Sinfoniker: Reist die Wirtschaft nächstes Mal nach Japan mit?
Der Kulturdezernent kündigt an, die Exportschlager der Stadt besser vermarkten zu wollen.
Wuppertal. Das Wuppertaler Tanztheater ist auf dem internationalen Parkett so gefragt wie niemals zuvor, die städtischen Sinfoniker geben mehr Gastspiele denn je und das Von der Heydt-Museum zieht mit seinen Impressionismus-Ausstellungen so viele Besucher an wie noch nie in seiner Geschichte: Die Wuppertaler Kultur erlebt einen wahren Höhenflug.
Kulturdezernent Matthias Nocke hätte also eigentlich allen Grund, sich mit Stolz zurückzulehnen. Doch in der aktuellen Finanzlage verbietet sich entspanntes Wohlbefinden. Während das Ensemble von Pina Bausch und das Sinfonieorchester unter Toshiyuki Kamioka weit über die Stadtgrenzen hinaus Applaus erhalten, hörten sie in den vergangenen Monaten auf heimischem Boden hauptsächlich Hiobsbotschaften. Die Diskussion um die Schließung des Schauspielhauses und drastische Sparmaßnahmen stehen nach wie vor im Raum - auch wenn Tänzer und Sinfoniker so gefragt sind wie nie.
Die Situation wirkt paradox: Wuppertal hat mit seinen Sparplänen eine neue überregionale Bekanntheit erlangt, dabei aber vor allem negative Schlagzeilen gemacht, die Künstler selbst verbuchen hingegen positive Besucherzahlen und feiern Triumphe. "Das ist eine gegensätzliche Entwicklung", bestätigt Nocke.
Dabei gibt es - rein künstlerisch gesehen - keinen Anlass zu Sorgenfalten. Im Gegenteil. "Wir sind kulturell absolut top", sagt Nocke und meint damit explizit auch die Wuppertaler Bühnen. "Das Sprechtheater kann allein aufgrund der Sprache nicht international mitspielen, aber das Musiktheater war ja vor kurzem erst in New York eingeladen." Beim dortigen Lincoln Festival hatte Johannes Weigands Uraufführungs-Produktion "La porta della legge" für Furore gesorgt.
Die Erfolge von Tanztheater, Sinfonieorchester, Von der Heydt-Museum und Wuppertaler Bühnen sind die eine Sache, ihre Vermarktung eine ganz andere. Nocke sieht, was Letzteres betrifft, deutlich Luft nach oben und räumt ein, dass die Marketing-Maschine effektiver ans Laufen gebracht werden müsse. Die Kulturbotschafter sind "die Werbeträger Wuppertals und die Aushängeschilder der Stadt", wie der Dezernent betont. "Jetzt liegt es an uns, daraus noch mehr zu machen als bisher."
Ein erster Schritt könnte mit Blick auf Japan in eine neue Richtung weisen. Nach der erfolgreichen Oktober-Tournee der Sinfoniker war der Ruf laut geworden, beim nächsten Mal eine Wirtschaftsdelegation zu entsenden, die die städtischen Musiker begleitet und in Asien Kontakte knüpft.
Wurde im Rathaus inzwischen gehandelt? "Wir haben darüber gesprochen. Und wir haben dafür bei der Industrie- und Handelskammer geworben", erklärt Nocke. Dass tatsächlich eine Wirtschaftsdelegation mitreist, falls es in zwei bis drei Jahren eine dritte Japan-Tournee geben sollte, ist seiner Einschätzung zufolge "wahrscheinlich".