Interview „Stadtjubiläum und Weinfest waren bereits fertig organisiert“

Die WZ sprach mit Christel Auer über das Miteinander des Heimat- und Bürgervereins in einer Zeit ohne Veranstaltungen

Christel Auer ist seit 2010 Vorsitzende des Heimat- und Bürgervereins Ronsdorf.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Frau Auer, wegen der Corona-Pandemie sind fast alle Veranstaltungen des Heimat- und Bürgervereins in diesem Jahr ausgefallen. Was macht das mit einem Verein, der doch im Kern darauf bedacht ist, die Menschen zusammen zu bringen?

Christel Auer: Das Miteinander im Stadtteil und im Verein geht verloren. Ich stelle aber fest, dass das durch persönliche Kontakte und Ansprachen auch wieder etwas aufgefangen wird. Man muss aber aktiv bleiben. Und alles lässt sich so nicht ersetzen.

Wie war das für Sie als Organisatorin, als der Veranstaltungsbetrieb mit einem Schlag zum Erliegen kam?

Auer: Erstmal haben wir die Ruhe im Lockdown genossen. Da konnte man dann plötzlich alles machen, für das man sonst nie Zeit hatte. Also zum Beispiel die Arbeit im Garten. Das war erst einmal erholsam. Dann fing es aber wieder an zu kribbeln: Was können wir denn jetzt wieder machen? Es kann ja nicht so bleiben.

An was haben Sie dann gearbeitet?

Auer: Wir hatten erst einmal viel damit zu tun, Veranstaltungen abzusagen. Zum Beispiel das Stadtfest zu 275 Jahren Ronsdorf und das Weinfest.

Da war doch sicher schon viel geplant.

Auer: Ich hatte alles fertig. Es war alles organisiert und festgezurrt: Getränke, Essen, Tische, Bänke, Sanitätsdienst, Technik, die Buchung des Platzes. Wir hatten schon Bands für die Bühne verpflichtet. Das musste alles rückgängig gemacht werden.

Sind Ihnen Kosten dadurch entstanden, weil Sie alles schon gebucht hatten?

Auer: Nein, da hatte ich echt ein bisschen gezittert. Es ist aber zum Glück keiner von unseren Partnern gekommen und hat uns eine Rechnung für den Ausfall gestellt. Alle waren kulant. Das waren aber auch alles Beteiligte, mit denen ich auch sonst bei Festen zusammenarbeite. Da hat es sich ausgezahlt, dass ich immer darauf geachtet habe, die Ronsdorfer mit ins Boot zu holen.

Da müssen Sie ja schon unendlich viele Stunden in die Planung gesteckt haben. Als Sie dann wussten, dass nichts stattfinden wird, waren Sie da nicht sehr enttäuscht?

Auer: Nein, weil ich diese Arbeit gerne mache. Klar sagt man: Da haben wir so viel reingesteckt und es war alles umsonst. Aber auf der anderen Seite ist das gemeinsame Planen und Aufbauen auch etwas sehr Schönes.

Der Zweck des Weinfestes ist es doch, das Bandwirkerbad finanziell zu unterstützen. Wie werden denn nun diese Ausfälle aufgefangen?

Auer: Das Weinfest organisieren wir ja zusammen mit dem Förderverein des Bades. Als klar war, dass die Einnahmen in diesem Jahr nicht zusammen kommen, habe ich direkt den Schatzmeister des Bandwirkerbades angerufen. Der konnte mich beruhigen. Die schreiben ja kleine Schwarze Zahlen und können ein Jahr überbrücken. Es haben sich zusätzlich in den Corona-Zeiten verschiedene Aktionen entwickelt. Da wurden Mosaiksets und Schutzmasken hergestellt und zugunsten des Bandwirkerbades verkauft. So konnte der Verlust abgefedert werden.

Sie sagten eingangs, dass das Miteinander schwerer geworden ist. Was bietet der Verein denn noch an?

Auer: Das ist alles etwas schwierig. Es sind noch Ausflüge geplant. Einmal etwa zur Landesgartenschau in Kamp-Lintfort. Aber da ist natürlich die Busfahrt der Knackpunkt. Viele Menschen möchten nicht im Bus mit der Maske sitzen oder wollen derzeit gar keine Busreise machen. Nun fährt man zur Landesgartenschau nur eine Stunde. Wir haben aber Ende August auch eine Fahrt nach Berlin geplant. Da haben sich einige abgemeldet, weil sie nicht so lange im Bus sitzen möchten. Es kommt das Problem hinzu, dass die Toilette im Bus nicht genutzt werden darf. Da sind wir auf die Raststätten angewiesen.

Ist es besonders schwer, in dieser Zeit den Kontakt zu den sozial schwächer gestellten Menschen im Stadtteil aufrecht zu erhalten?

Auer: Unser Runder Tisch mit vielen Beteiligten aus dem Stadtteil, die sich um den Kontakt zu den Zugezogenen im Rehsiepen kümmern, hat seit Beginn der Krise nicht mehr getagt. Ich habe mir dann irgendwann gedacht, dass etwas getan werden muss und eine Aktion gegen Langeweile in der Corona-Zeit ins Leben gerufen. Wir haben einen Aufruf gestartet und Spielzeug und Bücher gesammelt. Da haben wir dann drei Wochen lang jeden Tag die Bücherzelle im Ronsdorfer Carree mit diesen Spenden gefüllt. Die Kisten waren am Ende des Tages immer leer. Das haben wir dann nochmal gezielt im Rehsiepen wiederholt. Am 25. Juli geben wir erneute Spenden aus. Dafür sammeln wir noch, diesmal auch Kinderkleidung.

Wie planen Sie das Veranstaltungsjahr 2021?

Auer: Wir planen erst einmal so, wie wir es gewohnt sind. Also wir bereiten Liefersack, Picobellotag, Museumstag und Weinfest ganz normal vor. Ich denke, dass wir die Jubiläumsfeier zusammen mit dem Liefersack nachholen wollen. Aber es kann sich natürlich jederzeit alles ändern. Wir überlegen jetzt noch immer, ob wir noch in diesem Jahr wieder den Adventsbasar machen können. Aber wir möchten natürlich auch alle kein Risiko eingehen. Man darf nicht vergessen, dass unsere Mitglieder zum größten Teil zur Corona-Risikogruppe gehören.