Brustkrebs: Der Krebs geht – die Angst bleibt

500 neue Fälle gibt’s jährlich in der Stadt. Zwei Frauen berichten von ihrem Kampf.

Wuppertal. "Du musst jetzt sterben - das war mein erster Gedanke. Danach habe ich mich gefragt, was wohl aus meinen beiden Kindern wird." Mehr als viereinhalb Jahre ist es her, dass Marion Ammler (Namen wurden von der Redaktion geändert) die Diagnose Brustkrebs mitgeteilt wurde. Trotzdem bekommt sie noch heute - wenn sie davon erzählt - eine Gänsehaut. Ebenso geht es Heike Laumann, die erst im Februar ihre Chemotherapie beendet hat. Die beiden Wuppertalerinnen, 45 und 44 Jahre alt, haben zwar die gleiche Krankheit, doch ihre Geschichten sind vollkommen unterschiedlich.

Vor der Operation, bei der die Brust erhalten werden konnte und ausschließlich totes Gewebe entfernt wurde, musste sie sich einer sieben Monate langen Chemotherapie unterziehen. "Wer das nicht miterlebt hat, kann es auch nicht nachvollziehen", sagt sie. Was ebenfalls schwer nachvollziehbar ist: Nach zehn Tagen Chemo rasierte sie sich ihre langen blonden Haare komplett ab. Der Grund: "Ausgefallen wären sie ohnehin." Ab diesem Zeitpunkt war eine Perücke ihr ständiger - und zunächst sehr ungewohnter - Begleiter.

Auch heute bewahrt sie diese Perücke noch auf. "Für Karneval kann man sie immer nochmal benutzen", sagt Marion Ammler ganz trocken, die - während sie ihre Geschichte erzählt - sehr gefasst wirkt. Immer wieder lacht die Frau, die ihr blondes Haar mittlerweile halblang trägt. "Man bekommt eine ganz andere Lebenseinstellung und regt sich nicht mehr über Kleinigkeiten auf." Auch von Selbstmitleid keine Spur: "Natürlich fragt man sich: Warum? Aber darauf gibt’s keine Antwort." Der sechswöchigen Bestrahlung folgte eine Reha in St. Peter-Ording. Jetzt muss sie alle drei Monate zur Nachsorge. Die Angst, dass der Krebs zurückkehrt, ist Teil ihres Lebens.

Brustkrebs-Patientin Heike Laumann

"Ich glaube, schwere Zeiten kommen auf sie zu." Dieser Satz von Dr. Falbrede leitete die schwierigste Zeit im Leben von Heike Laumann ein. Bei einer Vorsorgeuntersuchung im August vergangenen Jahres war bei ihr ein kleiner Tumor in der Brust mit zusätzlichen Kalkablagerungen festgestellt worden. "Man läuft aus der Klinik und ist völlig fertig", beschreibt sie ihre Gefühle. In zwei Operationen wurde die Brust ausgehöhlt und ein Implantat eingesetzt.

Neuerkrankungen Brustkrebs ist mit 55 000 Neuerkrankungen pro Jahr die häufigste Krebserkrankung der Frau (das Bild zeigt das Ergebnis einer Mammographie, einer Röntgenuntersuchung der Brust). In Wuppertal werden jedes Jahr 500 Frauen behandelt, die neu erkrankt sind.

Brustzentrum In Wuppertal gibt es ein Brustzentrum mit zwei Operationsstandorten: im Bethesda-Krankenhaus (Dr. Jürgen Hucke) und in den St. Antonius-Kliniken (Dr. Jörg Falbrede).

Situation "Wir leben hier auf einer Insel der Glückseligkeit" , sagt Jörg Falbrede. "Die Frauen werden sehr gut betreut und bewusst an Brustzentren weitergeleitet." 71 Prozent der Therapien sind brusterhaltend.

Selbsthilfegruppe "mammamia - Frauen stärken Frauen im Kampf gegen Brustkrebs" trifft sich an jedem ersten Montag im Monat von 16.30 bis 18 Uhr in der Elternschule der Kliniken St. Antonius (Vogelsangstraße 96) zum Austausch unter Betroffenen. Telefon (Dienstag und Donnerstag, 10 bis 12 Uhr) 299 30 12.

Vorsorge Regelmäßig werden Seminare zur Selbstuntersuchung der weiblichen Brust angeboten, die zwischen 90 und 120 Minuten dauern. Anmeldung unter Telefon 299 38 10.

Informationen Im Internet:

Mammakarzinom Synonym für Brustkrebs: Ein von den Zellen der Drüsenläppchen oder der Milchgänge ausgehender bösartiger Tumor.

Mammographie Eine spezielle Röntgenuntersuchung der Brust, die auch Tumore aufdecken kann, die zu klein zum Ertasten sind.