Schwebebahnhof Landgericht: Millionen-Baustelle mit Tücken
Ende Juni soll die Station zur Verfügung stehen. Die Restarbeiten, auch an den zwei Aufzügen, ziehen sich bis Herbst. Die mehr als 100 Jahre alten Mauern an der Wupper werden zur Herausforderung.
Wuppertal. Endspurt am Eiland: In gut vier Wochen soll die Station Landgericht nach historischem Vorbild zur Verfügung stehen, bevor es an die Restarbeiten geht. Sie sind aller Voraussicht nach im Herbst abgeschlossen, wenn sich in der nächsten Etappe alles um den Schwebebahnhof an der Völklinger Straße dreht. Und gerade das Restprogramm an der Gerichtsinsel hat es sich.
Die wichtigsten Neuerungen für die Passagiere am Eiland: Die Station wird in Zukunft — wie ursprünglich einmal vorgesehen — auf beiden Seiten über einen eigenen Treppenaufgang verfügen. Hinzu kommen zwei Aufzüge auf der Ostseite des Bahnhofs. Ihre Stahlrahmen sind bereits errichtet. Bis zum Herbst werden sie installiert und in Betrieb genommen, damit auch Rollstuhlfahrer und Kinderwagen den Bahnsteig erreichen können. Er selbst wird insgesamt 30 Zentimeter höher liegen und auch ein anderes Raumgefühl vermitteln: Die bislang abgeteilten Schutzräume neben dem Bahnsteig sind bei der neuen Station geöffnet und mit Fensterflügeln versehen, die mehr Tageslicht in den Bahnhof lassen und auch pflegeleichter sind.
Möglich macht diese Umnutzung die so genannte Technikbox auf der Unterseite der Station: Dort werden auf gut 60 Quadratmetern Fläche über der Wupper alle Versorgungssysteme der Station untergebracht. Bis zur Eröffnung des Bahnhofs Ende Juni ist noch viel zu tun: Die Gehwege müssen jetzt an die neue Station angeschlossen werden, und auch bei den Fassadenarbeiten geht es in die Vollen, wie Michael Krietemeyer — Projektleiter der Stadtwerke beim Umbau der Schwebebahn — beim Ortstermin mit der WZ berichtet.
Gut ein Dutzend der alten Fassadenbleche steht zum Einbau bereit, um neben Ornamenten und den markanten Hauben für ein historisches Aussehen zu sorgen. Hinzu kommt, dass die Bauteile unter zum Teil erheblichem Aufwand nicht verschraubt, sondern genietet werden — und das selbst an schwer zugänglichen Stellen. Das wiederum verlangt einen nicht minder umfangreichen Korrosionsschutz, damit die Station auch die nächsten 100 Jahre hält, was sie verspricht.
Aber das ist nicht die einzige Herausforderung, die am Eiland zu bewältigen ist: Wie berichtet, stehen die mehr als 100 Jahre alten Mauern an der Wupper entlang der Baustelle für zum Teil erhebliche Probleme. Und für zusätzliche Kosten, die noch nicht absehbar sind — wobei der Gesamtrahmen der Station, er liegt bei gut neun Millionen Euro, gehalten wird. Krietemeyer: „Wir sind im Budget.“
Für Unwägbarkeiten sorgt die noch anstehende Wuppermauer-Sanierung, die mit Statikern ebenso abgestimmt werden muss wie mit dem Denkmalschutz: Nach mehr als 100 Jahren sind die Mauerfugen ausgewaschen, und es haben sich Hohlräume gebildet, die das Mauerwerk so instabil machten, dass es im Zuge der Bauarbeiten teilweise einstürzte. „Mit solchen Problemen werden wir auch auf anderen Baustellen zu tun bekommen“, schätzt Krietemeyer.
Während die Fundamente der Station Landgericht mit massiven Betonkonstruktionen geschützt werden — etwa für den Fall, dass ein Lkw den Aufbau rammt — soll die Wuppermauer selbst zum Teil auch wieder mit Natursteinen versehen werden. Die Kosten dieser Sanierung schätzen die WSW auf mehrere Hunderttausend Euro, und auch sie wird erst nach der Inbetriebnahme der Station erledigt.
Unterdessen liegen für den Neubau der Station Völklinger Straße erste Ausschreibungsergebnisse vor. Für Fragezeichen bei künftigen Kostenkalkulationen sorgen unter auch kontinuierlich steigende Stahlpreise. Sie werden vor allem an künftigen Großbaustellen wie in Oberbarmen ins Gewicht fallen — und das im wahrsten Sinne des Wortes: Alleine dort sind gut 2000 Tonnen Stahl eingeplant.