Musik So mischt Samy Deluxe das alte Schauspielhaus in Wuppertal auf
Unter dem Titel „Sound of the City“ betritt die Oper in Wuppertal neue Wege. Der Auftritt des Rappers Samy Deluxe war ein Highlight.
Wuppertal. Unter dem Titel „Sound of the City“ betritt die Wuppertaler Oper seit der vergangenen Spielzeit ganz neue Wege. Die altehrwürdige Kulturstätte wird verlassen. Man geht hinaus in die Stadt, verbündet sich mit den dort ansässigen Künstlern und integriert sich somit ganz direkt an unterschiedlichen Stätten in die Szene der Stadt. Dieses Mal ist das Festival mit „Copyright Heimat“ überschrieben. Das Wort Heimat, ganz allgemein ein Begriff für den Umgang des Menschen mit seinem Umfeld, soll dabei in allen Facetten durchleuchtet werden. Ein Aspekt, „Heimat.Gefühle“ benannt, wurde im Foyer des alten Schauspielhauses genauer unter die Lupe genommen.
Verantwortlich dafür zeichnete Horst Wegener, der für ein abwechslungsreiches wie begeisterndes Programm sorgte. In Scharen strömten die jungen und junggebliebenen Musikfans zur Abschlussveranstaltung dieser dreiteiligen Reihe in die „Bruchbude“ an der Kluse, aus der einmal ein Pina-Bausch-Zentrum werden und sie dann, gleich Phoenix aus der Asche, in neuem Glanze erstrahlen soll. Munter, locker, entspannt ging es zu. Dank des sommerlich anmutenden Wetters hatte das Personal am Getränkestand viel zu tun. Doch der gemütliche Plausch untereinander ließ bald nach, als Wegener die kurzweiligen zwei Stunden mit einem eigenen Song eröffnete, am „Fensterplatz“ rappte.
Ein klares Bekenntnis zu Wuppertal als seine Heimat legte Florian Franke mit seinen Songs „Stadt“ und „Bleibe Hier“ ab. Für Brenda Boykin aus Kalifornien ist die Stadt genauso zur Heimat geworden wie ihr Herkunftsland. Sie sorgt sich aber über die Entwicklung in den USA seit der Amtseinführung von Donald Trump als Präsident. Dementsprechend war Sam Cooks Gospel „A change is gonna come“ ihr Beitrag, den sie a cappella mit einer betörenden Soulstimme vortrug.
Genüsslich zurücklehnen konnte man sich bei den teils sphärisch-entrückten Klängen zu den Liedern von Jonas David, die von den drei Podien kamen. Hier wie auch bei vielen anderen Nummern wie Wegeners „Deutschen Land“ und „Traveller“ des Duos Maria Basel (Keyboards, Gesang) und Maik Ollhoff (Schlagzeug) präsentierte sich der Opernchor (Einstudierung: Markus Baisch) einmal völlig anders. Sein Begleitgesang von den Treppen zu den Popsongs ließ keine Wünsche offen. Das Aufeinandertreffen von Klassik und U-Musik funktionierte blendend.
Sehnlichst erwartet wurde als Special Guest Rapper Samy Deluxe, seit etwa 20 Jahren in aller Munde. Sofort ging die Stimmungsskala weit nach oben, als er sich etwa Gedanken darüber machte, mehr aus diesem Deutschland machen zu können als der Staat. „Wie soll es weitergehen in diesem Land, das meine Heimat ist?“ Gerne beteiligte er sich auch an einer kleinen Jam-Session, bei der alle Künstler mitmachten.
Mit dem finalen „Zuhause“ aus den Federn von David und Wegener, ganz schnell über Nacht für den Chor eingerichtet, nahmen die Heimatgefühle schließlich ein Ende. Jeder versteht etwas anderes darunter. Aber ein klares Statement zu Wuppertal, aus welcher Perspektive auch immer, überwog. Sämtliche Musiker, Sänger und das Publikum waren sich darin einig.