Sorge vor dem Handelskrieg wächst

Wissenschaftler der Bergischen Uni stellen Barometer zur wirtschaftlichen Lage im Bergischen vor.

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Die Wirtschaft boomt — aber wie lange noch? Angesichts der weltweiten unabsehbaren politischen Entwicklungen kann diese Frage wohl niemand beantworten. Allerdings gibt es quantitative und qualitative Methoden, um ein Konjunkturbarometer zu erstellen, das auf einer wissenschaftlichen Basis schon frühzeitig, Tendenzen, Chancen und Gefahren erkennen lässt. Zum zweiten Mal hat das Wuppertaler Institut für Unternehmensforschung und Organisationspsychologie (WIFOP) die bergischen Unternehmen zur konjunkturellen Entwicklung und ihren Erwartungen befragt. 141 Unternehmen mit rund 15 000 Beschäftigten nahmen an der Umfrage zum zweiten Quartal 2018 teil, die Mehrzahl der teilnehmenden Betriebe kommt aus Wuppertal.

In ihrer Analyse unterscheiden die Wissenschaftler der Bergischen Universität zwischen der nationalen und einer speziell bergischen Entwicklung. Da es systematisch Abweichungen von der nationalen Entwicklung gibt, stelle das Regionale Konjunkturbarometer ein wichtiges Entscheidungskriterium für die Unternehmen im Bergischen Städtedreieck dar. „Wir sind keine Interessenvertreter, wir sehen uns im Prozess des Transfers zwischen der Bergischen Universität und der Region als Dienstleister“, sagt Prof. André Betzer, mit Jun.—Prof. Markus Doumet, wissenschaftlicher Leiter des Regionalen Konjunkturbarometers.

National verliert der wirtschaftliche Aufschwung im zweiten Quartal an Dynamik. Konjunkturprognosen werden nach unten korrigiert, aber immer noch wird von einem Wachstum von zwei Prozent ausgegangen. Die bergischen Unternehmen folgen der nationalen Entwicklung mit einem zeitlichen Abstand. Im Vergleich zum 1. Quartal 2018 hat sich die ohnehin gute Geschäftslage im Städtedreieck sogar nochmals verbessert.

Jedoch zeichnet sich in der Region ab, dass sich das Wachstum in den kommenden sechs Monaten deutlich verlangsamen wird. Dies ergab sich aus Antworten zur Beurteilung der Geschäftslage, den Geschäftserwartungen für die nächsten sechs Monate, der aktuellen Nachfragesituation und der Personalplanung für die nächsten sechs Monate.

Der hohe Exportanteil bergischer Unternehmen bewirkt folgenden Effekt: Während sich die Lagebeurteilung vor allem im Handel und im Bauhauptgewerbe deutlich verbessert hat, aber auch Handel und Dienstleistung von einem anhaltenden Boom sprechen, blickt das produzierende Gewerbe weniger optimistisch in die Zukunft. Eine Verschärfung des internationalen Handelskrieges würde diesen Abwärtstrend noch verstärken. „Kleinere Betriebe im produzierenden Gewerbe sind tendenziell optimistischer“, lautet eine Aussage, die schon für das erste Quartal getroffen wurde. Große Unternehmen, die zumeist stärker vom Export in Nicht-EU-Länder abhängig sind, gehen hingegen nicht davon aus, dass sich ihre Geschäftslage in den nächsten sechs Monaten weiter verbessern wird.

Jede Umfrage zum Konjunkturbarometer wird um Fragen zu aktuellen Themen ergänzt. Eines der herausragenden im zweiten Quartal war das Stark-regenereignis am 29. Mai. Die befragten Unternehmer in Solingen und Remscheid gaben an, dass die Unwetter keinen wesentlichen Einfluss auf ihre Vermögens- und Ertragslage haben. „In Wuppertal ergibt sich in Abhängigkeit vom Standort der Unternehmen ein anderes Bild. Unternehmer, deren Produktions- oder Geschäftsflächen in den Tallagen von Wuppertal angesiedelt sind, meldeten uns vermehrt Schäden“, sagt Prof. André Betzer. 69 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, gegen Elementarschäden ausreichend versichert zu sein. Von den aktuell betroffenen Unternehmen verfügen hingegen nur knapp die Hälfte über einen ausreichenden Versicherungsschutz. Ein Großteil muss somit für die aufgetretenen Schäden selbst aufkommen.