Wuppertal Künstliche Intelligenz soll Verkehr auf Briller Straße und Gathe lenken

Erste Projekte des Green-City-Plans werden umgesetzt. Das Ziel: Die Luftqualität in Wuppertal soll besser werden.

Den Verkehrsfluss in der Stadt so fließend zu gestalten, dass alle Verkehrsteilnehmer davon profitieren und vor allem die Luftqualität in Wuppertal zu verbessern – das sind die Ziele des Green-City-Plans.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Im Kampf gegen die zu hohe Belastung vor allem durch Stickstoffdioxide (NO2) und im Schatten drohender Dieselfahrverbote setzt die Stadt Wuppertal künftig verstärkt auf die Mitarbeit eines neuen, vielversprechenden Kollegen. Er heißt Künstliche Intelligenz, Rufname KI, und soll noch im Laufe dieses Jahres den Verkehr auf ausgesuchten Referenzstrecken so lenken, dass es möglichst wenig Verkehrsstockungen im Tal und in Richtung Nord- sowie Südhöhen gibt.

Damit sollen die Emissionen durch den motorisierten Straßenverkehr gesenkt werden, sagte Verkehrs-, Umwelt- und Stadtentwicklungsdezernent Frank Meyer, als er am Montag am Schwebebahnhof Alter Markt das neue adaptive, umweltsensitive Echtzeit-Verkehrsmanagement vorstellte.

So sperrig der Name auch ist, so unkompliziert soll, zumindest nach den Vorstellungen der Stadt, das neue System in der Praxis funktionieren. Dazu wird das Verkehrsrechenzentrum an der Alexanderstraße erweitert, eine neue Software auf die rund 350 Steuergeräte an den Ampelkreuzungen in der Stadt gespielt. Ziel ist es, dass die jeweilige Verkehrssituation live erfasst wird - mittels Video-, Radar- und Blue-Tooth-Erkennung sowie Induktionsschleifen. Zudem sollen zusätzlich 30 sogenannte Road Side Units an Kreuzungen installiert werden, die weitere Live-Informationen an das Verkehrsrechenzentrum liefern. Aufgrund dieser Daten sollen dank der KI Prognosen über die weitere Verkehrsentwicklung erstellt werden. Sollte es nötig werden, kann das System dann selbstständig zum Beispiel entscheiden, die Grünphase einer Ampel zu verlängern oder zu verkürzen.

Wuppertal sei bundesweit
Vorreiter mit dem System

Mit dem neuen Verkehrsleitsystem betrete Wuppertal Neuland und sei bundesweit Vorreiter, sagte Meyer. Bislang arbeiteten die Steueranlagen an den Ampelkreuzungen in der Stadt nach Festzeitprogrammen. Künftig sollen sie auf Basis eines selbstlernenden Systems dynamisch auf sich verändernde Verkehrssituation reagieren. Staus sollen so vermieden werden, denn jedes stehende und anfahrende Fahrzeug erzeuge besonders viel Emissionen. Und das betreffe nicht nur den Verkehr auf der Talachse, sondern auch die Verkehrsströme die Berge hinauf.

Die durch das System erfassten Daten würden lediglich anonym erhoben und nicht gespeichert, erklärte der Abteilungsleiter Straßenverkehrstechnik im städtischen Ressort „Straßen und Verkehr“, Rolf-Peter Kalmbach. Damit sei der Schutz der persönlichen Daten gesichert. Auf Referenzstrecken an der Carnaper Straße, der Westkotter Straße, der Briller Straße und der Gathe soll das System noch in diesem Jahr getestet werden. Ein flächendeckender Einsatz des Systems ist für 2020 oder gegebenenfalls auch erst Ende 2021 geplant.

Durch den Einsatz der KI-gestützten Verkehrslenkung werde „eine Stickstoffdioxid-Reduktion in einer Größenordnung von bis zu fünf Mikrogramm pro Kubikmeter Luft erwartet“, sagte Kalmbach. Man sei zuversichtlich, dass man dadurch zumindest in die Nähe des Grenzwertes von 40 Mikrogramm komme und die drohenden Fahrverbote verhindern könne, ergänzte Meyer. Derzeit ist eine Klage der Deutsche Umwelthilfe gegen den Wuppertaler Luftreinhalteplan am Verwaltungsgericht anhängig, wie andere bundesdeutsche Städte will die Stadt ein Fahrverbot für Dieselfahrzeuge auf jeden Fall verhindern.

In das neue Verkehrsleitsystem sollen aber auch die Auto- und Lkw-Fahrer eingebunden werden. Dazu wird die Stadt eine Ampel-Phasen-Assistenz anbieten, die sich jeder Smartphone-Nutzer als App auf sein mobiles Endgerät laden kann. Über die App mit dem Titel „Traffic Pilot“ können die Nutzer dann erkennen, welche Geschwindigkeit sie einhalten müssen, um die nächste Ampel bei Grün zu erreichen. Dadurch könne der Verkehr harmonisiert werden, erklärte Kalmbach.

Das neue Verkehrsmanagement ist das Referenzprojekt des „Green-City-Plans“, den die Stadt Ende 2017 der Bundesregierung zur Förderung vorgelegt hatte. Der Plan umfasst neun Punkte, von denen acht durch den Bund gefördert werden. Die Förderung beläuft sich auf knapp 1,9 Millionen Euro, in Addition des städtischen Anteils liegen die geplanten Investitionskosten bei 4,3 Millionen Euro. » S. 14