Sinfoniker begeistern mit Mozart und Johann Wilhelm Wilms
Zweites Sinfoniekonzert kombiniert unter Dirigent Jan Willem de Vriend Wiener Klassik mit zeitgenössischer Musik des 18. Jahrhunderts.
Wuppertal. Ist jemandem schon einmal der Name des Komponisten Johann Wilhelm Wilms zu Ohren gekommen? Höchstwahrscheinlich nur Insidern. Er war ein Sohn des Bergischen Landes, erblickte 1772 in Witzhelden das Licht der Welt, bis ihn schließlich sein Weg über Lüttringhausen und Elberfeld 1791 nach Amsterdam führte, wo er 1847 starb. Seine siebte und letzte Sinfonie hatte sich das Sinfonieorchester Wuppertal für sein zweites städtisches Konzert im Großen Saal der Stadthalle ausgesucht.
Es gab also Neues zu entdecken. Die Erklärung, warum der in den ersten beiden Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts über die holländischen Landesgrenzen hinaus berühmte Wilms in Vergessenheit geriet, ist ganz einfach. Er hörte ab etwa 1820 auf, kontinuierlich zu komponieren. So ließ das Interesse an ihm allmählich nach. So war es damals, so ist es auch heute noch: Wer nicht andauernd präsent ist, wird schnell vergessen.
Doch dieser Umstand schmälert keineswegs seine tondichterische Klasse. Bei seiner Siebten in c-Moll — ein Spätwerk aus dem Jahr 1835 — sind zwar latent seine Vorbilder Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven heraushörbar. Doch von Eklektizismus keine Spur. Denn die Art der Orchestrierung, der Umgang mit Dynamiken, seine Stimmführungen spiegeln einen selbstbewussten eigenen Ausdruck wider. Der viersätzige Aufbau des etwa 30-minütigen Stücks ist zwar in der Tempoabfolge schnell-langsam-mittelschnell-schnell tradiert und enthält unter anderem die altbekannte Sonatenhauptsatz-form und das Scherzo.
Doch das war damals überall en vogue. Gastdirigent Jan Willem de Vriend und die bestens disponierten städtischen Sinfoniker legten von der ersten bis zur letzten Note einen großen musikalischen Spannungsbogen über dieses reife Orchesterwerk. Von der kurzen markanten Einleitung bis zum wuchtig-imposanten Finale erklang es höchst nuanciert und hochmusikalisch wie aus einem Guss.
Resultat war ein begeisterter Schlussapplaus, bei dem es letztendlich das Publikum nicht mehr auf den Stühlen hielt. Zuvor galt es jedoch, den letzten Morgenmuffel vollends wach zu rütteln. Dafür sorgte Mozarts Ouvertüre zur Oper „Die Hochzeit des Figaro“. Unter de Vriends umsichtiger und präziser Leitung kam sie schwungvoll, frisch und mit festem Zugriff daher.
Hier wie auch bei dem sich anschließenden Doppelkonzert für Flöte und Harfe in C-Dur (KV 299) von Mozart erfreute das städtische Orchester die Zuhörer mit gediegenen, außerordentlich nuancierten Klängen und filigranen Phrasierungen. So wurde diese galante Musik sehr unterhaltsam und kurzweilig vermittelt.
Dabei waren der Dirigent und die Musiker darauf bedacht, die beiden Solistinnen mitatmend zu begleiten und nicht zu übertönen, was ihnen vortrefflich gelang. Das Duo musste nicht von auswärts engagiert werden. Denn Uta Linke ist Soloflötistin und Manuela Randlinger-Bilz Harfenistin des Sinfonieorchesters. Man kennt sich also, dementsprechend wurde das harmonische Zusammenspiel groß geschrieben. So konnte Randlinger-Bilz ihre große Klasse ausspielen. Ihren hochgradig schweren Part meisterte sie bravourös.
Selbst die virtuosesten Tonfolgen kamen lupenrein aus ihrem Zupfinstrument. Linke konnte mit einer ruhigen, warmen Tongebung beeindrucken. Etwa war ihre Melodiegestaltung im langsamen Satz bezaubernd. Herzlicher, lang anhaltender Beifall war der Dank.
Wer das Konzert am Sonntag verpasst hat: Am Montag um 20 Uhr wird es in der Stadthalle wiederholt.