Stichtag für die Teams des Solar Decathlon Europe Studierende wollen verlassenem Hotel neues Leben einhauchen

Mirke · Das „Hôtel des deux soeurs“ (fr. Hotel der zwei Schwestern) in der Gemeinde Château-Bernard, etwa eine halbe Stunde von Grenoble entfernt, steht schon seit Jahren leer. Das Gebäude liegt verlassen vor der malerischen Bergkulisse der französischen Alpen.

Das Team „AuRA“ aus Frankreich hat sich der Aufgabenstellung einer Gebäudesanierung angenommen – hier wird gerade mit Lehm verputzt.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Die Region, einst beliebtes Skigebiet, erlebte mit der Schließung der Skilifte im Jahr 2018 einen wirtschaftlichen Niedergang. Das will das Team „AuRA“ der Nationalen Architekturschule Grenoble ändern.

„Wir möchten die Region revitalisieren“, so Léo Dine, Masterstudentin der Architektur. Als einziges Team des Solar Decathlon haben sie sich für die Aufgabenstellung der Gebäudesanierung entschieden. Mit Wohnungen, Gemeinschaftsräumen und Aktivitätsangeboten soll dem leeren Hotel neues Leben gegeben werden.

In zwei Jahren haben rund 200 Studierende an dem Projekt mitgearbeitet. „Es gab viele Modifikationen in der Evolution des Projekts“, erzählt Clara Monceau, Kommunikationskoordinatorin des Teams. Die Idee basiert dabei auf der Auffassung des Teams, dass in Frankreich ein territoriales Gleichgewicht zwischen den Metropolen und den weniger dicht besiedelten Regionen hergestellt werden soll. Die Struktur ihres Solarhauses ist ganz dem Hotel aus den 70er Jahren nachempfunden. Die Betonwände werden noch mit Holz verkleidet, die Innenseiten der Außenwände wurden mit Lehm verputzt – auch hier gab es eine Wiederkehr von natürlichen Baumaterialien.

Als Dämmmaterial wird Stroh verwendet, das so fest zusammengepresst ist, dass es nicht brennen kann, erzählt Isabella Lang, Redakteurin für Social Media beim Solar Decathlon. In der Vision von „AuRA“ würden so 20 Wohnungen entstehen, im Erdgeschoss gebe es soziale Räume für die Gemeinschaft, die Dachterasse wartet mit einer Küche und Sitzgelegenheiten auf. „Von hier hätte man den Ausblick auf die Berge“, sagt Monceau. Somit soll es viele Anreize für die Ansiedlung neuer Einwohner geben.

Heute ist offizieller Stichtag beim Solar Decathlon

Heute ist Stichtag, jedoch gibt es bei vielen Teams noch einiges zu tun, so auch beim Team „X4S“ der Hochschule Biberach. „Unser ganzer Dachgarten ist noch zu machen“, erzählt Projektleiterin Lena Frühschütz. Ihr Hausprototyp zeigt ein Konzept zur Erweiterung des Café Ada in Wuppertal. „Wir haben uns dieses nachhaltige Bauen und Leben zu Herzen genommen“, sagt sie weiter. So haben sie etwa großen Wert darauf gelegt, dass man die Bestandteile des Hauses am Ende von dessen Lebenszyklus wieder trennen und auch wiederverwenden kann.

Ein hoher Vorfertigungsgrad ermögliche kurze Bauzeiten und reduziere die Umweltbelastungen, darüber hinaus biete der Massivholzbau einen hohen Brand- und Schallschutz. Auch haben sie so viel Baumaterial wie möglich wiederverwendet. „Die ganze Küche stand schon einmal“, erzählt Frühschütz. Ein Kernthema bei der Konzeption war auch, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, und dabei auch auf den wachsenden Bedarf an Ein- oder Zweipersonenhaushalten sowie für Familien für bis zu vier Personen einzugehen.

Nach dem Solar Decathlon wird das Haus wieder an der Hochschule in Biberach aufgebaut. Dort soll die Forschung weitergehen. Gleichzeitig soll es auch für die Studierenden sein, die am Projekt mitgewirkt haben. „Die haben viel Herzblut reingegeben“, so Frühschütz. Studierende verschiedener Fachrichtungen arbeiten beim Solar Decathlon zusammen. Das war anfangs gar nicht so einfach, so Frühschütz.

„Interdisziplinäres Arbeiten ist eine Riesenherausforderung“, sagt sie. So mussten die Studierenden erst einmal ein gegenseitiges Verständnis entwickeln. Insgesamt hatte das Team einen eher holprigen Start. So hatten sie die ersten anderthalb Tage keinen Kran zur Verfügung, die LKW mit den Baumaterialien kamen in verkehrter Reihenfolge an, zuerst wurden die Wände geliefert, bevor die Bodenplatten ankamen.

„Es war Chaos pur, da mussten wir uns erst einmal finden“, erzählt die Projektleiterin. Doch gab es auch viel Unterstützung der anderen Teams, sodass sie nun guter Dinge sind.