Wuppertal Sporthalle Nevigeser Straße in Wuppertal wird teurer und später fertig: „Das ist ein Unding“
Katernberg. · Die Schulen an der Nevigeser Straße müssen länger auf die Sporthalle warten — und die Stadt Wuppertal muss deutlich tiefer in die Tasche greifen. Die neue Entwicklung sei „ein Unding“, sagt Bezirksbürgermeisterin Gabriela Ebert.
Wenig frohe Kunde für die Gesamt- und die Grundschule an der Kruppstraße: Die neue Sporthalle an der Nevigeser Straße wird deutlich teurer und auch noch später fertig. Das geht aus einer Verwaltungsvorlage hervor, mit der sich ab kommender Woche die politischen Gremien der Stadt befassen. Darin ist von nun 11,6 Millionen Euro Baukosten — fast 50 Prozent mehr als die ursprünglich veranschlagten acht Millionen — die Rede und der Fertigstellung zum Schuljahresbeginn 2021/22. Zuletzt hatte sich das städtische Gebäudemanagement im Juni noch zuversichtlich gezeigt, dass der Bau der neuen Vierfachhalle, die eigentlich aus einer Dreifachsporthalle und einer Turnhalle besteht, bis Anfang 2021 abgeschlossen sein wird und 8,6 Millionen Euro kosten wird.
Dass die Hallen, die auf dem ehemaligen Sportplatzgelände neben einem Lidl-Markt entstehen sollen, dringend gebraucht werden, steht außer Frage. Vor allem die beiden Schulen sind auf sie angewiesen: Für den Sportunterricht müssen die Schüler aktuell weite Wege und vor allem viel Zeitaufwand in Kauf nehmen.
Die Klassen der Gesamtschule werden nach Neviges gefahren. Dort hat die Stadt Wuppertal Hallenzeiten angemietet, für gut 30.000 bis 35.000 Euro im Jahr. Die Grundschüler müssen zur Sporthalle Röttgen. Schulleiter Holger Schwaner hat ausgerechnet, dass pro Schuljahr durch die größere Entfernung gegenüber dem Standort Nevigeser Straße gut 20 bis 25 Schulstunden verloren gehen. Deshalb, betont er, zählt bei dem Bauprojekt „eigentlich jeder Monat“. Überrascht habe ihn die erneute Verzögerung aber nicht, räumt er ein. Sie habe sich abgezeichnet.
Ähnlich drückt sich auch Lutz Wendel, Leiter der Gesamtschule, aus. Der Neubau würde es für alle Beteiligten einfacher machen. Er hoffe jetzt zumindest, dass mit den Verantwortlichen der Stadt weiter eine Übergangslösung gefunden werde. „Bislang war die Arbeit sehr vertrauensvoll.“ Die Verwaltung hat bereits angekündigt, dass der Mietvertrag mit der Stadt Velbert zur Nutzung der Sporthalle Waldschlösschen bis zum Ende des Schuljahres 2020/21 verlängert wurde. Nichtsdestrotz „ist die Situation für unsere Schule schwierig“, betont Wendel. Zumal im kommenden Schuljahr wieder ein neuer Jahrgang, also noch mehr Schüler, hinzukommen.
Die neue Entwicklung sei „ein Unding“, sagt Bezirksbürgermeisterin Gabriela Ebert (SPD). Insbesondere die Kostensteigerung sorgt bei ihr für Kopfschütteln. Trotzdem müsse man im Sinne der Schulen zustimmen. „Wir können es uns gar nicht erlauben, noch länger mit dem Bau zu warten.“
Kein Unternehmen wollte zu den Konditionen arbeiten
Dass es teurer und langwieriger wird, liegt laut Stadt am derzeitigen Baumboom in der Branche. Bekanntlich hatte sich auf die beiden ersten Ausschreibungsrunden kein Unternehmen gemeldet (die WZ berichtete). Das Städtische Gebäudemanagement (GMW) musste in freie Verhandlungen treten. Interessenten gab es, hatte GMW-Chef Hans-Uwe Flunkert im Juni gegenüber der WZ erklärt. Anders als erhofft, fand sich aber offenbar niemand, der im ursprünglichen Kosten- und Zeitrahmen arbeiten konnte oder wollte.
Ein erstes Angebot lag bei mehr als 14 Millionen Euro, erklärt Flunkert jetzt. Nun sei ein Unternehmen gefunden worden, das für 10,6 Millionen Euro den Auftrag annehmen würde. Die Firma, die für die Stadt schon die Sporthalle in Langerfeld baute. Eine Million Euro hat die Stadt bereits für Erdarbeiten an der Nevigeser Straße investiert. Die ursprüngliche Summe von gut 8,6 Millionen Euro sei seriös geschätzt worden, betont Flunkert. Allerdings liege das nun schon einige Zeit zurück. Dass der Preis so deutlich gestiegen sei, „ist bei der derzeitigen Konjunkturlage leider so“. Die Firmen hätten kaum Kapazitäten.
Stimmt der Stadtrat nun zu, wird es also deutlich teurer für die Stadt. Die zusätzlichen 3,6 Millionen Euro können laut Verwaltung zum überwiegenden Teil mit einem zusätzlichen Betrag von 2,16 Millionen Euro aus den Fördermitteln „Gute Schule 2020“ finanziert werden (insgesamt damit 10,16 Millionen Euro). „Zur Deckung werden Fördermittel für die Sanierung des Schulgebäudes Matthäusstraße eingesetzt, die zeitnah hierfür nicht benötigt werden“, heißt es in der Drucksache. Der Restbetrag von 1,44 Millionen Euro wird aus Mitteln der Bildungspauschale bestritten.
Das Umschichten der Gelder hat allerdings Folgen. „Es muss deutlich darauf hingewiesen werden, dass die weiteren Mehrkosten zwangsläufig zu Konsequenzen in Form von Reduzierungen oder zeitlichen Verzögerungen für die weitere Investitionsplanung führen werden“, schreibt die Stadt. Sprich: Andere Aufträge werden warten müssen, Ausschreibungen, die demnächst erfolgen sollten, verschoben werden.