Verkehr Neuer Vorstoß für Bahnverbindung zwischen Rade und Wuppertal

Förderung über Regionale-Mittel? Die Nachbarstadt will Chancen für die Strecke ausloten. Mucke lobt den Vorschlag. Museumsbahnbetrieb soll parallel laufen.

Fabian Müller, Ulrich Grotstollen und Bernhard Czeska (v.l.) auf der Öhder Brücke.

Foto: Bartsch,G. (b13)

Zwischen Radevormwald-Wilhelmstal und Wuppertal-Oberbarmen sollen wieder Züge fahren. Die Idee ist nicht neu, bekommt jetzt aber einen völlig neuen Dreh: Denn es geht nicht mehr nur um einen unregelmäßigen Museumsbahnbetrieb, sondern um täglichen ÖPNV. Radevormwalds Bürgermeister Johannes Mans (SPD) hat den Vorschlag als Projekt für die Regionale 2025, die im Bergischen Rheinland stattfinden soll, ins Rennen gebracht. Darüber soll auch die Finanzierung laufen.

Bei seinem Amts- und Parteikollegen in Wuppertal, Oberbürgermeister Andreas Mucke, rennt er damit offene Türen ein. Einen gemeinsamen Termin im Barmer Rathaus gab es schon. „Die Chance ist da“, sagt Mucke. Denn anders als bei vielen ähnlichen Vorhaben ist die Strecke vorhanden. „Sonst gibt es oft eine Idee, aber keine Strecke.“ In diesem Fall existiert allerdings noch die alte Trasse der Wuppertalbahn. Ein Vorteil aus Sicht Muckes: Um die kümmert sich der Förderverein Wupperschiene, die Stadt Wuppertal hätte keine Kosten. Die Bahnenthusiasten um Ulrich Grotstollen bemühen sich seit Jahren um die Reaktivierung als Museumsbahn, haben eine siebenstellige Fördersumme akquiriert und viel Eigenleistung in die Strecke gesteckt.

Damals war die
Resonanz zurückhaltend

Allerdings habe man die Idee für ÖPNV selbst in die Diskussion eingebracht und vor einem Jahr auch der Stadtverwaltung Rade vorgestellt. Damals wäre die Resonanz aber zurückhaltend gewesen, so Grotstollen. Offenbar sehe man durch die Regionale jetzt aber neue Möglichkeiten im Rathaus - und vor allem Fördertöpfe.

„Unsere bisherigen Überlegungen gehen erst einmal dahin auszuloten, ob eine Reaktivierung der Strecke für den Öffentlichen Personen-Nahverkehr überhaupt möglich wäre“, sagt Mans. Denn das Projekt steht ganz am Anfang. Was vor allem geprüft werden muss: Wie viele Fahrgäste sind zu erwarten.

Der Zweckverband Nahverkehr Rheinland (NVR) - vom Oberbergischen Kreis bauftragt - sei kürzlich mit dem Wunsch an den Verkehrsverbund Rhein-Ruhr herangetreten, gemeinsam eine Vorstudie zur Reaktivierungsmaßnahme auf den Weg zu bringen, so eine VRR-Sprecherin. Sollte diese Potenzial aufzeigen, unterstütze der VRR ein solches Projekt auch aktiv. Eine Entscheidung dazu stehe im Verkehrsverbund aber noch aus. Der nächste Schritt wäre eine Machbarkeitsstudie. Und erst danach würde auch die Deutsche Bahn ins Spiel kommen, sagt ein DB-Sprecher in Düsseldorf auf WZ-Anfrage.

Die Gesamtstrecke zwischen Oberbarmen und Wilhelmstal umfasst gut 14 Kilometer. Für das erste, gut sechs Kilometer lange Teilstück zwischen Oberbarmen über Rauental nach Beyenburg steht der Verein Wupperschiene bereits in den Startlöchern mit ihrer Museumsbahn. „Wir warten auf die Betriebsgenehmigung der Deutschen Bahn“, sagt Grotstollen und kündigt an, jetzt auch politischen Druck aufbauen zu wollen. Alle Bauarbeiten seien im Prinzip fertig. Die Brücke Öhde ist saniert, der Hangrutsch, der den Verein lange aufhielt, beseitigt, die Weichen in Beyenburg seien ertüchtigt.

Parallelbetrieb soll
später möglich sein

Die Museumsbahn wird also mit großer Sicherheit vor dem ÖPNV an den Start gehen. Aber der Parallelbetrieb sei später möglich, sagt Grotstollen. Vorteil für den Verein: Er wäre nicht mehr Betreiber der Strecke, könnte sich auf die Organisation des Museumbahnbetriebes konzentrieren.

Doch viele Fragen seien noch zu klären, so Grotstollen. Die Schwellen und Gleise, ist er sicher, müssten für einen ÖPNV-Betrieb zum Beispiel zum Teil ausgetauscht, Bahnhöfe saniert werden. Aus seiner Sicht müsste auch die Option geprüft werden, über Oberbarmen eine durchgehende Verbindung zum Wuppertaler Hauptbahnhof nach Elberfeld zu schaffen. Dann wäre die neue Strecke für noch mehr Menschen aus dem Oberbergischen interessant.

Offen ist allerdings, wie es bei einem gleichzeitigen ÖPNV-Verkehr mit dem erfolgreichen Draisinen-Angebot von Wuppertrail in Beyenburg weitergeht. Der Verein ist seit Jahren die „Einnahmequelle“ für Wupperschiene, hat Tausende Fahrgäste im Jahr. Mans hält einen Parallelbetrieb für möglich. Achim Barg von Wuppertrail, der für die UWG auch im Rader Stadtrat sitzt, ist da eher skeptisch. Auch, was einen touristischen Aufschwung für Beyenburg durch den regelmäßigen Bahnbetrieb angeht. „Das sind doch dann Fahrgäste, die zum Beispiel zur Arbeit müssen.“

Kritisch ist Barg aber auch mit Blick auf die eingesetzte Technik. Stand jetzt wäre nur ein Diesellokbetrieb möglich - und das ausgerechnet in einem schützenswerten Flora-Fauna-Habitat-Gebiet. Das widerspreche völlig dem Prinzip der nachhaltigen Mobilität. Eine Elektrifizierung der Strecke würde das gesamte Projekt aber noch einmal verteuern.

Wupperschiene-Chef Grotstollen sieht hingegen auch andere Antriebsmöglichkeiten, etwa durch Akku-Lösungen. Aber, sagt er, es müsse auf jeden Fall ein Platz für Wuppertrail gefunden werden. Der Verein sei die Lebensader des Museumsbahnprojektes. »Seite 19