Freizeit Stadtführungen: Von der „schönen Ida“ und anderen Engels-Geheimnissen

Nach der Corona-Zwangspause starten die Veranstaltungen wieder - zur Freude der Projektkoordinatoren.

Reiner Rhefus vor der Hrdlicka-Statue, die an Engels erinnert.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Der Auftakt war vielversprechend. Zu den ersten Engels-Stadtführungen im Februar kamen rund 50 Teilnehmer. „Das war für uns schon sehr gut“, erinnert sich Reiner Rhefus vom Historischen Zentrum. Doch kurz nach dem Start war wegen Corona schon wieder Schluss. Den Neustart hat Rhefus, der die verschiedenen Routen konzipiert hat, herbeigesehnt. „Endlich geht es wieder los.“

Seit Samstag laufen die Veranstaltungen. Natürlich unter Auflagen. „Aber sie laufen“, ist Rhefus froh. Ebenso wie Christoph Grothe, der Projektgeschäftsführer Engels 2020. Die Stadtführungen seien ein ganz wichtiger Bestandteil im Engelsjahr, um die Menschen zu erreichen, ihnen Engels nahezubringen, sagt er. Wobei: Auf 50 Teilnehmer wird man aufgrund der Auflagen erstmal nicht mehr kommen. „Neun plus eins“ ist die Formel, also neun Bürger plus Führerin oder Führer, so Grothe. Zumindest soll es aber zwei Gruppen pro Führung geben, nachdem der „Relaunch“ am vergangenen Wochenende schnell ausverkauft war.

Zehn zusätzliche Stadtführerinnen und -führer hat die Stadt eingearbeitet. Eine tolle Truppe, freut sich Rhefus über die Zusammenarbeit. „Die scharren schon mit den Füßen“. Gut die Hälfte seien ehemalige Lehrkräfte, die sich noch einmal besonders mit dem berühmten Barmer auseinandersetzen wollten. Mit Führungen hatten einige schon vorher zu tun. Heinz-Werner Putzke ist zum Beispiel in Beyenburg sehr aktiv. Karin Hockamp war Stadtarchivarin in Sprockhövel.

„Standard“ und „Spezial“ hat Rhefus die Führungen betitelt. Wer die erstgenannten, von denen es drei gibt, absolviert, „hat schon einen guten Überblick über Engels“. Und wem das noch nicht reicht, für den gibt es dann noch die „Spezialtouren“, zum Beispiel über den Unterbarmer Friedhof, wo ein großer Teil der Engels-Familie begraben ist und Friedrich Engels inkognito an einer Beerdigung teilnahm, um seiner Verfolgung zu entgehen.

Ein Schwerpunkt ist die Erinnerungskultur zu Engels

Und auch die, die sich schon gut auskennen mit dem berühmten Barmer, werden auf ihre Kosten kommen, verspricht Rhefus. „80 Prozent wird Neues sein.“ Und auch, wenn Wissen vermittelt werden soll: Anekdoten und Heiteres werden nicht fehlen. Von der „schönen Ida“ etwa, der Cousine Friedrich Engels’. „In sie war er verliebt“, erklärt Rhefus. Jedenfalls legen das dessen Briefe an sie nah, von denen er immer hoffte, dass sie nicht seinem Vater oder seinem Onkel in die Hände fallen würden. Als Ida aber schließlich jemanden anderen heiratete, „war Engels natürlich nicht begeistert“, weiß Rhefus.

Engels’ Familiengeschichte und -bande spielen in den Führungen eine große Rolle. Wie er in „liebevoller Umgebung“ aufwuchs oder auch seine Schulzeit, die ihn das erste Mal nach Elberfeld führte, wo er später aber auch mehrere Jahre lang wohnte. Weggefährten und Vorbilder werden vorgestellt und auch die Historie der Arbeiterbewegung.

Rhefus selbst hat ein Augenmerk auf die Erinnerungskultur in Wuppertal gelegt, bis hin zum „China-Engels“. Wie wurde mit dem heute wohl berühmtesten Sohn der Stadt umgegangen? Den ersten Friedrich-Engels-Platz gab es bereits 1922 unweit des später im Krieg zerstörten Geburtshauses. Damals kam auch die Idee auf, im Barmer Museum ein Erinnerungszimmer einzurichten - was aber im Sande verlief. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg tat sich Wuppertal schwer mit Engels. Zwar wurde die Allee schon 1945 nach Friedrich Engels benannt. Die CDU zum Beispiel wehrte sich aber gegen die Aufstellung eines Gedenksteins, der dann doch 1957 kam und heute noch steht.