Randale an der Nordbahntrasse Wichernkapelle wird mit Kameras und Zäunen vor Vandalismus geschützt

Wuppertal · Diese Entscheidung ist Regine Widmayer-Wagner, Geschäftsführerin der Wichernhaus Wuppertal gGmbH, und Ingolf Tebert, Vorsitzender des Wichernhausvereins, sehr schwer gefallen: Ab Mitte Januar wird die Wichernkapelle an der Nordbahntrasse, die bisher rund um die Uhr allen Nutzern der Trasse offen gestanden hat, in den Abendstunden und nachts nicht mehr frei zugänglich sein.

Weil in letzter Zeit eine Häufung von Sachbeschädigungen verzeichnet wurde, haben sich Regine Widmayer-Wagner und Ingolf Tebert dazu entschlossen, die Wichernkapelle in den Abend- und Nachtstunden nicht mehr frei zugänglich zu machen.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Eine Überwachungskamera wird installiert. Sachbeschädigungen und Farb-Schmierereien im Innern der Kapelle haben laut Ingolf Tebert in den vergangenen Jahren Reparaturkosten in fünfstelliger Höhe verursacht.

Im März 2015 wurde die Kapelle eröffnet. 80 Prozent der Arbeiten wurden von Langzeitarbeitslosen ausgeführt, wobei die Konstruktion des Holzdaches die größte Herausforderung gewesen ist. „Die Wichernkapelle ist ein heiliger Ort und spiritueller Platz“, heißt es auf einem Hinweisschild. „Die Diakonie und die Wichernhaus gGmbH bitten alle Besucher, sich an diesem Ort respektvoll zu verhalten, keinen Lärm zu verursachen und auf den Konsum von Alkohol und anderer Rauschmittel zu verzichten.“

„Doch es hat immer wieder Fälle von Vandalismus gegeben“, berichtet Regine Widmayer-Wagner. „Im vergangenen Jahr haben wir – vermutlich coronabedingt – eine deutliche Häufung der Sachbeschädigungen verzeichnen müssen.“ Als vor einigen Wochen die Scheiben der rückwärtigen Seitenwand eingetreten wurden, beschloss der Vorstand, die Wichernkapelle vorläufig zu schließen.

„Die anfallenden Reparaturen lassen sich auf Dauer nicht von einem Verein finanzieren, der allein auf Spenden angewiesen sind“, sagt Ingolf Tebert. Die Reparaturkosten wären über die Jahre noch deutlich höher ausfallen, hätten nicht die Trassenmeisterei und die jungen Mitarbeiter des Wichernhauses regelmäßig Spuren von nächtlichen Gelagen beseitigt und Schäden an den Wänden und an der Bestuhlung behoben. Rund 4000 Euro mussten 2020 allein an Materialkosten aufgebracht werden.

In gut anderthalb Wochen sollen Zäune und Tore an den beiden Eingängen aufgebaut werden. Erst dann soll die Kapelle grundlegend renoviert werden. „Mit dem Aufbau der Zäune schaffen wir einen umgrenzten, abschließbaren Bereich, in dem sich abends und nachts niemand aufhalten darf. Damit ist die rechtliche Voraussetzung geschaffen, das Innere der Kapelle mit einer Videokamera zu überwachen“, so Regine Widmayer-Wagner. Ein vergleichbares Konzept zum Schutz vor Vandalismus hat die Wuppertalbewegung für den Aussichtspunkt Belvedere gewählt.

Zahlreiche Strafanzeigen
wurden bereits gestellt

Von der Überwachungskamera erhofft sie sich eine abschreckende Wirkung. Bis 2017 sorgte eine Kamera-Attrappe für den erwünschten Effekt, aber als diese als „Dummy“ erkannt und zerstört wurde, nahm die Zahl der Sachbeschädigungen enorm zu. „Wir haben immer wieder Strafanzeigen gestellt und die Polizei alarmiert, aber ohne Erfolg, da die Beweise fehlten“, so die Geschäftsführerin der gemeinnützigen Gesellschaft.

175 000 Euro hatte der Bau der Wichernkapelle gekostet. Nahezu die Hälfte der Kosten wurde über Spenden finanziert. In den Wuppertaler Moscheen wurde zudem Geld gespendet, um an der Kapelle sieben Blutpflaumen als Zeichen der Freundschaft zu pflanzen. Ingolf Tebert und Regine Widmayer bedauern, „dass der offene Charakter der Kapelle durch die baulichen Maßnahmen beschädigt wird“. Bis auf die Abendstunden sollen die Tore an beiden Eingängen aber weiter für alle offen stehen, die dort einkehren wollen.