Ausstellung Wuppertaler Künstlerin Lidia Epshtein stellt in Venedig aus
Wuppertal · Die Werke der Diplom-Designerin sind bis Ende September in einer Filiale des Goethe-Instituts zu sehen.
Eigentlich wäre Lidia Epshtein gerade in Venedig, denn am Samstag wurde dort ihre Ausstellung „Fluchtpunkte“ eröffnet. Doch dann kam Corona dazwischen, und die Künstlerin musste in Wuppertal bleiben. Ihre Bilder haben die Reise aber nicht gescheut und hängen in den lichtdurchfluteten Ausstellungsräumen des Palazzo Albrizzi-Capello, einer Filiale des Goethe-Instituts. Gemeinsam mit ihrer Tochter Tatyana Vorontsov zeigt sie dort Werke, die durch Gedichte von Else Lasker-Schüler inspiriert wurden. Der Titel „Fluchtpunkte“ verknüpft dabei den zeichnerischen Begriff mit der historischen Situation der Dichterin.
Lidia Epshtein wurde in der Ukraine geboren. Sie studierte Design an der Kunsthochschule in Charkow und arbeitete dort als Textildesignerin. Schon während des Studiums interessierte sie sich für die klassische Malerei. 1997 wanderte sie mit ihrer Familie nach Deutschland aus.
Epshtein malt nicht nur,
sondern fotografiert auch
Heute ist Wuppertal ihre zweite Heimat geworden. Hier arbeitet die Diplom-Designerin als selbständige Künstlerin und gibt Malkurse. Ihr Werk ist vielseitig, sowie auch die Materialien, mit denen sie sich beschäftigt. Landschaften auf Seide, Portraits in Öl, Stadtansichten in Aquarell - und wenn sie weder Farbe noch Stoff zur Hand hat, dann fotografiert sie auch. „Ich mache alles“, erzählt sie lachend, „Hauptsache, ich drücke mich kreativ aus“. Bei dieser Energie ist es nicht erstaunlich, dass sie bereits weltweit an Ausstellungen teilnehmen konnte. In Venedig stellt sie nun gemeinsam mit ihrer Tochter Tatyana Vorontsov aus. Die 39-Jährige ist ebenfalls Diplom-Designerin. Sie hat in Münster Illustration studiert und in Barcelona, Argentinien und Berlin gearbeitet. Heute lebt sie mit ihrer Familie in Paris.
Die Idee, ihre Bilder in Venedig auszustellen, kam der Künstlerin nach zwei Ausstellungen im vergangenen Jahr. Zum 150. Geburtstag Else Lasker-Schülers hatte der Bundesverband bildender Künstler die Ausstellungsreihe „Else geht aus“ veranstaltet, bei der auch Lidia Epshtein teilnahm. Da die Arbeiten fertig waren, bot sie diese kurzerhand Nevia Pizzul-Capello, Präsidentin der Deutsch-Italienischen Gesellschaft (ACIT), an und diese organisierte die Ausstellung begeistert. „Wir schätzen Lidia Epshtein sehr, nachdem sie schon 2012 anlässlich des Karnevals von Venedig bei uns ihre Werke ausgestellt hat.“ Am 4. Juli war nun die Vernissage, die trotz Corona-Auflagen sehr gut ankam. Nach einem stimmungsvollen Konzert sprach sie die Begrüßungsrede und eröffnete mit der Ausstellung auch „eine neue Phase der Tätigkeit“ für das kulturelle Leben.
In Lasker-Schülers Gedichten
fand sie viele Bilder
Das Thema lag den beiden Künstlerinnen. Als Jüdinnen konnten sich die Frauen in das Schicksal Else Lasker-Schülers einfühlen. „Else war ja auch Zeichnerin, das war für meine Tochter besonders interessant“, erzählt Lidia. Ihr selbst sei Poesie eher fremd, aber sie habe immer mehr Bilder in den Gedichten gefunden, die sie gerne visualisierte. In der Ausstellung werden Aquarelle, Grafiken und Batiken gezeigt. Lidias Aquarelle zeigen Wuppertaler Stadtansichten, und ihre Batiken thematisieren poetische Visionen. Tatjana hat sich mit der Biografie Elses auseinandergesetzt, ihre Aquarelle und Zeichnungen sind wie Notizen und regen zum Mitdenken an. Die Ausstellung dauert bis zum 25. August.