Reisen Eine Wuppertalerin reist um die Welt
Seit Jahrzehnten erkundet Christa Reindl in ihrer Freizeit unzählige Länder und Kulturen.
Sie steht an einer vier- oder fünfspurigen Kreuzung in Teheran, blickt sich um, möchte die Straße überqueren. Plötzlich kommt ein Polizist, geht auf die Straße, stoppt den Verkehr und ermöglicht ihr den Übergang. Es sind Begegnungen wie diese, die Christa Reindl von ihren unzähligen Reisen rund um den Globus mit nach Hause bringt und wegen derer sie sich Jahr für Jahr entscheidet, erneut aufzubrechen.
„Das ist für mich Glück“, sagt die 65-Jährige und lächelt. Früher hat sie Jahr für Jahr ihren Jahresurlaub von sechs Wochen genutzt, um zuvor ausgetüftelte Reisen in die Wirklichkeit umzusetzen. Im letzten Jahr konnte sie dann erstmals ohne Zeitlimit aufbrechen – da war sie nämlich gerade in ihre Rente gestartet. Und das nutzte sie direkt voll aus: Über drei Monate dauerte ihre Reise an; sie startete im August von Düsseldorf nach Tadschikistan, reiste dann weiter nach Südkorea, Japan, Neuseeland, Singapur, Indonesien und Mauritius, legte noch einen Zwischenstopp auf Madagaskar ein – „Das lag ja schließlich auf dem Weg!“ – und flog schließlich zurück nach Frankfurt.
Unterwegs ist Reindl stets ohne Begleitung. Besonders interessiert ist sie nämlich an den einheimischen Menschen in den Ländern, die sie bereist. „Die sind mir gegenüber viel offener, wenn ich alleine unterwegs bin“, erklärt sie. Wenn sie dann die Umgebung erkundet, verweilt sie manchmal stundenlang an bestimmten Orten. „Und weil ich alleine bin, ist da dann niemand, der drängt, weitergehen zu wollen.“ Generell ist Reindl auf Reisen stets „zurückhaltend und defensiv“, sagt sie. „Ich bin ja schließlich Gast in den Ländern und möchte mich dann auch an dortige Regeln halten.“
„Ich wähle meine Ziele auch nach Themen aus“
Wenn Reindl ihre Reisen plant, nimmt sie gerne die große Weltkarte zur Hand, die im Flur ihrer Wohnung an der Wand hängt. Wichtig für sie ist dabei: Lieber weniger Ziele einplanen als zu viele, da „sich zu verzetteln blöd ist.“ Neben den Bewohnern der Länder, die sie bereist, ist Reindl, die bis zu ihrer Rente als Sozialarbeiterin im Bereich der Trennungs- und Scheidungsarbeit tätig war, auch an Landschaften, insbesondere Wüsten und Kaffeeanbaugebieten sowie der Art und Weise, wie Religionen in verschiedenen Ländern ausgelebt werden, interessiert. „Daher wähle ich meine Reiseziele auch nach Themen aus.“
Bevor es dann losgeht, bereitet Reindl einiges vor. Dazu gehört auch, dass sie sich einige Phrasen in den jeweiligen Landessprachen notiert, die sie vor Ort dann verwenden kann. „Das wichtigste Wort ist ‚Danke’“, berichtet sie. Ein gewisses sprachliches Repertoire bringt sie stets mit, da sie unter anderem Englisch, ein wenig Türkisch und „auch rudimentär Arabisch“ beherrscht. Und auch, wenn sie die Landessprachen nicht fließend spricht, komme sie vor Ort super zurecht. Auf das Verbale komme es meist nämlich gar nicht an, wie auch ihre Begegnung an der Kreuzung in Teheran zeigt. „Die nonverbale Sprache ist eigentlich viel mehr. Eine aufmerksame Offenheit und ein Grundinteresse für das Land zu haben, eröffnet mir dann auch den Zugang.“
Im Gespräch mit der WZ wird deutlich: Für das, was Christa Reindl in all den Jahren erleben konnte, ist die 65-Jährige spürbar dankbar. Und sie will weitermachen. Wohin es als nächstes gehen soll? Das weiß sie konkret noch nicht. Bevor das feststeht, möchte sie aber vor allem eines: Zum Reisen motivieren. Und sie möchte Menschen, die auch im Alter gerne noch reisen möchten, aber glauben, dass das nicht mehr geht, sagen: „Natürlich geht das!“