Stadtentwicklung Spielplätze: Vor allem die Talachse hat Nachholbedarf

Wuppertal · Der Spielflächenbedarfsplan für die Stadt wird fortgeschrieben - und offenbart viele Mängel. Hoffnung auf Förderprogramme & Co. Die WZ sucht Spielplatztester.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Wie sehr sie gebraucht werden, wurde während der Corona-Pandemie deutlich: Während des Lockdowns waren die 351 städtischen Spiel- und Bolzplätze in Wuppertal nämlich auch mal ein paar Wochen zu. Doch der Zustand vieler Anlagen gibt immer wieder Grund zu Kritik. Geräte, die verfallen, werden zwar abgebaut - etwas Neues, klagen auch viele WZ-Leser, kommt aber nicht. Teilweise würden auch nach und nach ganze Bereiche von Spielplätzen gesperrt.

Der letzte Spielflächenbedarfsplan der Stadt stammt aus dem Jahr 2012. Und seitdem, das zeigt ein Blick in die aktuelle Fortschreibung, hat sich an der grundlegenden Situation nicht viel verbessert. Der Bedarf ist zum Beispiel nur zu drei Viertel gedeckt - und damit noch ein bisschen schlechter als 2012. Die gestiegene Kinderzahl in Wuppertal hat das Problem verschärft. Zum Vergleich: Solingen lag bei der letzten Bestandserhebung 2018 bei fast 90 Prozent Bedarfsdeckung.

Auch die Durchschnittsnoten für die zehn Wuppertaler Bezirke geben wenig Grund zur Freude - sie liegen meist jenseits der 3,0 (siehe Kasten). Gegenüber 2012 gab es nur in wenigen Bezirken Verbesserungen.

„Die Zahlen machen deutlich, dass eine grundlegende Verbesserung ohne zusätzliche eigene Investitionen oder Fördermittel nicht möglich ist“, stellte Frank Zlotorzenski, Planer des Ressorts Grünflächen und Forsten, in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Elberfeld klar. Eine Einschätzung, die auch bezirksübergreifend gelten dürfte.

In den Bezirksvertretungen (BVen) weiß man um das Problem. So sind die Stadtteilparlamente dazu übergegangen, einen Teil der Mittel, die den BVen aus dem Gemeindefinanzierungsgesetz zustehen, in die Sanierung der Spielplätze zu stecken. Ein Punkt, zu dem es aber durchaus auch kritische Stimmen gibt, die sagen, dass das originär im Aufgabenbereich der Stadt liege.

Auch Kinder und
Jugendliche testeten mit

Den Handlungsbedarf berechnet das Ressort Kinder, Jugend und Familie anhand von verschiedenen Indikatoren. Die wichtigsten aus Sicht der Stadt: Einwohner je Hektar; SGB II-Bezug und Anteil der Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund gemessen an der Wohndauer.

Von Förderprogrammen profitierte in den vergangenen Jahren vor allem der Wuppertaler Osten. Aktuell liegt zum Beispiel die Sanierung des Bayer-Platzes in Heckinghausen in den letzten Zügen. Richtig messen lässt sich der Erfolg des Programms Soziale Stadt in Heckinghausen oder Oberbarmen allerdings - noch - nicht in den Benotungen.

Doch nicht nur der Osten ist dran, auch Elberfeld kann auf eine Förderung hoffen. Der Spielplatz Kluser Platz soll mit fast einer halben Million Euro aus dem Förderprogramm ISEK Elberfelder Innenstadt auf Vordermann gebracht werden.

Die schlechteste Benotung weist allerdings ein Bezirk auf, der eher nicht an der Talachse liegt: Uellendahl-Katernberg. Der Spielplatz Kruppstraße/Ecke Boschstraße, der - inklusive Bürgerbeteiligung - aufwändig saniert wurde, floss noch nicht in die Benotung ein. Er wurde erst im Mai dieses Jahres eingeweiht. Immerhin: Im Bezirk Uellendahl-Katernberg ist der Bedarf übererfüllt.

Die Benotung richtet sich laut Stadt nach folgenden Kriterien: „Spielwert“, „baulicher Zustand“, „Erscheinungsbild“ und „Zugänglichkeit/Erreichbarkeit“. Um eine Vergleichbarkeit zu erreichen, wurden von der Stadt ausgewählte Referenzflächen auch von Gruppen des Kinderparlaments überprüft. Die Noten stimmten mit denen der städtischen Prüfer überein - bis auf einen Ausreißer, den Werther Hof. Die Kinder und Jugendlichen hatten den Platz montagmorgens vor der Reinigung besucht und aufgrund des vermüllten Zustandes mit einer glatten „5“ bewertet.