Kultur Metallstapel passend zum Wald
Sean Scully aus Irland zeigt Bilder und Skulpturen im Park Waldfrieden. Der Aufbau läuft noch. Dem Kunstgenuss tut das keinen Abbruch.
Obwohl Metall, scheint das Objekt zum Wald zu passen: Im Skulpturenpark Waldfrieden ist nun Kunst von Sean Scully zu sehen, verteilt übers Gelände und in allen Hallen. Die Plastik „Sleeper Stack“, rostbraun aus Eisenbahnschwellen, fügt sich farblich schön in die Natur. Berühmt wurde der Ire aber zunächst als Maler.
Gerade an den plastischen Arbeiten blieb bei der Eröffnung noch einiges zu tun. Sehr verständlich bei der aktuellen Lage: Einige Werke waren zunächst noch nicht am Platz oder im Aufbau. Das stört nicht, sind doch Kulturfreunde dankbar, endlich wieder mit Kunst beglückt zu werden. Der Park ist eine der ersten musealen Einrichtungen im Tal, die wieder öffnen konnten. Nicht zuletzt wird es manchem auch angenehmer sein, sich für den Schaugenuss nicht komplett in Räume begeben zu müssen.
Künstler war per Liveschalte aus New York dabei
Die Situation erforderte auch bei der Eröffnung einen technischen Behelf: Künstler Scully konnte nicht einreisen, ersatzweise war er per Live-Schalte aus New York präsent. Wo schwer zu verstehen, wiederholte Cragg seine Äußerungen den Anwesenden, und das Einverständnis zwischen beiden schien groß. Bei der Frage nach künstlerischen Einflüssen etwa klang es nur halb nach Wiedergabe, halb nach eigenem Kommentar von Cragg selbst: „Seiner Einflüsse muss ein Künstler sich nicht immer bewusst sein.“
Ungeachtet der naturnahen Anmutung des Objekts im Wald: Scullys ursprüngliches Genre zeigte sich an den Wänden der Hallen. Die oberste enthält bislang eine Skulptur, daneben aber mit der Reihe „11 Triptychs“ ein Beispiel für Scullys malerisches Schaffen. Triptychen sind die zwölf Ölbilder auf Kupfer deshalb, weil sich jedes aus drei zweifarbigen Spalten zusammensetzt. Von rechts nach links steigt die Farbigkeit und mündet am Ende in warmes Gelb-Rot.
Wer beim Anstieg besagte Plastik passiert hat, mag so vorbereitet die Ähnlichkeit wahrnehmen: An Stapel denken könnte man nicht nur bei deren Schwellen, sondern auch hier, bei den bunten Spalten der Bilder. Und auf der Hand liegt ja, sich nach dem Verhältnis zwischen Mal- und Skulpturschaffen des Künstlers zu fragen. Tony Cragg verfolgt dessen Entwicklung seit Langem, aber zum Aspekt, wie Scully vom einen zum anderen fand, gestattet er sich nur Vermutungen: „Die Farben der Bilder haben eine fette Materialität.“ Der Sprung zur dritten Dimension mag demnach schon im reichen Farbgebrauch wurzeln.
„Erdig“ und „massiv“ sind ansonsten Attribute, die Cragg Scullys Werken zuschreibt, über dessen Schau im Park er übrigens betont: „Es ist eine große Ehre, muss man einfach sagen.“ Beim Gang übers Gelände am monumentalsten wirkt ein Blick in die mittlere der drei Ausstellungshallen: Enorme Blöcke lassen Großes erahnen – und das, obwohl das Objekt bei der Eröffnung noch gar nicht komplett installiert war. In der unteren gibt „Grid“ (begonnen schon 1972) einen anderen Eindruck: Das Werk nimmt die Optik orientalischer Webkunst auf und verbindet das mit architektonischer Struktur. Einprägsam-leuchtend daneben das neuere, breite Ölbild „What Makes Us“. Und eine titellose Skulptur aus Muranoglas scheint vom Aufbau der eingangs benannten zu gleichen, von der Buntheit hingegen der Bilderreihe.
Doch auch wenn Cragg bekennt, dass die Schau in Teilen noch „in Arbeit“ ist: Nicht alles in Bewegung muss ja nur ein Behelf sein. Dass „Sleeper Stack“ gerade an dieser Stelle im Wald zu stehen kam, hatte sich nämlich spontan entschieden: Zwar hatte Sean Scully schon im Vorjahr den Park besucht und gleich über Platzierungen entschieden – Cragg in Andeutung der impulsiven Auswahl: „Einen da, einen da.“ Am Vortag der Eröffnung aber habe sich ungeplant der nun realisierte Standort angeboten. Dafür, ist zu hören, sei der Park-Chef bekannt: Ein sicheres Gespür für den letzten Schliff.