Seit 14 Jahren tropft Wasser in die Gesamtschule Barmen
Obwohl ein Gutachter die Bauausführung von Hochtief als mangelhaft darstellt, weigert sich der Konzern, die Sanierung zu zahlen.
Barmen. Steter Tropfen höhlt den Stein, heißt es. Im Fall der Gesamtschule Barmen — Wuppertals architektonischer Vorzeigeschule — tropft es seit der Fertigstellung im Jahr 1998 unaufhörlich. Noch immer ist aber keine Lösung in Sicht, denn Gebäudemanagement und Generalunternehmer Hochtief liegen seit 2003 im juristischen Clinch.
Das Problem ist in diesem Fall ausgerechnet die außergewöhnliche Architektur. Die Schrägverglasung des repräsentativen Schulgangs wird von einem Gerüst aus Stahlstreben gehalten und setzt sich aus 434 Glasfeldern zusammen. An vielen der Stahlstreben zeichnen sich feine Wasserflüsse ab — auf dem Parkettboden Tropfstellen.
„Eine schadhafte Falzentwässerung, die Scheiben müssen alle raus“, sagt Gutachter Elmar Jochheim, den die Stadt im Zuge der juristischen Auseinandersetzung mit Hochtief eingeschaltet hat. Er spricht von mangelhafter Bauausführung und einem geschätzten Sanierungsvolumen von einer Million Euro.
Zweites Dauerproblem sind die sogenannten „Wupperflüsse“, ein schmales Lichtband in den Flachdächern von Vorgebäuden und Sporthalle, in dem das Düsseldorfer Architekturbüro Parade auf 95 Metern Länge den gebogenen Lauf der Wupper nachempfunden hat. Leider mit null Gefälle, was dazu führt, dass auch lange nach Regenfällen noch Wasser auf den Scheiben steht und sich den Weg durch die Dichtungen nach unten sucht. Besonders in der Sporthalle führt das für Schüler und Sportvereine, die die Halle abends und am Wochenende nutzen, zu einer Gefährdung.
„Der erste Kollege, der morgens reinkommt, muss erst einmal alle Pfützen wegwischen, die sich dort über Nacht gebildet haben“, schildert der stellvertretende Schulleiter Rainer Schmücker den bizarren Schulalltag. Bei starkem Regen komme man mit dem Wischen kaum nach.
An besonders gefährdeten Stellen würden Eimer postiert, um die herum es dann praktisch einen Slalomlauf gebe. So konnten bisher zumindest Verletzungen von Schülern verhindert werden.
„Eine Beeinträchtigung des Schulalltags ist es allemal, eigentlich müssten wir die Halle sperren“, sagt Schmücker, der zugibt, dass er inzwischen resigniert habe.
„Auch hier drängen wir auf eine Komplettsanierung und wollen schließlich keine Beweise vernichten“, erklärt Thomas Lehn vom Gebäudemanagement, warum sein Amt die Mängel nicht selbst beseitigt. Im Dezember räumte das Landgericht zwar Mängel ein, urteilte aber, dass eine vollständige Sanierung von Schrägfassade und Wupperflüsse unzumutbar für die Firmen sei. Dagegen hat die Stadt inzwischen Berufung vor dem Oberlandesgericht in Düsseldorf eingelegt. “Das können wir nicht auf uns sitzen lassen. Wir hoffen, dass es noch in diesem Jahr eine Entscheidung gibt“, erklärt Justitiar Olaf Radtke.