Segelboote im Hafen von Saint-Tropez

Paul Signacs Gemälde ist zurzeit im Von der Heydt-Museum zu sehen.

Segelboote im Hafen von Saint-Tropez
Foto: VdHM

Passend zur Sommerzeit lädt das Gemälde „Segelboote im Hafen von Saint-Tropez“ (1893) des französischen Künstlers und Autodidakten Paul Signac (1863-1935) zu einer Reise nach Südfrankreich ein. Den damals noch unbedeutenden und isolierten kleinen Hafen der Stadt entdeckte der begeisterte Segler Signac während einer Kreuzfahrt im Mittelmeer und nutzte ihn als Vorlage für dieses aktuell in der Ausstellung „Aufbruch in die Moderne“ zu sehende Gemälde. Zusammen mit anderen Werken gehört es zu einer 1893 entstanden Reihe von Motiven und Szenen, die der südfranzösischen Kleinstadt gewidmet sind, in der Signac später lebte.

Vor einer Häuserzeile am Ufer liegen die Boote im Hafenbecken vor Anker. Die Gebäudereihe erstrahlt im hellen, warmen Sonnenlicht und ist in leuchtenden Gelbtönen und zusätzlicher Weißaufhellung erfasst. Davor erscheint die Takelage der Boote, mit ihren Masten, Spieren und Tauen im Komplementärkontrast in Violett, Blau und Rot. Der strenge Bildaufbau löst sich in den verzerrten Spiegelungen der bewegten Wasseroberfläche und im Wechselspiel der Farben auf. Dabei erscheinen die Farben als unvermischte, rasterförmig geordnete Punkte.

Schon die Impressionisten waren bemüht, die Farbe rein und unvermischt mittels kurzer, komma-artiger Pinselstriche auf die Leinwand zu setzten. Die Fortentwicklung im Neoimpressionismus führte zur Systematisierung der Farberscheinung in rasterartigen Punkten. Die Begegnung und Freundschaft mit Seurat führte zur entscheidenden Wende in Signacs Malerei. Gemeinsam mit den Pissarros, Vater und Sohn, gehören diese Künstler zu den Hauptvertretern des Neoimpressionismus. Mit ihrer Suche, die Leuchtkraft der reinen Farbe sowohl in der Darstellung von Licht als auch von Schatten zu erhalten, gelangen sie in der Malerei zur Systematik des Pointillismus. Grundlegend dafür ist der Simultankontrast von benachbarten Farben, die der Maler in kleinen einfarbigen Farbpunkten auf die Leinwand tupfte.

Die gewünschte Farbmischung der einzelnen Punkte findet im Auge des Betrachters statt. Mischungen erfolgen dabei nur zwischen benachbarten Farben. Die Aufhellung durch Weiß war erlaubt. Signac interessierte sich für die Grundlagen der Kunst und den wissenschaftlichen Aspekt ihrer Techniken. Seine Werke wurden durch die Zusammenarbeit mit Charles Henry inspiriert. Er schloss sich wie Seurat den ästhetischen Vorstellungen des Ästhetikers und Naturwissenschaftlers über die Bedeutung von Farbe und Linie im künstlerischen Ausdruck an. Dadurch verloren Signacs von einer auffallenden Leuchtkraft geprägten Werke alle Neigungen zum Dekorativen zugunsten einer durchdachten Komposition. So malte er seine Bilder nicht mehr unmittelbar vor dem Motiv, sondern machte sich vor Ort schriftliche oder zeichnerische Notizen, die er im Atelier umsetzte.