Stadt will mehr Gewerbeflächen

180 Hektar will Wuppertal für die Ansiedlung und Erweiterung von Unternehmen erschließen. Das sieht ein Programm vor.

Foto: Peter Vorsteher

In einem Antrag an den Ausschuss für Stadtentwicklung forderten SPD und CDU im vergangenen Oktober die Verwaltung dazu auf, 110 Hektar Land für den Haus- und Wohnungsbau auszuweisen. Nach kontroversen Diskussionen über den Nutzen und die Kosten eines solchen Flächenverbrauchs ist das Thema Wohnungsbau inzwischen wieder etwas in den Hintergrund gerückt. Um Flächenverbrauch geht es auch in der Aktualisierung des Handlungsprogramms Gewerbeflächen aus dem Jahr 2011, das Stadt und Wirtschaftsförderung gestern vorstellten. Demnach benötigt Wuppertal pro Jahr rund zwölf Hektar — das sind 120 000 Quadratmeter — zur Neuansiedlung oder Erweiterung von Gewerbebetrieben.

„Wuppertal ist eine wachsende Stadt, die sich mit aktuell 125 000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten den Zahlen zu Beginn der 2000er Jahre annähert. Damals waren es 140 000“, erinnert Oberbürgermeister Andreas Mucke (SPD), der angesichts von neun Prozent Arbeitslosen in der Stadt und einem hohen Prozentsatz an unterbeschäftigten Menschen auf die Notwendigkeit hinweist, neue Gewerbeflächen auszuweisen, um so weitere Arbeitsplätze zu schaffen. Die Tallage Wuppertals mache es schwierig, große zusammenhängende Gewerbeflächen auszuweisen. „Aus der Not haben wir eine Tugend gemacht. In Wuppertal sind 60 Prozent der Gewerbeflächen recycelte Flächen, nur 40 Prozent Freiflächen. Das ist zum Beispiel am Niederrhein, wo man leichter auf die grüne Wiese gehen kann, ganz anders, so Mucke.

Einige Standorte hat die Stadt für Gewerbeansiedlungen ins Auge gefasst, mit einem Gesamtvolumen von 180 Hektar. Wobei die Einschränkung gilt, dass nicht alle Flächen komplett in städtischem Besitz sind, also für eine Vermarktung noch nicht oder nur eingeschränkt zur Verfügung stehen. Es handelt sich um die Flächen an der Nächstebrecker Straße/Bramdelle, Blumenroth, Varresbeck-Süd (an der Trasse), Schützenstraße/Carnaper Straße und den Bahnstandort Steinbeck. Hinzu kommt das Gebiet Blombach Süd, das mit einer Größe von 27 Hektar auch für die Ansiedlung größerer Unternehmen geeignet wäre. Doch da sich einige der Grundstücke dort in Privatbesitz befinden und bei den Besitzern keine Verkaufsabsicht bestehe, plant die Stadt, einen Umlegungsausschuss einzurichten, um den Streubesitz zu ordnen. Dieser Schritt dürfte nicht auf ungeteilte Zustimmung stoßen.

„Die Nachfrage nach Gewerbeflächen ist gegeben“, sagt Ralf Volmerig, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung. Für die städtischen Flächen stelle das Handlungsprogramm Qualitätskriterien auf. Wertvolle Flächen sollen an Unternehmen abgegeben werden, die viele Arbeitsplätze schaffen. Mucke hegt zudem die Hoffnung, dass sich Firmen aus der wachsenden IT-Branche auf zentral gelegene Büro-Gebäude konzentrieren. „Die wollen nicht auf die grüne Wiese“, sagt er. Dezernent Frank Meyer verschweigt nicht, dass es einen Zielkonflikt zwischen dem Bedarf an Wohnflächen und Gewerbeflächen gibt. Trotzdem müsse der Flächenfraß — wie in der Vergangenheit im Gegensatz zu anderen Kommunen — klein gehalten werden. “ Kommentar S. 16