Stadthalle: Weniger Klassik, mehr Musicals und Kabarett

Berater empfehlen den Abbau von Eigenveranstaltungen. Das löst Sorge um die kulturellen Höhepunkte aus.

Elberfeld. Die Stadthalle wird innerhalb des Geschäftes im Kultursegment vorrangig den nicht-klassischen Bereich ausbauen und verstärkt auf Musical, Kabarett sowie Konzerte mit populärer Musik setzen. Eigene Veranstaltungen sowie solche in Kooperationen sollen künftig nur noch durchgeführt werden, wenn es einen „genau definierten kulturpolitischen Auftrag“ gibt.

Das empfiehlt zumindest die Unternehmensberatung „actori“. Ziel: Ein langfristig tragfähiges Geschäftsmodell für die Stadthalle. Diese Unternehmensberatung hatte bereits im vergangenen Jahr kurzfristige Maßnahmen entwickelt, um die sich anbahnende Insolvenz der Stadthalle abzuwenden. Und das mit dem Erfolg, dass aktuell keine Insolvenz droht und das Eigenkapital wieder wächst. Genau das lief Gefahr, sehr schnell aufgebraucht zu sein.

Auch angesichts der Tatsache, dass die Kosten steigen, die Stadt die Zuschüsse nicht erhöhen kann und die Stadthalle deshalb im kommenden Jahr wieder in Schieflage geraten könnte, drängt Kämmerer Johannes Slawig auf solch ein neues Modell.

Seine Ansage: Die Stadthalle soll sich vor allem „als Dienstleister für Dritte“ platzieren. Es sei nicht ihre Aufgabe, eigene Veranstaltungen durchzuführen. Weiterhin als Mitveranstalter aufzutreten, sei zwar auch künftig nicht ausgeschlossen. Doch da dürften dann keine Miesen als Ergebnis herauskommen, sondern mindestens eine schwarze Null, lieber noch mehr.

Eigene Veranstaltungen? Das sind die Orgelakzente und die Musikalische Kaffeetafel, bei der die Musikhochschule mit im Boot sitzt. Geld kommt dabei nicht über die Miete, sondern über den Verkauf der Tickets und von Kaffee und Kuchen in die Kasse.

Kooperationsveranstaltungen sind häufig solche, bei denen ein Sponsor viel Geld für die gewünschte hohe Qualität gibt und manche Konzerte nur aufgrund guter persönlicher Kontakte und gedrückter Kosten etwa für die Orchester zustandekommen. Im Falle einer Neuordnung fragen sich Branchenkenner deshalb, ob kulturelle Höhepunkte jenseits des Sinfonieorchesters künftig überhaupt noch zu sehen sein werden. Und auch der im Kultursektor bestenfalls zu erzielende Mehrerlös ist angeblich sehr limitiert. Da ist von rund 10 000 Euro pro Jahr die Rede. Fraglich ist, wie der in Gründung befindliche Freundeskreis der Stadthalle auf das Gutachten reagiert.