Kriminalität Hinrichtung im Bistro nach 18 Jahren aufgeklärt
1993 stürmen drei Männer das ehemalige „Ecstasy“ und hinterlassen zwei Tote.
Das Bistro „Ecstasy“ in einer Passage an der Kleinen Klotzbahn in Elberfeld erlangte am Abend des 6. August 1993 traurige Berühmtheit. Drei junge Männer stürmten das Lokal und richteten ein Blutbad an, bei dem zwei Menschen starben. 18 Jahre mussten die Angehörigen der Opfer auf die endgültige Aufarbeitung des Verbrechens warten.
Rund 40 Gäste sitzen am späten Freitagabend im Ecstasy, als ein Trio - 16, 18 und 22 Jahre alt - durch die Türe tritt. Während der Älteste den Eingang absichert, gehen die Jüngeren, zwei Brüder, gezielt auf den Tisch eines 25-Jährigen zu und prügeln mit einem Baseballschläger unvermittelt auf den Mann ein. Dann zückt der Mann an der Tür eine Pistole und schießt vier Mal. Zwei Kugeln treffen das anvisierte Opfer, zwei Geschosse treffen Unbeteiligte. Einer 18-Jährigen, die aus dem Lokal fliehen will, durchschlägt ein Projektil die Halswirbelsäule. Sie stirbt später im Krankenhaus. Ein 24-Jähriger wird in der Brust getroffen und überlebt. Das Trio flieht in einem roten Golf. Die Gäste bleiben angesichts dieses rücksichtslosen Überfalls fassungslos zurück.
Jahrelang tappen die Ermittler im Dunkeln. Die Angreifer werden per internationalem Haftbefehl gesucht und aufgrund ihrer Wurzeln in Jugoslawien vermutet. 1994 schließt sich eine Akte von selbst. Der älteste Tatverdächtige gerät bei Belgrad in eine Polizeikontrolle und wird erschossen.
Im Sommer 2003 wird der ältere Bruder in der Nähe von Zagreb gefasst. Zwei Jahre später sitzt ein 30-Jähriger vor Gericht, der sich für seine Tat als 18-Jähriger verantworten muss. Es kommt ans Tageslicht, dass sich das ganze Blutbad aus verletztem Stolz heraus ergeben haben soll. Früher an dem schicksalhaften Abend 1993 soll das Opfer die beiden Brüder beleidigt haben, die daraufhin das Bistro verließen und mit Baseballschläger und einem Komplizen zurück kamen. Dass der Mann an der Tür eine Pistole bei sich trug, habe der Angeklagte nicht gewusst. Davon geht auch das Gericht aus. So steht am Ende des Prozesses nur eine Verurteilung wegen Mittäterschaft zu einem versuchten Totschlag. Die dreieinhalb Jahre Haft muss der ältere Bruder nicht mehr verbüßen, da er bereits vor der Verhandlung jahrelang in Untersuchungshaft saß.
Es dauert bis Ende 2009, dann stellt sich der jüngere Bruder. Er ist inzwischen ein 34-jähriger Immobilienmakler, der gerade frisch Vater geworden ist. Laut seinem Verteidiger wollte er die Sache endlich aus der Welt schaffen, um seinem Sohn die Welt zeigen zu können. Schließlich hielt sich der gesuchte Täter bislang in Montenegro auf und musste fürchten, in den umliegenden Ländern ausgeliefert zu werden. Das Gericht verurteilt den Mann 2011 nach dem Jugendstrafrecht, da er bei der Tat im Ecstasy erst 16 Jahre alt war. Er geht für zwei Jahre und zehn Monate ins Gefängnis. neuk