Stadtentwicklung Stadt Wuppertal verkauft Grundstück an Lebenshilfe

Wuppertal · Finanzausschuss hat grünes Licht für die Fläche an der Sonnborner Straße gegeben.

 Im Frühjahr 2020 sollen die ersten Neubauten an der Sonnborner Straße stehen.

Im Frühjahr 2020 sollen die ersten Neubauten an der Sonnborner Straße stehen.

Foto: Fischer, Andreas

Die Stadt verkauft ein Grundstück an der Sonnborner Straße/Ecke Kirchhofstraße an die Lebenshilfe. Das Areal ist Teil eines Großprojektes, das auf der insgesamt gut 7000 Quadratmeter großen Brache, die zum Teil auch der evangelischen Gemeinde gehört, unter anderem den Bau von Wohnungen, einer Kita und eines Quartierszentrums vorsieht. Der Finanzausschuss gab in seiner November-Sitzung grünes Licht, entschieden wurde im nicht-öffentlichen Teil. „Mit großer Mehrheit“, so Kämmerer Johannes Slawig. Über den Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden, heißt es aus dem Rathaus.

Für die Lebenshilfe ist der Weg damit frei. Geschäftsführer Stefan Pauls hatte vor einigen Wochen gegenüber der WZ betont, dass die Zeit dränge. Auch Architektin Anja Schacht hatte erklärt: „Wir wollen endlich bauen.“ Im Frühjahr 2022 soll das Eckgebäude, das die Kita und Wohnungen beherbergen wird, ebenso wie das Quartierszentrum fertig sein. „Der Bauantrag für den ersten Bauabschnitt ist eingereicht“, sagt Schacht jetzt. Auch der Förderantrag für die Wohnungen sei gestellt worden.

Allerdings hatte es hinter den Kulissen Diskussionen gegeben. Denn neben der Lebenshilfe als maßgeblichem Träger und der Ev. Kirchengemeinde saß auch noch eine Wuppertaler Baugruppe mit im Planungsboot, die seit längerem mit einem „sozial-integrativem Konzept“ für ein Teilgrundstück um Mitglieder warb. Die könnte jetzt aber aus dem Rennen sein, denn die Stadt wird komplett nur an die Lebenshilfe verkaufen. Diese habe ein überzeugendes Konzept vorgelegt, so Slawig.

Zu dem Konzept gehört auch ein Baugruppenprojekt. Ob dies aber noch von der Wuppertaler Gruppe um Hans Werner Heckel und Dorothea Poyault realisiert werden könnte, ließ Pauls damals offen. Eine Auflage seitens der Stadt gibt es dazu nicht. Laut Schacht, die bereits an der Malerstraße mit einer Baugruppe ein Wohnvorhaben umgesetzt hat, sei man aber grundsätzlich auch für Sonnborn weiter an einem solchen Projekt interessiert. Es genieße zeitlich im Gegensatz zu Kita und Quartierszentrum jedoch keine Priorität.

Baugruppe kritisiert die Entscheidung

Die Wuppertaler Gruppe hatte gehofft, das benötigte Teilgrundstück an der Sonnborner Straße, auf dem sie ein Gebäude mit 15 bis 20 Wohnungen errichten wollte, selbst kaufen zu können. Da aktuell aber keine eigenständige Erschließung des Areals machbar wäre, schied diese Möglichkeit aus.

Heckel & Co. suchten nach eigener Aussage nach Alternativen, fühlten sich allerdings durch das „Vorpreschen“ der Lebenshilfe „ausgebootet“. Jetzt hat die Gruppe nämlich keinen direkten Zugriff mehr auf das Grundstück. Lebenshilfe-Geschäftsführer Pauls hatte dagegen mit dem Zeitdruck argumentiert. Das Gesamtvorhaben hänge an dem Kauf des städtischen Grundstücks.

Dass man nach der Sitzung im November – im September war das Thema Sonnborner Straße noch von der Tagesordnung genommen worden – lange nicht offiziell über die Entscheidung des Finanzauschusses informiert worden sei, stößt Heckel sauer auf. „Diesen Umgang mit unserem Anliegen empfinden wir in der Form als wenig bürgerfreundlich, um nicht zu sagen ignorant und geringschätzend“, schreibt er in einer Stellungnahme. „In der Sache werten wir, sollte der Verkauf ohne belastbare Option für eine Baugruppe an die Lebenshilfe stattfinden, dies als erneute städtische Kapitulation vor einem Investor.“