Wuppertaler Operhaus Berthold Brecht: „Der gute Mensch von Sezuan“ mit Bewegungschor und fremden Klängen

Die Schauspieler erhalten Verstärkung aus dem Tanzhaus und Begleitung durch fremde Klangwelten.

Foto: Klaus Lefebvre

Wuppertal. Ein Brecht-Stück mit Musik, Tanz und viel Rhythmus — die Produktion von „Der gute Mensch von Sezuan“ im Opernhaus verspricht, eine ungewohnt sinnenfreudige Inszenierung zu werden. Dabei soll Brechts Anliegen nicht verloren gehen: „Wir haben es nur neu verpackt“, erklärt Intendantin Susanne Abbrederis.

In der Inszenierung erzählt das Ensemble das Geschehen um die junge Shen Te, die als guter Mensch an der Ausbeutung durch andere Menschen scheitert, „eine echte Geschichte, die man miterleben kann“, betont Ausstatterin Susanne Meier-Staufen, die zuletzt die Produktion Tartuffe eingekleidet hat. Sie spricht auch für Regisseur Maik Priebe, der bei der Vorschau aus Krankheitsgründen nicht dabei sein kann: „Es wird kein Zeigefinger-Theater.“

Insbesondere Hauptdarstellerin Lena Vogt trage das Stück, sagt Susanne Abbrederis, „eine zarte und unglaublich kluge Persönlichkeit“. Ihr gelinge es sehr gut, sowohl die gutherzige Shen Te als auch deren brutalen Vetter Shui Ta zu verkörpern, als der sich die junge Frau verkleidet, um sich der vielen Anforderungen zu erwehren. Sie stelle die Gegensätze dar, ohne die Figuren zu Karikaturen zu machen. Weil „die Schauspieler das Stück tragen“, präsentiert Ausstatterin Meier-Staufen sie in einfachen Kostümen mit farbigen Akzenten auf einer kargen Schräge, „die sie dem Publikum förmlich entgegenhält“.

Dort werden die Darsteller verstärkt von einem „Bewegungschor“, zehn jungen Tänzerinnen und Tänzern aus dem Tanzhaus. Silvia Zigouris hat mit ihnen die Choreografie erarbeitet, die Elemente von Modern Dance, Hip Hop und der Tanzgruppe „Stomp“ enthält, die die Umfunktionierung von Alltagsgegenständen in Perkussionsinstrumenten auf die Bühne brachte.

„Der Bewegungschor war eine grandiose Idee, um das gedankenschwere Stück in die heutige Zeit zu holen“, freut sich Susanne Abbrederis. „Das tut dem Stück sehr gut und lockert es auf, ohne die wichtigen Gedanken zu verlieren.“ Die Moral Brechts sei nicht, dass Gutsein nicht möglich ist, sondern: „Was tun wir, um das zu verändern?“

Die Musik dazu hat Stefan Leibold konzeptioniert — im Auftrag von Regisseur Maik Priebe mit Klängen aus der Großstadt. Für die Zwischenstücke schuf er mit Hilfe eines selbst entwickelten Instruments aus Industriemetall eigene Klangwelten. „Ganz dunkle Töne“ produziere das Instrument, das noch keinen Namen hat. Er nenne es bisher „Gotham City“, berichtet Stefan Leibold. Denn die Metallplatte mit verschieden hohen Federn erinnere an eine futuristische Stadt. Das Klanggerät samt zwei Flügeln werden die Zuschauer im Orchestergraben bewundern können.

Die bekannten Songs von Paul Dessau wollte Stefan Leibold mit Respekt vor dem Komponisten möglichst nah am Original aufführen. Doch Paul Dessaus Sohn habe das schade gefunden, berichtet Stefan Leibold. „Er sagte: ,Bleiben Sie doch bei dem Instrument.’“ Also habe er nun auch die Songs mit seinen Ideen aktualisiert — mit dem Segen von Paul Dessaus Sohn.