Stadt führt Bundes-Notbremse ein 100.000 Impfung in Wuppertal erwartet

Die Corona-Pandemie bringt immer wieder neue Erfahrungen. So steigen die Impfzahlen, erwartete die Stadt am Donnerstag die 100 000. Impfung, zugleich stellen die Inzidenzwerte neue Negativrekorde auf. Stefan Kühn, Dezernent für Soziales, Jugend, Senioren, Schule und Gesundheit: „Die erste Welle hatte einen Höchstwert von 66, die zweite von 239, vorgestern waren wir über 270.“

Im Mai wird deutlich mehr Impfstoff erwartet.

Foto: dpa-tmn/Fabian Strauch

Kühn blickt auf die dritte Welle und nennt beunruhigende Zahlen: 1582 erkrankte Menschen oder 25 Prozent mehr als letzte Woche, ein Inzidenzwert, der ebenfalls 25 Prozent über dem der Vorwoche liegt, der höchste, der in der Pandemie überhaupt erreicht wurde. Und: Nun sind Jüngere betroffen. Waren in der zweiten Welle vor allem über 80-Jährige erkrankt, sind es jetzt die Mitte 50- bis Mitte 70-Jährigen. Auch auf den Intensivstationen, wo aktuell 33 Personen behandelt, 29 davon beatmet werden. Auch unter den im Zusammenhang mit Covid-19 Verstorbenen (letzte Woche: 423; Donnerstag, 0 Uhr: 434) finden sich immer weniger über 80-Jährige. Kühn erklärt dies mit den Impfungen in Altenheimen, ambulanter Pflege und Behinderteneinrichtungen, wodurch das Risiko zu sterben oder schwer zu erkranken sinkt: „Impfen rettet Leben.“ Unabhängig davon stecken sich immer mehr Kinder und Jugendliche an – in der letzten Woche seien 53 Schulen betroffen gewesen, in dieser Woche seien in drei Tagen 28 Fälle hinzugekommen. Trotz des Distanzunterrichts. 21 Kitas meldeten von Montag bis Mittwoch Infektionen. „Das führt jedes Mal zur Schließung einer Gruppe“, so Kühn.

Auch Krisenstabsleiter Johannes Slawig weist auf die Fortschritte beim Impfen hin, die bedeutsamste Perspektive in der dritten Welle. Mit der 100 000. Impfung (gezählt werden Erst- und Zweitimpfung) sei ein Fünftel der angestrebten Herdenimmunität in der Stadt erreicht, so Slawig. Die Altersgruppe der über 70-Jährigen könne in der kommenden Woche mit der Einladung der jüngsten Jahrgänge abgeschlossen werden. Im Mai werden deutlich mehr Impfstofflieferungen erwartet. Was aber nicht zu Lockerungen oder Prioritätenänderungen bei der Impffolge führen werde. Da halte man sich ans Land. Auch die Impfbrücke, die über 60-Jährigen erlaubte, sich für Restimpfdosen zu melden, wird nicht wieder geöffnet. „Wir haben 3000 Anmeldungen, das ist eine sehr hohe Zahl“, erklärt Slawig. Mithilfe eines Computers werde die Liste im Zufallsprinzip abgearbeitet – abends werden Impfwillige kurzfristig zugelassen. „Die Resonanz ist hervorragend.“

Voran geht es auch bei der Lockdownverschärfung: Seit Donnerstag 0 Uhr gilt die neue Allgemeinverfügung, die im Vorgriff auf das neue Infektionsschutzgesetz des Bundes erlassen wurde, die voraussichtlich am Samstag in Kraft tritt und von der Stadt 1 zu 1 übernommen wird. Damit, so Slawig, seien die fünf Klagen gegen die alte Allgemeinverfügung (WZ berichtete) hinfällig. Zu erwartende neue Klagen richten sich dann gegen Bestimmungen der sogenannten Notbremse des Bundes und müssen entsprechend dort verhandelt werden.

Nun also gilt eine Ausgangssperre ab 22 Uhr. Die Erfahrungen aus der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag, so Slawig, seien insgesamt positiv, es habe nur wenige Verstöße gegeben. Er begrüßte auch die Fortsetzung des Distanzunterrichts an den Schulen - im Bund ist dafür ein Inzidenzwert von 165 festgelegt. Wuppertals Wert liegt deutlich darüber. „Wir brauchen jetzt nochmal eine Kraftanstrengung, um Infektionsketten zu unterbrechen und aktuelle Impfengpässe zu überbrücken“, wirbt Stefan Kühn.