Swane Café Selly Wane: „Ich finde die Haltung der Linken inkonsequent“
Selly Wane, Betreiberin des Swane Cafés, spricht über den Umgang mit der AfD, die Haltung der Linken und ihre Diskussionsrunde.
Wuppertal. Selly Wane ist zu einer politischen Person in Wuppertal geworden. Anfang März startete die Reihe „Wir stellen uns vor“ in ihrem Café mit den Landtagskandidaten der Parteien - die wurde von Linksautonomen verhindert. Wane hatte zu der Veranstaltung auch die AfD eingeladen.
Frau Wane, Sie sind eine Frau, schwarz und Muslima - man könnte denken, Sie würden am ehesten versuchen, die AfD zu ignorieren.
Selly Wane: Mir ist bewusst, dass Menschen wie ich eine Zielscheibe von Rechtsextremisten sind. Aber ich habe mich gefragt, ob ich so handeln darf, wie die, die ich verurteile. Wenn ich die AfD ausschließe, dann bestätige ich, was die sagen. So können wir die Demokratie und den Diskurs nicht verteidigen.
„Wo bleibt die Demokratie, wenn ich mir sagen lasse, mit wem ich reden darf?“
Nach dem Vorfall in ihrem Café haben Grüne, CDU, SPD und Piraten sich zum Diskurs mit der AfD bekannt. Wie haben Sie vorher auf die Veranstaltung reagiert?
Wane: Es gab ein Vorgespräch an dem zwei Parteien teilgenommen haben, in dem wir darüber geredet haben, ob die AfD teilnehmen soll. Wir wurden uns nicht einig und die Entscheidung wurde mir überlassen.
Die Vertreter der Linken kamen zu der Diskussion nur, um wieder zu gehen. Gerd-Peter Zielezinski, Fraktionsvorsitzender der Linken im Rat, sagte, dass die Linke auch nicht mit anderen rechten Parteien rede — also warum mit der AfD?
Wane: Dann möchte ich die Linke ganz offen fragen, ob sie auch die Landtagssitze räumen würden, wenn die AfD dort hinein gewählt würde. Sind Sie so konsequent? Sie sitzen ja auch im Rat in einem Raum. Das hätten Sie auch in meinem Café tun können. Ich finde die Haltung inkonsequent.
Die AfD hat nach der abgebrochenen Veranstaltung von „Weimarer Verhältnissen“ gesprochen.
Wane: Beide Seiten versuchen, das Geschehene zu instrumentalisieren. Das ist eben das politische Spiel. Das müssen wir durchschauen. Die Parteien wollen sich profilieren und spalten dadurch mehr, als sie uns zusammenbringen.
Auch Jan Sudhoff und Detlef Vonde, Geschäftsführer Arbeit und Leben und Fachbereichsleiter der VHS, haben sich gegen Gespräche mit der AfD ausgesprochen — das würde nichts bringen.
Wane: Ich glaube aber, man kann die Partei mit Argumenten stellen. Ich glaube auch, man kann deren Wähler erreichen — die Großeltern, Nachbarn, die Kassiererin. Wir müssen den Menschen die Hände reichen und Brücken bauen.
Was hätten Sie die AfD-Kandidaten gefragt?
Wane: Ich verurteile nicht jeden, der bei der AfD ist oder sie wählt als Rassisten. Aber ich hätte wissen wollen, ob sich die Kandidaten davon distanzieren. Ich hätte wissen wollen, welchen Platz ich als Schwarze und Muslimin in der Gesellschaft bekomme. Ich hätte konkret gefragt, wie sie zur Integration stehen. Ich finde, die Diskussion darf man nicht nur denen überlassen, die nicht betroffen sind. Da will ich mitreden. Das hätte ich aber alle Parteien gefragt.
Welche Erkenntnisse ziehen Sie aus dem Abend?
Wane: Das sind mehrere. Es ist gefährlich, Gewalt von links zu tolerieren und es ist gefährlich, nicht mit der AfD zu sprechen. Beides stärkt den rechten Rand und sorgt dafür, dass sich Leute aufgrund von Gefühlen mit der AfD solidarisieren.
Fürchten Sie weitere Übergriffe der Autonomen?
Wane: Da die AfD die weitere Teilnahme abgesagt hat, wird es wohl ruhiger. Mit wurde aber gedroht, es würden „ganz andere Dinge“ passieren beim nächsten Mal. Aber: Wo bleibt da die Demokratie, wenn ich mir sagen lasse, mit wem ich reden darf, wo bleibt meine Freiheit, das zu entscheiden?
Werden Sie die Vorfälle thematisieren?
Wane: Klar. Wir werden das aufgreifen und nicht so tun, als wäre nichts passiert.