Luftschutzbunker So spannend ist Wuppertals Geschichte in der Tiefe

Elberfeld. · Hobbyforscher Klaus Stein führte durch die Bunkeranlage unter dem Paradeberg. Der Schutzraum wurde in den Fels gesprengt.

Bei der Bunkerführung mit Klaus Stein war nicht nur der Schein von Taschen- und Handylampen gefragt, sondern auch Muskelkraft. Die Teilnehmer konnten testen, wie anstrengend der Handbetrieb der Belüftungsanlage ist.

Foto: Bartsch,G. (b13)

Wer mit Klaus Stein hinabsteigt, der sollte keine Angst vor geschlossenen und dunklen Räumen haben und keine Probleme damit, wenn ihm hin und wieder ein paar Tropfen Wasser von der Felsendecke auf den Kopf fallen. Stein ist Hobbyforscher und widmet sich seit Jahren der Erkundung und Restauration alter Bunkeranlagen. Und als Experte für dieses Thema hatte er am Sonntag zu einer Erkundung des Felsenbunkers unter dem Paradeberg eingeladen. Etwa zehn Neugierige kamen, um sich die ehemalige Luftschutzanlage anzuschauen.

Bis zu 35 Meter tief unter den Fels ging es, Taschenlampen und Handylichter waren da gefragt, um nicht den Durchblick in dem knapp 200 Meter langen Gangsystem zu verlieren. Zudem musste der Besucher auf seine Schritte achten und schauen, dass er sich keine Beule holt. „Achtung, machen sie die Höhle nicht kaputt“, scherzte Stein, wenn der Fels mal wieder etwas im Weg war.

Der Bunker ist im Besitz der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Sankt Petri. Ungewöhnlich ist, dass die Luftschutzanlage in eine Höhle hineingesprengt wurde. Die Höhle selbst sei etwa 30 Millionen Jahre alt und „löchrig wie ein Schweizer Käse“, erzählte Stein. Das wollten sich offenbar die Verantwortlichen des „Dritten Reiches“ bei ihren Vorbereitungen zum Zweiten Weltkrieg zunutze machen. Sie sprengten über einen Zeitraum von „zweieinhalb bis drei Jahren“ die Höhle frei und errichteten dort mit Ziegelsteinen einen Aufenthaltsraum, verlegten Leitungen und sorgten für Sitzgelegenheiten.

In dem Bunker fanden zwischen 700 und 800 Personen bei Luftangriffen Platz. Wobei erwachsene Männer, die jünger als 70 Jahre waren, offiziell dort keinen Zutritt erhielten. Für die ausharrenden Personen gab es Toiletten, zudem existierten vier Belüftungsanlagen, die per Hand angetrieben werden mussten, wenn die automatische Belüftung in dem Bunker bei Stromausfall versagte. Wie anstrengend der Betrieb solcher Anlagen war, durften einige Besucher denn auch gleich mit eigener Muskelkraft erproben.

Um den Teilnehmern zu zeigen, wie man sich in so einem unterirdischen Schutzraum fühlt, spielte Stein den Besuchern mehrere Tonaufnahmen vor – unter anderem den Bericht eines Zeitzeugen, der den britischen Luftangriff in der Nacht zum 25. Juni 1943 erlebt hatte und in dem Bunker unter dem Paradeberg ausharren musste. Rund 2300 Tonnen Spreng- und Brandbomben gingen damals auf Elberfeld nieder. 5500 Gebäude wurden zerstört oder beschädigt, 1900 Menschen starben. Auch die über dem Felsenbunker stehende Kirche Sankt Petri wurde zerstört.

Doch jenseits der historischen Reminiszenzen ist der Bunker auch für Naturwissenschaftler interessant, können Geologen von der Bunkeranlage aus doch zu Erkundungstouren in die dahinterliegenden Höhlenbereiche starten. Stein zeigte ein kurzes Handyvideo, auf dem zu sehen war, wie einige Mitglieder des Arbeitskreises Kluterthöhle sich durch ein schmales Loch an der Decke in die Höhle vorarbeiteten. Hier stehen die Erkundungsarbeiten aber noch ziemlich am Anfang.