokrediten wird die Kauflust befriedigt

Schuld daran sei vor allem eine "mangelnde Finanzkompetenz" der jungen Menschen. "Es herrscht die Mentalität vor, alles sofort haben und kaufen zu müssen." Dafür werde auch gerne ein Dispokredit in Anspruch genommen. Auch hohe Telefonkosten sind oftmals für die Verschuldung verantwortlich: 48,6 Prozent der Ratsuchenden hatten Telefon- oder Handyschulden, über 13 Prozent mehr als im Vorjahr. Für die Zukunft wünscht sich Deller deshalb vor allem einen Ausbau der Präventionsarbeit an den Schulen. "Es herrscht häufig die Tendenz, Sachen einfach wegzuwerfen und sich etwas Neues zu kaufen", sagt sie. Für viele Jugendliche sei es etwa nicht mehr selbstverständlich, dass man Gegenstände reklamieren können, wenn sie kaputt gingen. Aus diesem Grund sei gezielte Aufklärungsarbeit wichtig. Von der Förderung des Verbraucherschutzministeriums NRW hängt es allerdings ab, ob die Schuldnerberatung auch in 2007 - wie im Vorjahr - zweistündige Unterrichtseinheiten für 9. und 10. Klassen anbieten kann, oder ob es bei der Beratung einzelner interessierter Klassen bleibt. Im vergangenen Jahr beriet das Team der Schuldnerberatung insgesamt 475 Personen, davon waren 216 Insolvenzberatungen. "Der Andrang ist ungebrochen stark. Wir kommen nach wie vor nicht nach", sagt Deller. Dennoch habe sich die Situation mit der Hotline, die im Februar dieses Jahres eingerichtet wurde, entspannt. "Wir bekommen 10 bis 12 Anrufe pro Tag. Es hat sich gezeigt, dass nicht alle Fälle in die Beratung müssen, vieles kann man am Telefon klären." Außerdem helfe die Hotline, anschließende Gespräche besser vorzubereiten, weil dann vollständige Unterlagen mitgebracht würden.

Die durchschnittliche Verschuldung der Ratsuchenden lag bei 47 000 Euro pro Person und ist damit im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken.

Die meisten Menschen kamen aus Oberbarmen, Barmen und Elberfeld. Erschreckend: Rund die Hälfte aller Ratsuchenden haben ein Haushaltseinkommen von 1000 Euro oder weniger.