Jubiläumsjahr So ein großes Event gab es in Wuppertal wohl noch nie

Die Stadt legt das Programm zum Engelsjahr vor, das rund drei Millionen Euro kostet.

Das Team hinter dem Programm: (v.l.) Hans-Dieter Westhoff, Julia Kohake und Rainer Lucas.

Foto: Schwartz, Anna (as)

 Das Engelsjahr kann kommen: Über 100 Veranstaltungen haben Projektgeschäftsführerin Julia Kohake und die Kuratoren Hans-Dieter Westhoff und Rainer Lucas binnen zweier Jahre im Programm „Denker, Macher, Wuppertaler“ zusammengetragen. Auf 59 großen Seiten ist „das wohl bisher größte Event“ skizziert, „das Wuppertal jemals erlebt hat“, freute sich am Donnerstag Oberbürgermeister Andreas Mucke (SPD). Und überstrahlte damit fast die Neuigkeit, dass es nun auch eine Lösung für die seit der Kostenexplosion im Sommer stillgelegte Baustelle Historisches Zentrum geben wird, deren Details heute bekanntgegeben werden sollen.

1920, als Barmens großer Sohn, Friedrich Engels (1820 bis 1895),  hundert Jahre alt geworden wäre, begnügte sich die Stadt mit einem Festakt unter dem Motto „Durch Kampf zum Sieg“, erinnerte Kulturdezernent Matthias Nocke (CDU) bei der Vorstellung des Programms. Nun werde es „statistisch gesehen jeden Tag Engels geben“, schwärmte Westhoff, der wie alle die breite Basis des Programms und seine Vielfalt betonte. So wird Engels  wissenschaftlich ergründet und zugleich menschlich erfahrbar. Als Journalist und Weinliebhaber, Mann oder engagierter Kämpfer für die Rechte der Arbeitnehmer. Zahlreiche Workshops und unzählige Gespräche wurden dafür (durch)geführt, über Vorschläge diskutiert, um Gelder gerungen. Drei Millionen Euro wurden insgesamt zusammengetragen, der städtische Eigenanteil von 250 000 Euro um ein Vielfaches gesteigert. Bund und Land, LVR Rheinland und Stadtsparkasse sowie die Jackstädt-Stiftung zählen zu den Hauptsponsoren. „Aber es gibt auch viele, die ohne Förderung etwas machen“, betonte Lucas, das Engelsjahr sei entsprechend auch „ein praktiziertes Jahr des Ehrenamtes“.

Viele tragen auch  ohne
Förderung etwas bei

Schwergewichte des Programms sind die Sonderausstellung „Friedrich Engels – Ein Gespenst geht um in Europa“ und das Engelshaus selbst, das derzeit restauriert wird und am Ehrentag mit einem Quartiersfest eröffnet werden soll. Man sei guten Mutes, zum 28. November 2020 „ein sehr modernes historisches Museum“ zu haben, gab sich Nocke zuversichtlich. Lars Blume, Leiter des Historischen Zentrums, stellte die Ausstellung vor, die Engels und seinen Lebensweg in den Kontext der industriellen Revolution des 19. Jahrhunderts stelle, das Medium der Zeit, die Fotografie sprechen lasse, und einige persönliche Stücke (etwa das Taufkleid) Engels zeigen werde.

Und es gibt die vielen kleineren Angebote, auf die die Kuratoren aufmerksam machten – die Draisinenfahrt von Beyenburg aus, das offizielle Engelsporträt, das demokratisch mit allen Wuppertalern entstehen soll, oder die Karnevalsfeier mit Frederick, Mary und Lizzy. Mit im Boot sind auch die Bühnen und das Sinfonieorchester Wuppertals, die Chöre und die freie Kunst- und Kulturszene, die zum Beispiel einen Roboter mitten in der Barmer Innenstadt eine Engels2020-Skulptur vervielfältigen lässt. Es gibt Ausstellungen, Literatur- und Film-Veranstaltungen, Aktionskunst und Installationen, Theater, Oper, Tanz, Tagungen und Kongresse, Feste und Feiern, Stadtführungen und Exkursionen, Vorträge und Diskussionsrunden.

Damit sich nicht nur die Wuppertaler für Engels begeistern und seine Bedeutung für die heutige Gesellschaft erkennen, gibt es Kooperationen mit englischen und chinesischen Partnern, einen Schüleraustausch und einen internationalen Kongress.

Auch wenn das Programm also für jeden etwas bereithält, hat Rainer Lucas dennoch einen Wunsch offen: Dass Engels als weltweite Marke im Stadtmarketing positioniert wird.