Veranstaltung Spell’88 führt „Whistle Down The Wind“ auf

Wuppertal · Die Proben für das Stück von Andrew Lloyd Webber laufen seit Kurzem.

Spell’88 hat sich längst auch außerhalb Wuppertals einen Namen gemacht.

Foto: Samuel Stracke

Belladonna, belladonna“. So heißt zwar kein Lied in dem Musical „Whistle Down The Wind“, das „Spell’88“ als nächstes aufführen wird. Es ist nur eine Einsing-Sequenz bei der Probe. Doch schon hier merkt man dem Chor von Cronenbergs Evangelischer Gemeinde schnell an: Das tun sie nicht zum ersten Mal. Bei den eigentlichen Liedern ist die Routine erst recht auffällig, denn erst Mitte Januar wurde das Werk von Andrew Lloyd Webber ausgewählt.

Martin Ribbe, neben der Leitung von „Spell’88“ generell Kantor der Evangelischen Gemeinde Cronenberg, hat Ende 2019 eine Inszenierung des Stücks in der Stadt Stendal gesehen: Das dortige Theater hatte es als einer der deutschlandweit Ersten auf die Bühne gebracht. Er war angetan und beschloss: Das wäre auch etwas für uns. Bei der Probe im Emmaus-Zentrum sitzt er am Klavier den rund zwanzig Chormitgliedern gegenüber, die im Schüler- und Studentenalter sind. Heiter und mit natürlicher Autorität trifft er nicht nur musikalisch den Ton.

„Spell’88“ ist nicht irgend ein Kirchenchor, er hat sich längst einen Namen gemacht. Wie im Namen anklingt, hat Martin Ribbe ihn schon im Jahr 1988 gegründet. Ihre erste Musicalproduktion war im Folgejahr „Godspell“. Es folgten Werke wie „Beyond the Rainbow“ im Jahr 1995 und dann wieder 2008 oder „Joseph“, das 2002 zu sehen war. Die jüngsten „Spell“-Musicals datieren mit „Footloose“ und „FAME“ von 2015 bzw. 2018.

Nicht immer waren dies Stücke speziell christlichen Inhalts. Ribbe, der neben der Chorleitung als Kantor der Gemeinde arbeitet, ist zufrieden, dass „Whistle“ hingegen auch diese Qualität mitbringt. „Erkennen nur Kinder den Heiland?“ ist eine Frage des Stücks. Allgemeinere Aspekte gibt es freilich auch, wie die Zusammenführung einer Familie, die vom Auseinanderfallen bedroht ist.

Ungewohnt: Der Chor
singt diesmal auf Deutsch

Das Stück spielt in einer Stadt in den USA. Hierher kommt ein Fremder, von dem lange ungewiss ist, worum es sich handelt: Jesus? Ein Massenmörder? Ein Mädchen will ihm helfen. Verquickt ist das mit mancherlei Menschelndem im Ort: Der machohafte Amos ist mit der unsteten Candy zusammen, steht aber auf Swallow. Turbulenzen sind vorprogrammiert.

Die Entscheidung für dieses Stück ist noch so frisch, dass eine wichtige Frage bei der Probe noch Thema ist: Singen wir auf deutsch oder englisch? Das Votum pro deutsch ist vor Kurzem gefallen. Untypisch für „Spell‘88“, die sonst englisch singen, aber diesmal besonders auf Verständlichkeit setzen. Nicht ohne Grund: Bei einer früheren Produktion soll eine Solistin nachher - einigermaßen ernüchternd - gehört haben, dass ihr dramatischer Bühnentod mangels Sprachverständnis’ im Publikum gar nicht recht ankam.

Nicht nur für die Sprachwahl gibt ein Probenbesuch ein überzeugendes Beispiel. Gemeinsam intonieren alle „Egal was alle sagen“, und es klingt spontan schon knapp vor bühnenreif. Nebenbei zeigt der Titel, dass das nicht jedem bekannte Musical auch Vertrautes bereit hält, denn es ist die Melodie des Hits „No Matter What“. Klar und auch schon gut im Rhythmus artikulieren später zunächst separat  die fünf männlichen Mitglieder: „In der Einsamkeit der Nacht / Spricht die Dunkelheit zu mir.“

Was das Szenische betrifft, tastet man sich gerade langsam heran: Der undurchsichtige „Mann“ bewegt Swallow dazu, für den Transport eines Pakets mit dem Auto ihres Vaters zu fahren. Dazu bestimmt Ribbe ad hoc eine Frau und einen Mann aus den Chor, die nach vorn gehen und mit Mikros in der Hand die Partien sprechen. Wer am Ende welche Rollen übernimmt, steht noch nicht fest.

„Spell’88“ haben feste Traditionen; dazu gehört eine umfangreiche Tour. Auch mit „Whistle“ wird man also auf Reisen gehen und es teils recht weit entfernt aufführen: In den letzten Jahren ging es etwa nach Aachen, ins Saarland und sogar nach Wien. Ähnlich ist es auch für „Whistle Down The Wind“ geplant, das im September fertig sein soll. Dass bis dahin ein starkes Stück stehen wird, daran lässt die Probe kaum Zweifel — gut gelaunt wie auch versiert kommt sie daher. Auf die Premiere freuen können sich natürlich aber nicht Wiener, sondern die Cronenberger - auch das ist längst Tradition.