Verkehr Stadt will Autofahrer mit einer App zu freien Parkplätzen lotsen
Wuppertal · Sensoren am Straßenrand sollen alle verfügbaren Stellplätze in Echtzeit erfassen.
Die Stadt Wuppertal plant, noch in diesem Jahr mit einer neuen App die Parkplatzsuche in der Innenstadt auf ein Minimum zu reduzieren. Dazu sollen Sensoren im Boden oder an Laternen angebracht werden, die in Echtzeit feststellen können, wo Parkplätze verfügbar sind. Das ehrgeizige Ziel der städtischen Verkehrsplaner: Die neue App soll nicht nur freie Stellplätze innerhalb bewirtschafteter Parkräume erfassen, sondern komplett alle freien Parkmöglichkeiten im Wuppertaler Innenstadtgebiet im Blick haben - egal ob gratis oder gebührenpflichtig. „Wir sprechen erst einmal von Elberfeld und Barmen. In einem zweiten Schritt sollen aber auch die Quartiere folgen“, sagt Rolf-Peter Kalmbach, Abteilungsleiter bei der Straßenverkehrstechnik im städtischen Ressort Straßen und Verkehr.
„Unsere Intention ist die Vermeidung von Parksuchverkehr“, erläutert Kalmbach. Das ewige Kurven auf der Suche nach der „Lücke“ raubt den Wuppertalern nämlich nicht nur Lebenszeit, es ist auch umweltschädlich. Der ADAC geht davon aus, dass mittlerweile ein Drittel des Verkehrs in Großstädten auf die Parkplatzsuche entfällt.
Das Projekt „Parkleit-Management“ soll laut Kalmbach rund 380 000 Euro kosten. Die Hälfte könnten im Rahmen des Green-City-Plans vom Bund kommen, die andere Hälfte müsste die Stadt selbst tragen. Oberbürgermeister Andreas Mucke und Kämmerer Johannes Slawig hätten die Bereitschaft zur Übernahme des Eigenanteils signalisiert. Fehlt nur noch die Zustimmung des Rates, der am 20. Mai das nächste Mal tagt. Im Hintergrund trifft Kalmbachs Ressort bereits Vorbereitungen, um die App ab Mai 2019 zügig umsetzen zu können.
So soll sie funktionieren: Die Software lässt sich gratis im App-Store fürs Handy herunterladen. Ähnlich wie bei einem Navigationsgerät gibt der Fahrer vor dem Start seine Zieladresse an. Kurz vor der Ankunft lotst die App das Auto dann nicht zur genauen Anschrift, sondern lieber direkt zum freien Parkplatz in unmittelbarer Nähe. Das Programm zeigt dem Fahrer nicht einzelne Parkplätze, sondern „grüne Zonen“ mit mehreren realen Parkmöglichkeiten an, damit niemand eine Straße ansteuert, nur um vor Ort zu merken, dass die Parklücke bereits gefüllt ist.
Mit der Einführung der App will die Stadt zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Sie wird auch in der Lage sein, das „Handyparken“ abzuwickeln. Nach einer Anmeldung sollen Nutzer die Möglichkeit haben, Parkgebühren mit dem Mobiltelefon zu bezahlen. „Damit wird eine minutengenaue Abrechnung möglich“, sagt Kalmbach.
Bezahlen per Telefon
kostet zehn bis 20 Cent
Ob der Parker am Ende durch das neue System spart, wird von Fall zu Fall unterschiedlich sein. Jeder Parkvorgang wird mit dem Handy nämlich eine zusätzliche Gebühr kosten, womöglich in der Größenordnung von zehn bis 20 Cent. Diese könnte der Nutzer jedoch dank der genaueren Abrechnung unter Umständen wieder einsparen, so Kalmbach.
Eine Erhöhung der Parkgebühren sei mit dem neuen System ausdrücklich nicht verbunden. Und: Es werden auch keine Parkscheinautomaten abgebaut. „Jeder, der das möchte, kann weiterhin seine Parkgebühren bezahlen wie bisher“, so der Verkehrsexperte. Und: Autofahrer müssten auch keine Angst haben, dass die Politesse nun beim Ablauf der maximalen Parkdauer sofort vor dem Kennzeichen steht. Die Daten würden nicht ans Ordnungsamt weitergegeben. Das sei überhaupt nicht zulässig. Läuft die Parkzeit ab, geschieht zunächst nichts, außer der Ordnungsdienst kommt - wie bisher - zufällig am Auto vorbei. Trotzdem verspricht sich die Stadt von dem neuen System Mehreinnahmen. Die Erfahrung aus anderen Kommunen hat laut Kalmbach gezeigt, dass die Akzeptanz der Bürger, Parkgebühren zu entrichten, durch die Einführung von Parksensoren deutlich verbessert wird.
Von SPD-Fraktionschef Klaus-Jürgen Reese gibt es bereits zustimmende Worte für das Projekt. „Ich rechne damit, dass meine Fraktion das begrüßen wird“, sagte er der WZ. Mit ein bisschen digitaler Intelligenz lasse sich vermeidbarer Verkehr abbauen. Das sei eine gute Sache. Verhaltener äußerte sich da CDU-Fraktionschef Michael Müller. Im Hinblick auf den finanziellen Eigenanteil der Stadt sagte er: „Da wird man Kosten und Nutzen abwägen müssen.“ Er verweist auf das gute Parkleitsystem in der Innenstadt und stellt fest: „Wenn es nicht gerade am Samstag ist, haben wir doch gar nicht so viel Parksuchverkehr.“