ÖPNV Sorgen mit Schokoticket – Schülerausweis fehlt
Wuppertal · Maiga Herbold (10) kann sich nicht ausweisen, weil die Schule länger zur Ausstellung des Dokuments braucht.
Eigentlich soll das Schokoticket den Schülerinnen und Schülern in Wuppertal viele Vorteile bringen. Für die zehnjährige Maiga Herbold bedeutete das Abo-Ticket aktuell vor allem Sorgen im Bus: Sie besitzt momentan keinen Schülerausweis und kann sich deshalb nicht bei einer möglichen Kontrolle in Bus und Bahnen ausweisen.
Die Gesamtschule Barmen hat auf Grund der Corona-Bestimmungen Schwierigkeiten, neue Schülerausweise auszustellen. Das bestätigt auch der stellvertretende Schulleiter Arne Brassat: „Es handelt sich um die Jahrgangsstufe 5. Die Schülerinnen und Schüler erhalten von uns eine Schulbescheinigung auf offiziellen Briefpapier, die sie in den ersten Wochen bei einer Kontrolle vorzeigen können. Bisher haben die WSW das immer akzeptiert. Wir haben bis zu 180 Schüler in der Jahrgangsstufe und da benötigen wir auf Grund der Corona-Bestimmungen einfach mehr Zeit um neue Schülerausweise auszustellen.“
Brassat erklärt sehr genau, wie die Ausstellung des Dokumentes abläuft. „Früher hat einfach jedes Kind ein Passbild mitgebracht oder Geld für den Fotoautomaten. Das haben wir jedoch geändert, denn besonders bei Flüchtlingskindern haben wir bemerkt, dass diese einfach nicht die finanziellen Mittel haben. Diese Scham wollten wir den Kindern unbedingt ersparen.“
Deshalb setzt die Gesamtschule Barmen auf eigene Fotografen. In einem kleinen Fotostudio werden die Schüler von fotoaffinen Schülern fotografiert und erhalten so alle ein gutes Foto, mit dem sie zufrieden sind. Leider erlauben die aktuellen Corona-Bestimmungen die Nutzung des Studios nicht mehr. „Wir haben nach Lösungen gesucht und fotografieren die Schüler jetzt auf dem Schulhof unter Einhaltung der Abstandsregeln. Trotzdem benötigen wir Zeit, um alle Ausweise auszustellen“, bittet Brassat noch um etwas Geduld. Außerdem hofft er auf „Fingerspitzengefühl der WSW.“
Die Beföderungsbestimmungen der Wuppertaler Stadtwerke fordern allerdings zwingend einen Lichtbildausweis zur Identitätsfeststellung. Ohne diesen verliert das Abo-Ticket seine Gültigkeit und das heißt, dass Schüler wie Maiga im Grunde schwarz fahren. Das beklagt auch ihr Vater Christian: „Eigentlich fahren alle Schüler, die ein Schokoticket ohne Lichtbildausweis nutzen, schwarz.“
Vater möchte der Tochter nicht
den Kinderreisepass mitgeben
Maigas Vater ist besorgt und wandte sich bereits an die WSW. „Die haben mir gesagt, dass es auf die Kulanz des jeweiligen Kontrolleurs ankommt.“ Damit gibt sich der Familienvater jedoch nicht zufrieden: „Es kann doch nicht sein, dass ich auf die Kulanz der Kontrolleure angewiesen bin.“
Zwar besitzt die Zehnjährige einen Kinderreisepass, mit dem sie sich ausweisen könnte. Das ist für ihren Vater allerdings keine Option: „Ich kann doch meiner Tochter nicht den Kinderreisepass mitgeben. Wenn der verloren geht, wird es teuer.“ Auch den Antrag auf einen Personalausweis für seine Tochter sieht er kritisch: „Zum einen würde das ja auch wieder viele Wochen dauern, bis der ausgestellt wird, zum anderen ist meine Tochter noch nicht erwachsen genug, um solch ein wichtiges Dokument sorgsam bei sich zu führen – sie ist doch erst zehn.“
Die WSW sind sich – als die WZ anfragt – der Situation bewusst und zeigen sich verständnisvoll: „Unsere Fahrausweisprüfer wissen, dass es die ein- oder andere Woche dauert, bis alle Schüler neue bzw. für das neue Schuljahr aktualisierte Schülerausweise besitzen“, sagt ein Sprecher der Stadtwerke. Auch wird nach Alternativen gefragt, wie etwa der Krankenkassenkarte. „Derzeit wird jedoch niemand deswegen behelligt,“ stellt der Sprecher der WSW klar. „Die Fahrausweisprüfer stellen zunächst lediglich fest, ob ein gültiger Fahrausweis vorliegt.“ Diese beruhigende Antwort hatte der Vater nicht erhalten.
In Wuppertal benutzen 22 000 Schüler das Schokoticket. Jeder Schüler unter 25 kann das Schokoticket bestellen. Es kann im ganzen VRR-Gebiet genutzt werden. Unter bestimmten Bedingungen können Kinder und Jugendliche das Schokoticket sogar zu einem vergünstigten Preis erhalten. Die Ermäßigung gibt es, wenn der Weg zur Schule mehr als zwei Kilometer (Grundschule), mehr als 3,5 Kilometer (Sekundarstufe I) oder mehr als fünf Kilometer (Sekundarstufe II) lang ist. Schüler, die näher an der Schule wohnen, zahlen den Grundpreis von 36,66 Euro.