Gastbeitrag Sturm hat die Feuerwehr herausgefordert

Matthias Dietrich berichtet von seiner Arbeit bei der Freiwilligen Feuerwehr.

Brandinspektor Matthias Dietrich.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Hinter den Einsatzkräften der Feuerwehr in Wuppertal liegen ereignisreiche Tage. Sturmlagen mit mehreren Hundert Einsätzen haben uns herausgefordert. Normalerweise koordiniert die gemeinsame Feuerwehrleitstelle der Städte Solingen und Wuppertal die vorliegenden Einsätze und alarmiert die erforderlichen Kräfte. In solchen Situationen kommt dieses System jedoch an seine Grenzen. Massenhafte Notrufe erfordern eine besondere Koordination – nicht alle Hilfeersuche können gleichzeitig abgearbeitet werden.

Aus diesem Grund wird bei Großschadenslagen eine spezielle Einsatzleitung auf der Hauptfeuerwache in Wuppertal einberufen. Führungskräfte koordinieren von dort den Gesamteinsatz. Sie prüfen, ob Unterstützung aus anderen Städten oder von besonderen Einheiten, beispielsweise der Hilfsorganisationen oder des Technischen Hilfswerkes, angefordert werden müssen.  Auch eine etwaige Warnung der Bevölkerung – wie beispielsweise bei der Hochwasserlage im vergangenen Jahr – wird von dort veranlasst.

Ist das gesamte Stadtgebiet von einer Unwetterlage betroffen, werden an bis zu sieben Standorten der Freiwilligen Feuerwehr so genannte Abschnittsleitungen aufgebaut. Von dort führen Angehörige der Freiwilligen Feuerwehr die Einsätze in einem definierten Teilbereich der Stadt. Die dort gemeldeten Unwettereinsätze werden priorisiert und anschließend systematisch abgearbeitet. Beispielsweise hat eine durch einen umgestürzten Baum blockierte Nebenstraße eines Wohngebietes eine geringere Priorität als die Hauptzufahrt zu einem Krankenhaus. Bei Bedarf fahren Erkundungsfahrzeuge die gemeldeten Einsatzadressen an und bewerten vor Ort die Dringlichkeit und die erforderlichen Einsatzmittel. So lässt sich gewährleisten, dass die Hilfe dort ankommt, wo sie am nötigsten gebraucht wird.

Im Rahmen der Einsatzabarbeitung werden niemals alle Einsatzkräfte vollständig eingebunden. Über das gesamte Stadtgebiet werden einsatzbereite Reservekräfte bereitgehalten, um auf weitere Notfälle sofort reagieren zu können. Schließlich läuft auch bei einer Unwetterlage das alltägliche Einsatzgeschehen der Feuerwehr nahezu unverändert fort. Daher müssen jederzeit für Brände oder andere Unglücksfälle zusätzliche Kräfte einsatzbereit auf den Wachen zur Verfügung stehen. Diese Reservekräfte stehen auch dafür bereit, wenn im Rahmen der Unwetterlage plötzliche lebensbedrohliche Situationen auftreten, welche allein aus Zeitgründen nicht zu den örtlichen Abschnittsleitungen in den jeweiligen Stadtgebieten weitergereicht werden können. Hier alarmiert die Leitstelle unmittelbar und ohne Verzögerung direkt die erforderlichen Einsatzkräfte. Ein Beispiel hierfür ist, wenn im Rahmen einer Sturmlage Personen von einem umgestürzten Baum eingeklemmt wird.

Zieht sich eine Einsatzlage über einen längeren Zeitpunkt hin, so wird die Verpflegung der Einsatzkräfte durch eine eigene Versorgungseinheit sichergestellt. Andernfalls ist es nicht zu gewährleisten, dass hunderte von Einsatzkräften rund um die Uhr mit Getränken und Essen versorgt werden können.

Am vergangenen Freitag wurden allein bis Mitternacht 274 Einsätze an die Feuerwehr gemeldet und dort bearbeitet. Neben der Feuerwehr waren auch das Technische Hilfswerk und weitere Hilfsorganisationen eingesetzt. Insgesamt waren zur Spitzenzeit der Einsatzlage bis zu 330 Einsatzkräfte eingebunden.

Auch in den Folgetagen hatten die Feuerwehrkräfte im Nachgang ein erhöhtes Einsatzaufkommen abzuarbeiten. Diverse durch den Sturm beschädigte Bäume mussten vor Ort begutachtet und bei einer konkreten Gefahr für die Allgemeinheit gefällt werden. Insbesondere die Drehleitern der Feuerwehr waren in den darauffolgenden Tagen damit beschäftigt, beschädigte Fassadenteile, lose Dachziegel oder andere Gefahrensituationen in größeren Höhen zu beseitigen.