Gesellschaft Renovierung statt Gottesdienst
Ölberg. · Vor Corona nahmen 200 Familien regelmäßig an den Feiern der serbisch-orthodoxen Gemeinde teil.
Von außen schmiegt sich diese Kirche in ihrer Backsteinoptik unauffällig ins Straßenbild am Hombüchel am Ölberg ein. Seit 1997 hat hier die serbisch-orthodoxe Kirchengemeinde der Heiligen Gottesmutter ihren Sitz. Rund 200 Familien kommen regelmäßig zum Gottesdiensten, an Feiertagen strömen in normalen Zeiten bis zu 1000 Menschen in den Kirchenraum im ersten Stock. Sie alle finanzieren ihre Gemeinde und ihren Pfarrer durch Spenden.
Priester Zoran Ilic kam im April 2019 aus Bosnien-Herzegowina nach Wuppertal, weil ihn sein Bischof hierher bat. Er wohnt nun mit seiner Familie nebenan im Pfarrhaus. Der vorherige Pfarrer Jovan Maric ist in Rente gegangen. „Hier sind Leute, die seit 40, 50 Jahren in Deutschland leben und aus verschiedenen Städten und Ländern kommen. Sie haben alle eine unterschiedliche Mentalität, Kultur und Bräuche“, erklärt Zoran Ilic die Herausforderung in der Gemeindearbeit.
Größere Teile des Gottesdienstes auf Deutsch geplant
Ein Teil des Gottesdienstes läuft auf Serbisch, ein Teil auf Deutsch, um möglichst viele Gemeindemitglieder zu erreichen. Im Moment feilt der Priester selbst noch an seinem Deutsch. Zukünftig möchte er jedoch noch größere Teile des Gottesdienstes auf Deutsch halten. „Unsere Kinder – in der dritten Generation in Deutschland – können sonst nicht mehr folgen“, erklärt Monika Boskovic die Situation. Zusätzlich möchte Zoran Ilic an der Bergischen Universität oder Kirchlichen Hochschule weiter Theologie studieren und seinen Master ablegen.
Neben den Gottesdiensten sonntags veranstaltet die Gemeinde Workshops, in denen die Gemeindemitglieder gemeinsam Zeitung lesen und so ihr Deutsch trainieren. Im Sommer trifft sich die Gemeinde an Feiertagen im Innenhof zum gemeinsamen Essen. Derzeit jedoch gelten auch hier die Abstandsregeln. Der Gottesdienst im hübschen Kirchenraum mit der prächtigen Ikonostase wurde gesplittet, die Stühle stehen in weitem Abstand zueinander.
Die Zeit der Kontaktbeschränkungen nutzen die Gemeindemitglieder jedoch auch, um ihre Räume zu sanieren. So bekamen die vorher altertümlichen Gemeinderäume neue Tapeten und Laminat und wirken nun freundlich und offen. „Die alten Tapeten waren noch von 1964“, erzählt Monika Boskovic. Eine Wand wurde durchbrochen, damit ein größerer Raum entsteht. In mühsamer Handarbeit haben die ehrenamtlichen Helfer auch eine individuelle Küchenzeile geschaffen. So können die Gläubigen, sobald das wieder möglich ist, nach dem Gottesdienst gemeinsam Kaffee trinken oder Feste feiern.
Nebenan haben sie für die Kinder einen hübschen Spielraum gestaltet. Kreative Menschen haben dafür die Wände mit biblischen Szenen geschmückt. Hier können die Kinder spielen, während ihre Eltern dem Gottesdienst folgen.
Derzeit wird auch das Dach saniert, nachdem es nicht mehr dicht war. Die Ausgaben dafür stürzen die kleine Gemeinde allerdings in Schwierigkeiten. Mit Fördermöglichkeiten für das denkmalgeschützte Gebäude von 1889 hat sich die Gemeinde noch nicht beschäftigt. Langfristig hofft sie in Gemeinschaft mit den anderen serbisch-orthodoxen Gemeinden, offiziell als Kirche anerkannt zu werden