Wuppertal Schwebebahn-Testfahrt: Neuer Wagen schwebte zwei Runden durch Wuppertal

Um 9.05 Uhr startete die hellblaue Schwebebahn vor zahlreichen Zuschauern ihre erste Tagesfahrt.

Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. In strahlendem Hellblau leuchtet die neue Schwebebahn bei ihrer ersten Tagesfahrt durch ihre Heimat. Damit machte sie dem bedeckten Himmel Konkurrenz, der gelegentlich die Sonne durchscheinen ließ. Da es trocken und warm war, hatten sich zum offiziellen Start um 9 Uhr zahlreiche Schaulustige nicht nur in der Haltestelle Vohwinkel eingefunden, sondern auch davor. Sie alle wollten die erste Tagesfahrt der neuen Schwebebahn live miterleben. Ganze Kindergärten waren gekommen, um sich das einmalige Schauspiel anzuschauen.

Die evangelische Elterninitiative Rubensstraße hatte den Ausflug spontan organisiert. „Die neue Schwebebahn war schon die ganze Zeit Thema im Kindergarten. Das liegt daran, dass die Vohwinkeler Kinder mit der Schwebebahn aufwachsen“, berichtet Einrichtungsleiterin Claudia Scharpenack.

Durch Zufall waren Jungen und Mädchen der evangelischen Kindertagesstätte Schlüssel beim Start der neuen Bahn dabei. „Wir machen einen Ausflug in den Zoo“, sagt Erzieherin Jessica Enderlin. Keine Minute zu früh waren die 18 Kinder gekommen, da fuhr die neue Schwebebahn um 9.05 Uhr vom Depot in die Haltestelle ein. Spontan klatschten die Kleinen in die Hände. „Bo, die sieht ja ganz anders aus“, staunt ein Fünfjähriger, während seine Freunde ehrfurchtsvoll und teilweise mit offenen Mündern das hellblaue Fahrzeug mit der riesigen Panoramescheibe am Heck betrachten.

Die Zuschauer konnten den neuen Wagen nur ganz kurz bestaunen Knapp eine Minute stand die Schwebebahn in der Haltestelle, dann ging es los — zweimal durch Wuppertal. Techniker und andere Verantwortliche von WSW und Hersteller waren an Bord. Zuschauer durften nicht einsteigen.

Für diese eine Minute stand André Fey schon seit 8.30 Uhr in Vohwinkel. Der 20-Jährige liebt Fahrzeuge des öffentlichen Nahverkehrs und fotografiert sie seit seinem zehnten Lebensjahr. „Das ist mir einfach in die Wiege gelegt worden, Fotos vom ÖPNV zu machen“, meint er. Da darf sich der Solinger den Start einer neuen Generation von Schwebebahn natürlich nicht entgehen lassen.

Für private Fotobücher und -kalender ist Ralf Höherbach auf Motivsuche. Da kommt die erste Tagesfahrt gerade richtig: „Ich habe ganz viele Bilder von den alten Bahnen. Da brauche ich natürlich auch welche von der neuen“, konstatiert er. Als „Zugewanderter“ aus dem Oberbergischen habe er allerdings keine enge Bindung zur Schwebebahn: „Das ist eben ein Fahrzeug.“

Anders geht es da Klaus Delorette. Der Rentner hat früher bei den Wuppertaler Stadtwerken (WSW) am Ausbau des Schwebebahngerüsts mitgearbeitet. Für ihn ist heute „Tag X“, der Tag, an dem die neue Wagengeneration zum ersten Mal im Hellen fährt. „Das möchte ich schon von Anfang an mitmachen“, gesteht er. Die Nachtfahrt hätte er bereits mit Bildern festgehalten.

Zu den überwiegend männlichen Zuschauern gesellte sich Tanja Wichelhaus als eine der wenigen Frauen. „Ich fahre sehr oft mit der Schwebebahn und finde die neue schöner und moderner. Aber ein bisschen traurig wird es schon, wenn die alten Wagen nicht mehr fahren; die haben so schöne Farben“, schwärmt die Vohwinkelerin, die mit ihrem Handy Fotos schießt. „Die verschicke ich gleich an Freunde auch außerhalb von Wuppertal. Da interessieren sich viele für.“

Einen Namen für die neue Schwebebahn hat Lucia D’Armento-Sahin erfunden: Schwuppi. Da sie Schwuppi nicht selbst bestaunen kann, ist ihr Mann, Ümit Sahin, nach Vohwinkel gekommen. „Dann kann meine Frau sie auf Fotos auch sehen. Schließlich hat sie ein Buch über Schwuppi geschrieben.“ Das Kinderbuch beschreibe, erzählt Sahin, wie die kleine Bahn, die in Valencia gebaut würde, nach Wuppertal komme und hier viele Abenteuer erlebe.

Original-Schwuppi meisterte seine beiden Ehrenrunden ohne Zwischenfälle. In den nächsten Wochen soll der neue Gelenktriebwagen immer mal wieder — auch tagsüber — durch das Wupper-Tal schweben.