Offen Gesagt Spaßbremsen auf der Nordbahntrasse
Das verstehe, wer will: Jedes Wochenende zieht Wuppertal auf die Nordbahntrasse, trifft zahllose Gäste aus dem Umland und erfreut sich an einem Rad-Wanderweg, der weit und breit seines Gleichen sucht.
Aber werktags wird geholzt. Wuppertal-Bewegung gegen Stadtverwalter, Stadtverwalter gegen Wuppertal-Bewegung. Vor Wochenfrist musste die Brücke Bracken mit ihrem Transportproblem für ein Skandälchen herhalten. Und als es um weniger gar nicht mehr gehen konnte, kamen die Bänke ins Spiel. Fehlen sie, weil es sie noch gar nicht gibt? Oder gibt es sie, aber sie sind nicht aufgestellt, weil noch keine amtlich beglaubigte Sitzgelegenheitsinstallationsskizze in mehrfacher Ausfertigung vorliegt? Oder warten sie schlicht auf kräftige Hände, die Bänke versetzen können?
Die Situation ist so absurd wie das Verhalten der Beteiligten. Der eindeutig wuppertal-bewegte Carsten Gerhardt, Macher und Motor der Trasse, kann von Sticheleien gegen die Stadtverwaltung und den Erfinder der Trasse, Rainer Widmann, offenbar gar nicht genug bekommen. Gerhardt nutzt jede Gelegenheit vor jedem Publikum dazu, mehr oder weniger verblümt zu verkünden, was er von denen im Rathaus hält. Nichts. Die können nichts, die wissen nichts, die machen nichts — außer der Wuppertal-Bewegung mehr Arbeit. Den einen oder anderen Claqueur findet Gerhardt dafür auch nach all den Jahren immer noch. Aber es wird langsam ermüdend.
Auf der anderen Seite strengen sich die zuständigen Stellen im Rathaus leidenschaftlich an, Gerhardt Angriffsfläche zu bieten. Die Brücke Bracken ist ja wirklich um Monate zu spät gekommen, und dass vieles an der Trasse geflickt, aber nicht richtig repariert ist, stimmt auch und wird die Stadt teuer zu stehen kommen. Das ist weder neu, noch wird es vergessen. Schon gar nicht von Carsten Gerhardt.
Dennoch ist es nicht verboten, sich einfach an dieser Nordbahntrasse zu erfreuen. Wuppertal hat zwei Milliarden Euro Schulden und eigentlich ganz andere Sorgen als einen Fahrradweg de luxe. Dass es ihn gibt, ist fast schon ein Wunder, an dem die Wuppertal-Bewegung einen sehr großen Anteil hat und das die Stadt nach anfänglichem Widerstand zumindest nicht verhinderte.
Jetzt ist es höchste Zeit, dass alle Spaßbremsen den Fuß vom Pedal nehmen. Sonst laufen sie Gefahr zu beschädigen, was ehrenamtliche Helfer, engagierte Arbeiter und großzügige Sponsoren geschaffen haben.