Science Fiction: Perry Rhodan kommt vom Küllenhahn

Kosmischer Einblick: Beim Wuppertaler Schriftsteller Uwe Anton laufen die Fäden der Heftroman-Reihe zusammen.

Wuppertal. Der Mann mit Zigarette und hohen Bücherregalen im Arbeitszimmer zweifelt nicht eine Sekunde lang. "Sobald das für mich nur noch ein Job ist, höre ich sofort damit auf", sagt Uwe Anton. "Wenn Routine im Spiel ist, merkt das jeder Leser."

Gemeint ist Perry Rhodan, seines Zeichens Weltraum-Held und streng genommen Uwe Antons Arbeitgeber: Der Schriftsteller vom Küllenhahn ist Chef-Autor der berühmten Heftroman-Reihe - und plaudert heute mal aus dem intergalaktischen Nähkästchen.

Crashkurs für alle Erdlinge, die Perry Rhodan für eine amerikanische Parfüm-Marke halten: Die Romanfigur trat am 9. September 1961 erstmals in einem Heftroman in Erscheinung, begegnete auf einer Mond-Mission einer dort gestrandeten außerirdischen Raumschiff-Crew und gründete mit den Arkoniden die "Dritte Macht", um der Menschheit den Weg zu fremden Sternen zu ebnen.

Gut 2500 Heftromane später fesseln die Science-Fiction-Abenteuer mittlerweile drei Generationen ebenso neugieriger wie kritischer Leser - und ein Ende des Kults ist nicht abzusehen.

Dass bei Uwe Anton die Fäden der Romanreihe zusammenlaufen, ist alles andere als ein Zufall in den Weiten des Sternenmeers: 1956 in Remscheid geboren, versorgte ihn einst seine Oma nach dem Einkauf mit Heftromanen, und "so in etwa um den Band 250" tauchte er erstmals mit Perry Rhodan in kosmische Weiten ein.

Dem Abitur folgte ein irdisches Germanistik- und Anglistik-Studium in Wuppertal, ohne allerdings in eine Lehrerlaufbahn zu münden: "Mir war klar, dass im Schreiben meine Zukunft liegt", erinnert sich Anton und spricht rückblickend von "einer Menge Glück", die ihm widerfahren sei: Sein erstes Geld verdiente er in Boomzeiten großer Heftroman-Reihen und Comics - schon als Schüler mit einem Geisterkrimi und Übersetzungen, bevor er Ende der 70er Jahre Autor wurde. Zwischen 500 und 600 Comics hat er seitdem übersetzt, gut 150 Heftromane geschrieben und 200 Taschenbücher ins Deutsche übertragen.

Dass Uwe Anton sich als Chef-Autor auf Perry-Rhodan konzentrieren kann, ist spannend und herausfordernd zugleich: Der Küllenhahner führt ein zehnköpfiges Autorenteam in Deutschland, Österreich und in der Schweiz und schätzt die Zahl der wöchentlichen Leser auf 120.000. "Und sie merken wirklich jeden Fehler im Roman."

Damit es nach 2560 Romanen gar nicht erst zu Logik- oder Technikpatzern kommt, durchläuft jede neue Folge mehrere Lese-Durchgänge und den kritischen Blick von Perry-Rhodan-Mastermind Rainer Castor: In Andernach arbeitet das "wandelnde Lexikon" mit profundem Daten- und Story-Archiv. In der Rhodan-Galaxis muss alles stimmen.

Einmal im Jahr trifft sich Uwe Anton - auf der Erde drückt er dem FC Bayern die Daumen - mit seinem Team, um das Konzept der nächsten Roman-Zyklen zu besprechen. Arbeitsaufträge gibt es dann per Exposé - und die Raumflüge können beginnen.

Um sich jenseits seines Arbeitszimmers zu erden, unternimmt Anton Spaziergänge mit dem Hund - und auch die Familie bringt den Schriftsteller auf den Boden der Tatsachen zurück. Ohne Raumschiff.