Ausstellung Schwarzes Licht erstrahlt in der Wuppertaler Gallerie Art Fam
Wuppertal · Koffi Philippe zeigt in „Lumière noire“ ausdrucksstarke Gesichter.
Dass die Bilder sämtlich Gesichter zeigen, ist das eine - doch was diese Ausstellung vor allem prägt, ist etwas anderes: Fast alle Gemälde im Raum sind hauptsächlich schwarz. Schwarz vor schwarz mit schwarz - Konterfei, Hintergrund, alles. Doch sind sie düster? Koffi Philippe, der Künstler, sagt, er wisse um diese Aufladung in vielen Köpfen, doch: „Kombiniert mit weißer Farbe, ist Schwarz für mich leicht.“
Weiß sind die Wände bei der „Art Fam 7plus“, dem Künstlerverband, der in der Rathaus Galerie derzeit im selben Stockwerk wie bisher ein anderes Ladenlokal bespielt. Als Hintergrund der auf ihr platzierten Bilder der Schau „Lumière noire“ („Schwarzes Licht“) sind sie wichtig für den Effekt, den der Künstler anstrebt. Versöhnung zwischen schwarz und weiß ist dabei nicht sein Thema, vielmehr gilt die ganz helle Farbe eben dazu, die ganz dunkle zu modifizieren oder zu rahmen - durch die Wandfarbe oder aber schmale, gezielt auf dem Schwarz platzierte Elemente.
Philippe hatte seine Leidenschaft zur Malerei schon in der Jugend in seinem Heimatland Togo entdeckte, wie er erzählt: Auf dem Grundstück der Familie habe ihn eine Tafel angezogen, auf der er sich fortan erstmals mit Pinsel versuchte. Nach einem nicht-künstlerischen Masterabschluss (Logistik) an einer französischen Uni setzte er seine Kreativität auch im Bereich Mode um; seit er in Wuppertal lebt, gilt ein bildnerischer Schwerpunkt dem Porträt.
Punktuell wird es bei Philippe bei der „Art Fam“ häufig auch bunt: Rot, Grün oder anderes strahlt bei aller Sparsamkeit umso wirksamer aus den sonst schwarzen Mienen hervor, die zwar meist Typen zeigen statt realer Personen, doch lebendig und ausdrucksstark daher kommen. Farbige Spuren dienen bei ihm also zum einen dem Vermeiden etwaiger „Düsternis“. Bei einigen Werken erfüllen sie aber eine andere Funktion, so versteht man es im englisch geführten Gespräch, bei dem sich Philippe ab und an der Übersetzung per Handy bedient: Sie markieren Bedeutsamkeit. Dazu gehört das Bild einer Hand, an deren Armgelenk ein goldener Armreif prangt.
Das sticht heraus - und macht keinen Hehl daraus, dass es Zusatz von außen sein will, keine naturalistische Ausschmückung. „Hände sind in der togolesischen Kultur von besonderer Bedeutung“, führt Philippe dazu aus; der leuchtende Blickfang soll das also betonen. Analog zur Hervorhebung genutzt sind bunte Tupfer auch bei zwei ähnlich aussehenden Frauenfiguren: „Von Zwillingen heißt es in Togo, dass sie viel Glück haben.“
Dann eine exemplarische Muttergestalt mit Tuch oder Turban im Haar: Die Mutter als Zentrum der Familie nehme in afrikanischen Kulturen eine wesentliche Rolle ein, gibt der Künstler zu verstehen. Daneben hängt einmal keine typisierte Figur, sondern das Porträt eines konkreten Menschen in Aktion: Der Saxofon spielende Mann stelle Joseph Kabasele dar, erklärt Philippe, einen berühmten Musiker aus dem Kongo. Und einer gelangte vor einer Weile zu trauriger, nein: empörender „Berühmtheit“: George Floyd, das schwarze Opfer von US-Polizeigewalt, hat Philippe mit geschlossenen Augen gemalt - Titel: „Suffer“ („Leiden“).
Schnell hat man sich bei „Lumière noire“ an auflockernde Elemente im dominant Schwarzen gewöhnt - umso stärker wirkt dann, wenn dies einmal ausbleibt: „Sublime“ („erhaben“) ist fast komplett schwarz mit ganz wenig, zum Konturieren genutztem Weiß.
„Lumière noire“ von Koffi Philippe ist im Obergeschoss der Rathaus Galerie noch bis zum 7. November zu sehen - immer mittwochs bis samstags von 16 bis 19 Uhr. Die Bilder sind käuflich zu erwerben.