Ausbildung So lief das Bewerberdating in Wuppertal: „Ich möchte das Feuer in den Augen sehen“

Wuppertal · Bei der Bergischen IHK boten 76 Unternehmen der Region ihre Ausbildungsplätze an – rund 700 Jugendliche sind der Einladung zu den kurzen Kennenlerngesprächen gefolgt.

Florian Berg (Knipex, l.) spricht mit Baran Yildiz (16) beim Bewerberdating.

Foto: Anna Schwartz/ANNA SCHWARTZ

Vor der Hauptgeschäftsstelle der Bergischen Industrie- und Handelskammer sah es gestern aus, als würden jugendliche Fans auf den Einlass zu einem Popkonzert warten, so voll war es rund um den Heinrich-Kamp-Platz. Doch statt auf eine Band haben sie auf den Einlass zum Bergischen Bewerberdating gewartet. 700 freie Ausbildungsplätze bei 76 Firmen aus der Region wurden angeboten. Knapp 700 Bewerber hatten sich vorab für das Bewerberdating angemeldet, mehr als die Hälfte davon waren bereits am Vormittag in der IHK unterwegs und führten kurze Gespräche mit den Betrieben.

Es ist das 17. Bewerberdating seit 2008, das die IHK veranstaltet und was die Bewerberzahlen angeht, ist nun wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht. Und die meisten der Jugendlichen waren auf die Gespräche mit den Personalern der Unternehmen bestens vorbereitet und hatten sich entsprechend in Schale geworfen. Carmen Bartl-Zorn, Geschäftsführerin Aus- und Weiterbildung bei der Bergischen IHK, freut sich: „Es wirkt so, als hätten die Jugendlichen den Ernst der Lage erkannt. Sie wollen etwas für ihre Zukunft machen und hier einen guten Eindruck hinterlassen“, sagt sie. Und auch IHK-Hauptgeschäftsführer Michael Wenge freut sich über die rege Teilnahme: „Ich bin guter Dinge, dass hier zahlreiche Vermittlungen zustande kommen“, sagt er.

Und tatsächlich scheint es auch so. Das Wuppertaler Unternehmen YKKStockoFasteners, den meisten ein Begriff durch die kleine Prägung in nahezu jedem Reißverschlusszipper und den Sonnbornern insbesondere durch das Gebäude mit dem markanten Schriftzug an der Kirchhofstraße, hatte um 11 Uhr bereits die ersten Jugendlichen zu einem Schnupperpraktikum ins Unternehmen eingeladen: „Wir schauen auch auf Noten, aber vielmehr interessiert uns, ob der Bewerber menschlich ins Unternehmen und ins Team passt. Alles andere können wir durch eine gute Förderung im Unternehmen weiterentwickeln“, sagt Peter Jurek, Leiter der Ausbildungswerkstatt. Das Unternehmen sucht sechs Auszubildende für das kommende Ausbildungsjahr, darunter Elektroniker, Industriekaufleute und Werkzeugmechaniker.

Auch Aptiv versucht, über das Bewerberdating Auszubildende für das Unternehmen zu gewinnen, darunter Werkzeug- und Industriemechaniker sowie Industriekaufleute. Der Andrang für die kaufmännischen Berufe war auch schnell recht groß, bei den gewerblich-technischen Berufen hätte sich Sandra Semper, Ausbildungsleiterin bei Aptiv, über mehr Andrang gefreut. „Aber wir sind zufrieden. Wir laden die interessierten Bewerber für nächste Woche zu unserem traditionellen Einstellungstest ein“, sagt sie. Auch Semper guckt nicht ausschließlich nach den Noten. Sie interessiert sich für die Anzahl der Fehltage im Zeugnis und noch mehr für die Persönlichkeit der Bewerber: „Ich möchte das Feuer in den Augen sehen“, sagt sie.

Angebote aus Betrieben, Banken, Verwaltung und Versicherungen

Unter den vertretenen Ausbildungsplatzanbietern waren bekannte Betriebe wie Haribo, Bayer, Knipex, Coroplast, Zwilling, Stahlwille und Schmersal, aber auch die Wuppertaler Stadtwerke, alle drei Sparkassen und die Stadt Wuppertal, die unter anderem Fachangestellte für Bäderbetriebe, Elektroniker, Lagerlogistiker und Erzieher sucht.

Lara Cakir und Bayan Alkaraki (beide 19) würden gerne Kauffrauen für Büromanagement werden und waren gestern in dem Raum, in dem die Versicherungen ihre Plätze aufgebaut hatten, unterwegs. „Wir besuchen eine kaufmännische Schule mit Schwerpunkt Wirtschaft und Verwaltung. Da würde das gut passen“, erklärt Lara Cakir ihren Berufswunsch. Bei den Versicherungen seien sie nicht weitergekommen. Denn diese würden das Abitur voraussetzen, die beiden hätten aber nur Fachabitur. Unterkriegen lassen wollten sich die jungen Frauen davon aber nicht. „Hier sind so viele Firmen.“