Umwelt Stadtverwaltung lässt 2020 deutlich mehr Bäume fällen

Gleichzeitig kommt sie mit den Ersatzpflanzungen nicht hinterher.

 Förster Sebastian Rabe in einem der besonders geschädigten Bereiche: Vonkeln.

Förster Sebastian Rabe in einem der besonders geschädigten Bereiche: Vonkeln.

Foto: Fries, Stefan (fri)

2018 und 2019 hat Wuppertal jeweils 200 Einzelbäume an Straßen und in Grünanlagen gefällt. Für 2020 rechnet Annette Berendes, Leiterin des städtischen Grünflächenamtes, mit einem sprunghaften Anstieg dieser Zahl. Im jüngsten Umweltausschuss warnte sie die Mitglieder vor: „Wir werden diese Dimension im kommenden Jahr nicht beibehalten können.“ Der WZ gegenüber sagte sie, dass eine Verdoppelung der Fällungen nicht auszuschließen sei. Eine konkrete Zahl könne sie noch nicht nennen.

Doch der steigende Trend steht fest. Der Grund dafür seien die extrem langen Trockenphasen in den vergangenen beiden Jahren gewesen, so Berendes. Auch die Regenfälle im Herbst konnten da nichts mehr heilen. Die Leiterin des Grünflächenamtes sagt: „Der Schaden ist da. Es müsste jetzt eigentlich sechs bis acht Wochen durchregnen.“

Jeder gefällte Straßenbaum soll eigentlich 1 zu 1 ersetzt werden

Zu allem Überfluss kommt die Stadt bereits jetzt nicht mit den Ersatzpflanzungen nach. Eigentlich ist vorgesehen, dass jeder gefällte Straßenbaum 1 zu 1 ersetzt wird. Anders verhält es sich da laut Berendes bei Fällungen in den Grünanlagen, weil dort der Baumbestand selbst für die natürliche Vermehrung sorgt. „Wir hinken bei den Ersatzpflanzungen hinterher“, sagt Berendes. Den fast 200 gefällten Bäumen im Herbst standen im Frühjahr 2019 nur 95 Pflanzungen gegenüber.

Das Problem wird sich in Zukunft verschärfen. Denn: Im Haushalt stehen städtische Mittel von 30 000 Euro für die Einzelbäume zur Verfügung. Das soll auch in den kommenden Jahren so bleiben -– ungeachtet der Tatsache, dass demnächst noch mehr Bäume gefällt werden müssen. Wie wird das gehen? Berendes sagt: „Ja, das ist eine gute Frage.“ Bei der Aktion „Einheitsbuddeln“ wurden bereits Spendengelder für Ersatzpflanzungen gesammelt: immerhin 5000 Euro oben drauf.

Es deutet sich an, dass die Stadt mit ihrem Kurs den Baumbestand ohne externe Mittel nicht halten kann. Die Bezirksvertretung Barmen hat das bereits erkannt und in ihrer jüngsten Sitzung 3205 Euro an freien Mitteln – die ansonsten Vereinen und Initiativen im Stadtteil zu Gute kommen – für die Baumpflanzungen vorgesehen. Eigentlich eine städtische Aufgabe. Barmens Bezirksbürgermeister Hans-Hermann Lücke sagt: „Ja, eigentlich ist das nicht schön, wenn die BV dafür Geld hergeben muss. Aber das Thema bedarf der Unterstützung.“ Mit der Zahlung wollten die Politiker ein demonstratives Zeichen setzen. Der Vorschlag kam von Ilona Schäfer (Grüne).

Im Wald sind die Ausmaße noch dramatischer. Seit dem Sturm Friedericke am 18. Januar 2018 sind im Stadtwald Wuppertal rund 7000 Fichten dem Sturm oder dem nachfolgenden Borkenkäfer zum Opfer gefallen, berichtet Sebastian Rabe, Abteilungsleiter Forsten bei der Stadt. Der Borkenkäfer sei besonders durch die Trockenheit gefördert worden. Rabe fasst den deutlichen Trend zusammen: „So wurden in den vergangen zwei Jahren rund dreieinhalb mal so viele Fichten pro Jahr gefällt, wie zu normalen Zeiten.“ Inzwischen stellt das Forstamt an manchen Gebieten im Wald sogar das Fällen ein. „Da haben wir den Kampf verloren“, sagt Rabe. So bleiben überall dort Bäume tot stehen, wo keine Gehwege oder Straßen angrenzen. Ein besonders geschädigtes Gebiet gibt es etwa in Cronenberg im Bereich Vonkeln.

Derzeit kämpft das Forstamt aber noch an weiteren Fronten. Denn auch das Eschentriebsterben, verursacht durch einen Pilz aus Asien, hat Wuppertal erreicht. Erst kürzlich fielen im Bereich der Lüntenbeck rund 30 Eschen der Motorsäge zum Opfer.

Auch im Forst kommt die Stadt – auch aus personellen Gründen – mit dem Nachpflanzungen nicht nach. Wenn wieder eingesetzt wird, werden Rabes Mitarbeiter dem Wald in den kommenden Wochen 10 000 neue Bäume zuführen. Etwa Buchen, Winterlinden und Vogelkirschen. Das werde im Herbst gemacht, weil wesentliche Teile der Frühjahrspflanzungen in den vergangenen zwei Jahren durch die Hitze vertrocknet sind. Doch Rabe sagt: „Das deckt noch lange nicht den Bedarf. Wir könnten ohne Probleme 30 000 Pflanzen gebrauchen.“