Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Pflegedienstleitung
Tödlicher Sturz einer 91-Jährigen: Alkoholsucht der Pflegerin (49) war seit längerer Zeit bekannt.
Cronenberg. Nach dem tödlichen Sturz einer 91 Jahre alten Bewohnerin im städtischen Seniorenheim an der Herichhauser Straße in Cronenberg am 8. Februar richten sich die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft nun auch gegen ein Mitglied der Pflegedienstleitung der Altenpflegeeinrichtung.
Wie Sozialdezernent Stefan Kühn auf Nachfrage unserer Zeitung bestätigt, war das Alkoholproblem der Altenpflegerin — sie soll im Dienst einen Blutalkoholwert von 2,6 Promille gehabt haben und damit für den Sturz der Heimbewohnerin verantwortlich sein — seit längerer Zeit bekannt: Im Rahmen einer Dienstvereinbarung zum Umgang mit Suchterkrankungen — sie gilt für alle städtischen Einrichtungen — habe man zuvor Gespräche mit der 49 Jahre alten Pflegerin geführt.
Abgesehen davon, dass die Frau daraufhin eine Suchtberatung in Anspruch genommen habe, liege der Stadt auch ein arbeitsmedizinisches Gutachten vor, das zu dem Schluss kommt, „dass die Kollegin weiterhin in der Altenpflege arbeiten darf“, so Kühn. „Wir haben also auf die Anzeige des Problems reagiert.“
Ob das in ausreichender Form geschah, ist Gegenstand der Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung, erklärt Wolf Baumert, Sprecher der Staatsanwaltschaft in Wuppertal, auf Nachfrage unserer Zeitung berichtet.
So wurde die Dienstakte der 49-Jährigen bei der Stadt sichergestellt und die Polizei unter anderem auch damit beauftragt, die Frau zu vernehmen. Bei einer Verurteilung müsste sie mit einer Geld- oder einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren rechnen. Mehr lasse sich mit Blick auf die laufenden Ermittlungen noch nicht sagen, so Baumert.
Wie berichtet, soll die Pflegerin mit der Heimbewohnerin gestürzt sein, als sie die 91-Jährige auf einen Toilettenstuhl setzen wollte. Dabei zog sich die Seniorin mehrere Frakturen zu und starb zwei Tage später im Krankenhaus. Nach diesem „zutiefst schockierenden“ Vorfall habe man sofort mit den Leitungen aller sieben städtischen Altenheime gesprochen, berichtet Kühn. Dort leben insgesamt 800 alte Menschen. Sie werden von etwa 400 Mitarbeitern gepflegt.