Schwieriges Rennen um Kitaplätze
Der Bedarf bleibt hoch. Vor allem im U-3-Bereich soll die Quote angehoben werden. Es mangelt an Erziehern und Gebäuden.
Wuppertal. Der Bedarf an Kindergartenplätzen in der Stadt wird laut Sozialdezernent Stefan Kühn auch in den kommenden Jahren weiter hoch bleiben. Aufgrund steigender Zahlen bei den Geburten und der Tatsache, dass viele Eltern ihre Kinder immer früher in den Einrichtungen anmelden wollten, sei auch in Zukunft mit einer hohen Nachfrage zu rechnen, sagte er gestern beim Besuch in der städtischen Tageseinrichtung für Kinder an der Rödiger Straße, die er mit der Leiterin des Stadtbetriebs Tageseinrichtungen für Kinder, Cornelia Weidenbruch, besuchte.
Anlass des Besuchs war der internationale Weltkindertag, den die Stadtverwaltung seit einiger Zeit dafür nutzt, um einen Tag der offenen Tür in den Kitas auszurufen. Junge Eltern konnten sich in rund 170 der knapp 200 Kindertagesstätten über Angebot, Personalausstattung und Räumlichkeiten informieren. Außer den 65 städtischen Kitas beteiligten sich auch viele Einrichtungen freier Träger an der Aktion. Kühn: „Wir wollen mit dem Tag Familien an die Bildungseinrichtungen heranführen.“ Es gehe darum, junge Familien frühzeitig zu erreichen und so die Bildungschancen der Kinder zu verbessern. Denn Bildung und auch soziales Verhalten sollten schon in jungen Jahren erworben werden. Und auch für die Integration von Kindern aus Migrantenfamilien sei eine Kita eine wichtige Einrichtung. „Die Kinder lernen hier ganz schnell die Grundbegriffe des Deutschen“, erzählte die Leiterin der städtischen Tageseinrichtung an der Rödiger Straße, Bettina Otto. Das sei auch im Interesse der Eltern, die sich beste Bildungschancen für ihre Kinder wünschten. In ihrem Haus seien Kinder aus 18 verschiedenen Nationalitäten, sagte Otto.
Der Blick auf die Bereitstellung von Kita-Plätzen fällt allerdings etwas durchmischt aus. Während im Bereich der Drei- bis Sechsjährigen eine Quote von 98 Prozent erreicht sei, fehle es bei den Unterdreijährigen noch an Plätzen. Hier sei erst eine Abdeckung von 35 Prozent in den Kitas und der Tagespflege geschafft. Diese Quote solle auf 50 Prozent erhöht werden — und zwar „so schnell wie möglich“, sagte Kühn. Derzeit fehlten insgesamt rund 1000 Plätze für die Kinder in der Stadt.
Auch wenn neue Kitas eröffnet und neue Plätze geschaffen werden, rechne man damit, dass in Zukunft die Nachfrage größer ist als das Angebot, erläuterte der Sozialdezernent. So werden derzeit pro Jahr in Wuppertal rund 2900 Kinder geboren.
Zum 1. März dieses Jahres waren knapp 11 200 Kinder in den Tageseinrichtungen gemeldet, 562 wurden in der Tagespflege betreut. Vor allem diese Form der Betreuung, bei der sich Tagesmütter um eine kleinere Gruppe von Kindern kümmern, sei in den vergangenen Jahren explodiert, sagte Weidenbruch. Gab es im Jahr 2009 erst 67 Plätze in der Tagespflege, stieg die Zahl bis zu diesem Jahr auf 562. Die Zahl der Tagesmütter wuchs in dem Zeitraum von 36 auf 180.
Probleme bereitet der Stadt sowie den freien Trägern allerdings die Suche nach Erzieherinnen. „Es wird immer schwieriger, Personal zu bekommen“, räumte der Sozialdezernent ein. Das liege auch an der Konkurrenz mit anderen, besser bezahlten Ausbildungsberufen. Sie könne ohne Probleme pro Jahr „10 bis 20“ zusätzliche Erzieherinnen einstellen, so hoch sei der Bedarf, betonte die Leiterin des Stadtbetriebs. Um die Personallücke etwas zu schließen, bildet die Stadt derzeit 50 Azubis als Erzieherinnen aus.
Ein weiteres Problem sind fehlende Grundstücke oder Häuser, die für die Erschließung oder Nutzung einer Kita geeignet wären. Wer eine solche Immobilie habe und sie „in einem guten Sinne verwerten“ wolle, der könne sich gerne an die Stadt wenden, betonte Kühn.