Sprengschäden: Anwohner am Burgholz fordert Schadenersatz

Für die massiven Schäden an seinem Haus an der Oberen Rutenbeck macht Siegfried Krommes seit Jahren den Tunnelbau verantwortlich. Sein Protest zieht Kreise.

Küllenhahn. Fünf Jahre Tunnel Burgholz: Was täglich für tausende Fahrer zwischen dem Autobahnkreuz in Sonnborn und den Wuppertaler Südhöhen ein Segen ist, wirkt auf Siegfried Krommes (72) wie ein Fluch, den er seit mindestens ebenso vielen Jahren nicht los wird. Er macht den Tunnelbau für massive Schäden an seinem Haus an der Oberen Rutenbeck verantwortlich — bislang aber ohne durchschlagenden Erfolg. „Dabei kommen immer neue Schäden an meinem Haus und auf meinem Grundstück hinzu.“

Wie berichtet, hat Krommes mit dem Land bereits mehrfach juristisch die Klingen gekreuzt und im Sommer 2009 vor dem Landgericht einen Vergleich abgelehnt, nachdem ihm — nach einer ersten Zahlung von 1070 Euro — noch einmal 1000 Euro zugesprochen werden sollten. „Das deckt nicht ansatzweise die Schäden an meinem Haus ab“, erklärt der Küllenhahner nach wie vor. „Inzwischen musste ich auch das Dach meines Hauses reparieren lassen.“ Dort war, so berichtet es Krommes beim Ortstermin mit der WZ, Mörtel gerissen. Kosten dieser Reparatur: 1198 Euro.

Die Liste der Schäden, die der Wuppertaler anführt und auch mit Fotos dokumentiert hat, ist lang: Sie beinhaltet Risse in Treppen, Wänden, Mauern und Böden ebenso wie verrutschte Gehwegplatten, Absenkungen auf dem Grundstück, einen leer gelaufenen Fischteich sowie schief hängende, verklemmte oder auch verzogene Haustüren.

„Nachdem die WZ den Fall zum Thema gemacht hat, haben sich einige Betroffene bei mir gemeldet, die auch an anderen Tunnelbaustellen mit solchen Problemen zu kämpfen haben“, sagt der 72-Jährige. Er wirft dem Land unter anderem Versäumnisse bei der Dokumentation von Sprengungen vor. „Wer von denen will, kann sich mein Haus ansehen. Ich habe keine Geheimnisse.“

Das Wohnhaus des Wuppertalers wurde 1948 gebaut und steht etwa 200 Meter vom Burgholztunnel entfernt. Krommes ist sich sicher: „Mein Haus hat beim Bau des Tunnels etwa 1000 Sprengungen erlebt — und das mit voller Wucht. Ich kann das nicht einfach runterschlucken.“ Und was Krommes am meisten ärgert: „Das Land steht immer noch nicht zu seiner Verantwortung. Hier sind Schäden eingetreten, die der Landesbetrieb Straßen NRW selbst nicht erwartet hat.“

Mindestens so lang wie die Liste der Gebäudeschäden ist die Liste der Versäumnisse, die der Wuppertaler dem Land vorhält: „Die Sprengprotokolle für den Tunnel sind örtlich und zeitlich nicht zugeordnet“, sagt der 72-Jährige mit Blick in seine umfangreiche Dokumentation, die mittlerweile ganze Aktenordner füllt. „Und wo die heftigsten Werte waren, fehlen die Protokolle ganz.“

Wie berichtet, hat der Landesbetrieb die Vorwürfe auf WZ-Nachfrage wiederholt zurückgewiesen. Zum aktuellen juristischen Verfahren werde man sich nicht äußern, hieß es zuletzt vom Landesbetrieb. Im Juli 2009 berichtete er auf Nachfrage der WZ von insgesamt 86 Sprengschäden im Bereich des Straßentunnels und von Ausgleichszahlungen von insgesamt etwa 100 000 Euro.

Ein Problem für Krommes liegt auch darin, dass vor dem Tunnelbau auf seinem Grundstück kein Beweissicherungsverfahren durchgeführt wurde. Daraus ließe sich konkret ableiten, welche Schäden auf das Konto des Sprengvortriebs der Jahre 2002 und 2003 gehen — und welche nicht. Krommes jedenfalls will weiterkämpfen und sieht sich in den Rückmeldungen anderer Tunnel-Kritiker, etwa aus Gevelsberg, bestätigt: „Die Schäden, die dort an Häusern fotografiert wurden, gleichen denen auf meinem Grundstück bis ins Detail. Es wird Zeit, dass das Land endlich zu seiner Verantwortung steht.“