Sommernachtsträume auf der Freiluftbühne Brückenpark

Auf zwölf Bühnen zeigten 400 Schauspieler Shakespeare live. Eine Wiederholung für nächstes Jahr wird bereits geplant.

Wuppertal. Irgendwo im weiten Westen wächst eine Blume. Die hat ihre Farbe von zartem weiß in flammendes rot gewechselt — denn sie wurde von Eros Pfeil, dem Gott der Liebe, selbst getroffen. Wer den Blütensaft auf die Augen geträufelt bekommt, verliebt sich in den Erstbesten, der ihm begegnet.

Die Liebe? Ein grotesk-schönes Spiel. Auf insgesamt zwölf Bühnen konnte das am Samstag der Besucher des Theater-Sommerfestivals „Shakespeare live!“ im Müngstener Brückenpark erleben. Unter dem Motto „Wenn Träume Brücken schlagen“ verwandelten sich Wiesen, Wupper und Wald in ein echtes Naturschauspiel, das seiner literarischen Vorlage von Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ treu geblieben ist.

Es war ein Konzept, das es so vorher noch nicht gab: Mehr als 400 Schauspieler schlüpften in kleidsame Tracht und schillernde Gewänder und hüpften durch Mutters Natur selbst. Dabei standen ihnen nicht nur fest installierte Bühnen zur Verfügung: Naturbühnen wurden in den inszenierten Skulptur- und Feenwald integriert. Schirme und Sonnensegel kennzeichneten die in Szene gesetzten Orte. Der Brückenpark selbst wurde zur Freiluftbühne.

„Wenn wir Leute erreichen wollen, müssen wir uns etwas einfallen lassen. Deshalb haben wir uns einen außergewöhnlichen Ort ausgesucht — raus aus dem sonst so bekannten Rahmen“, sagte Mathias Pfeiffer, Leiter des Organisationsteams von Shakespeare Live. Mit 35 teilnehmenden Theatergruppen wurde die um 1600 uraufgeführte phantastische Fabel gleich acht Mal auf die Bühne gebracht.

Mit insgesamt 96 Auftritten hatte damit der Besucher die Möglichkeit, seine ganz eigene Version des Sommernachtstraums in Form von Puzzle-Teilen zusammenzustellen. „Wir wollen zeigen, wie geballt Theater im Bergischen stattfindet und hoffen darauf, einige damit infizieren zu können“, erklärte Pfeiffer.

In der Parallelwelt „Sommernachtstraum“ angekommen tänzelten Feen neben intriganten Kobolden. Liebespaare flanierten zwischen klingenden Tönen und kleinen Lichtern. Die Gruppe „Atemzug“ aus Köln hatte ihre Kostümierung gegen grüne Körpermalfarbe getauscht und auf synchrones Sprechen und Handeln gesetzt: „Ich fand es total großartig. Auch ohne Bühne haben die Akteure es geschafft, den Raum zu fokussieren. Elemente wurden wirksam gemacht, so dass es wen+iger weitläufig und mehr formbewusst war“, lobte Zuschauer Bernd Scheffler aus Wuppertal.

Beim Kinder- und Tanztheater ging es flott und dynamisch zu. Klassisches Theater hatte auf einer der festen Bühnen Platz gefunden. Daneben verzauberten eine Geschichtenerzählerin und Kabarett-Schauspiel. Auch im nächsten Jahr soll die organisatorische Meisterleitung wieder realisiert werden. „Wir haben jetzt schon 15 Anfragen externer Theatergruppen“, so Pfeiffer.

Die Resonanz gibt ihm Recht: Besuchermassen strömten bis über die Ortgrenzen hinaus in den Brückenpark, um Oberon und Titania, Lysander und Hermia, Helena und Demetrius bei List und Leidenschaft zuzusehen.