Seit heute, Dienstag, läuft der Verkehr hinter dem Bahnhof Oberbarmen anders: Die Waldeckstraße, eine der wichtigsten Verbindung zwischen Heckinghausen, Oberbarmen, und Langerfeld, ist für fast zwei Jahre gesperrt. Denn die Brücke über die Wupper wird erneuert. Nur Fußgänger können über einen „Laufsteg“ am Bahngelände entlanggehen. Die Bezirkspolitiker sehen zwar die Notwendigkeit des Neubaus, mahnen aber die Stadt, das Vorhaben gut zu begleiten, um negative Auswirkungen unter Kontrolle zu halten.
Am ersten Tag fuhren noch viele Autofahrer in die neu entstandene Sackgasse, mussten dann vor der Absperrung wenden. Und auf der Heckinghauser Straße ging zeitweise gar nichts mehr. „Es wird dauern, bis sich alle an die Alternativrouten gewöhnt haben“, prophezeit Heike Reese (SPD), Bezirksbürgermeisterin von Oberbarmen.
Vielen ist gar nicht bewusst, dass es sich bei der breiten Straße um eine Brücke über die Wupper handelt, die hier Richtung Süden abknickt. Mit mehr als 13 200 Fahrzeugen täglich ist sie eine von Wuppertals Hauptverkehrsadern. Die 1959 errichtete Spannbetonbrücke wies schon länger Schäden auf, seit 2011 waren nur noch Fahrzeuge bis 30 Tonnen Gewicht erlaubt. Weil eine Sanierung nicht wirtschaftlich wäre, wird sie erneuert. 6,9 Millionen Euro wird der Neubau voraussichtlich kosten. Läuft alles wie geplant, ist die neue Brücke im Herbst 2026 fertig.
Für die Bauarbeiten gibt es einige Herausforderungen: Der Platz ist durch Bahngleise und Bebauung begrenzt. An und unter der Brücke verlaufen viele Leitungen für Gas, Strom, Wasser und Nachrichtentechnik sowie ein 100 Jahre alter Kanal, durch den die Schwelme in die Wupper mündet. Sie müssen funktionstüchtig bleiben, einige Leitungen wurden deshalb verlegt.
Der Abriss der Brücke muss von der Wupper aus erfolgen. Sie wird dafür stückweise mit einem Damm trockengelegt, erst auf der östlichen, dann auf der westlichen Seite. Die Arbeiten finden abschnittweise statt, damit das Flussbett bei Hochwasser schnell geräumt werden kann.
Die neue Brücke wird völlig anders konstruiert sein: Statt aus Beton wird sie aus sieben Verbund-Fertigteilen mit Stahl-Hohlkästen bestehen. Die jeweils 70 Tonnen schweren Teile werden vor Ort verbunden, dann mit Beton bedeckt. Auf diese Weise kann die Brücke die Wupper von Widerlager zu Widerlager überspannen, der Mittelpfeiler wird abgerissen. Die bestehenden Widerlager werden durch Bohrpfähle hinter den Lagern und Betonplatten, die die Bohrpfähle mit den Widerlager-Wänden verbinden, verstärkt.
Die Stadt hatte bereits im Umfeld die Verkehrsführung verändert. Hauptziel war, dass die Feuerwehr weiter schnell zum Einsatz kommt. Die Widukindstraße wurde zur Einbahnstraße, Ampel-Anlagen wurden so geschaltet, dass die Einsatzfahrzeuge zügig durchfahren können.
Autofahrer werden Geduld brauchen
Grundsätzlich werden Verkehrsteilnehmer weiträumig auf die Sperrung hingewiesen, im Süden schon auf Lichtscheid und am Blombacher Bach sowie im Westen am Alten Markt. Für das direkte Umfeld gibt es ein kleinteiliges Umleitungskonzept.
Heckinghausens Bezirksbürgermeisterin Renate Warnecke (SPD) blickt mit Skepsis auf die Alternativwege: „Das wird nicht viel nutzen, da ist einfach überall viel Verkehr. Ich befürchte, da wird man von allen Seiten stehen.“ Sie sieht aber auch: „Das muss gemacht werden. Wir müssen da jetzt durch. Aber ärgerlich ist es.“
Oberbarmens Bezirksbürgermeisterin Heike Reese erwartet ebenfalls Probleme: „Ich rechne damit, dass es schwierig wird.“ Ihr Anliegen: „Wichtig ist, dass die Bauzeit eingehalten wird, die Stadt das auch kontrolliert. Ich rechne damit, dass sich die Verwaltung da ins Zeug legt.“
Wichtig ist Andreas Bialas (SPD), Bezirksbürgermeister von Langerfeld-Beyenburg, dass Rettungsdienst und Feuerwehr durch Einbahnregelungen und Vorrangschaltungen an Ampeln weiter schnell Richtung Osten kommen. Bei Problemen „muss da auch nachjustiert werden“, fordert er. Zudem befürchtet er eine höhere Belastung des Bereichs Dieselstraße, weil schwere Lkw nicht nur die Brücke Waldeckstraße nicht nutzen können, sondern auch die Brücke Höfen für sie verboten ist. Aber er sagt auch: „Wir werden damit leben müssen, denn die Brücke muss repariert werden.“
Auch vier Buslinien (602, 636, 638 und 646) werden für mehrere Jahre großräumig umgeleitet: Die Linien 602 und 636 sowie die Einsatzwagen E807 und E905 werden zwischen den Haltestellen „Oberbarmen Bahnhof“ und „Bockmühlbrücke“ über Berliner Straße - Rauental umgeleitet. Die Linien 638 und 646 sowie der Einsatzwagen E813 werden zwischen „Oberbarmen Bahnhof“ und „Werléstraße“ über Berliner Straße - Brändströmstraße - Heckinghauser Straße umgeleitet. In den entfallenden Abschnitten übernehmen die Linien 604 und 611 die Zubringerfunktion zu den umgeleiteten Buslinien.